Schottland kommt ohne Kohle aus

Abschied von Kohleverstromung – Fokus auf Offshore-Wind

Am 24.03.2016 wurde Schottlands letztes Kohlekraftwerk vom Netz genommen. Longannet besaß eine Kapazität von 2.400 MW und wurde 1970 im schottischen Fife nötdlich des Firth of Forth errichtet. Ausgehend vom Transitional National Plan des Vereinigten Königreichs verabschiedet sich Schottland mit der Stilllegung des Kohlemeilers endgültig von der klimaschädlichen Kohleverstromung und setzt seinen Fokus immer stärker auf Erneuerbare Energien. Umweltschützer begrüßen den Schritt und erachten den Ausstieg aus der Kohle als wichtigen Beitrag zum Erreichen der britischen Klimaziele – so Joschua Katz in energiezukunft.

Hugh Finlay, der Direktor des Kraftwerkbetreibers ScottishPower, sprach davon, dass die Abschaltung für alle seine Mitarbeiter ein trauriger Tag sei. Longannet habe mehr Elektrizität in das schottische Stromnetz eingespeist, als jedes andere Kraftwerk in der Geschichte des Landes. Allerdings könnte das Kraftwerk damit auch bei der Menge an [[CO2]]-Emissionen ganz weit oben im Ranking stehen. Nachdem nun ein Vertrag mit dem Überlandleitungsnetz gescheitert war, sah sich ScottishPower zum Schließen von Longannet gezwungen.

Windenergie wichtigste Energiequelle Schottlands

In Schottland hat die Kohleverstromung in den letzten Jahren sowieso eher eine untergeordnete Rolle gespielt. Bereits 2015 deckte die Windenergie rechnerisch fast den kompletten Strombedarf aller schottischen Haushalte ab. Schottland gilt schon seit Jahren als das Zentrum der britischen Windenergie-Branche. Bis 2020 soll die gesamte Stromversorgung des Landes aus Erneuerbaren Quellen sichergestellt werden.

ScottishPower plant aufgrund der Schließung von Longannet den Bau von sechs weiteren Windparks. Dafür sollen umgerechnet knapp 830 Millionen Euro investiert werden. Weitere 638 Millionen Euro steckt das EVU außerdem in die Verbesserung des Stromnetzes. Damit ist ein rascher Ausbau der Erneuerbaren Energien in Schottland geplant.

[note „Keine ökologische Energiewende“ zwischen-titelt Michael Tschas seinen kritischen Blogbeitrag zum Thema auf be24.at/blog. Es bestehe „kein Grund zum Feiern“, denn es handle sich „nicht um eine ökologische Energiewende“. So seien in Großbritannien die Unterstützungen für Biomasse-, PV-Kraftwerke und kleine PV-Anlagen entweder ganz gestrichen oder gesenkt worden. Die Aussichten für den Bau neuer Windkraftanlagen auf dem britischen Festland hätten sich stark verschlechtert, da die Regierung Subventionen mit der scheinheiligen Begründung gestrichen habe, dass Onshore-Windkraft die wettbewerbsfähigste Erneuerbare Energie darstelle. Zusätzlich seien Bauvorschriften für Windkraftanlagen derart verschärft worden, dass der Bau großer und effizienter Windkraftanlagen unmöglich geworden sei. De facto komme das einem Baustopp auf dem Festland gleich. Offshore-Windkraftparks seien nicht von den Kürzungen betroffen. Mehr als 20 GW Offshore-Windkraftparks befänden sich in unterschiedlichen Planungs- und Bauphasen.

Der Ausstieg aus der Kohlekraft erfolge in erster Linie deshalb, weil die EU die Emissionsgrenzwerte wesentlich verschärft habe und Nachrüstungen der Kohlekraftwerke unrentabel wären. Hohe Emissionsabgaben sorgten bereits heute für Verluste der Betreiber von Kohlekraftwerken. Erschwerend komme hinzu, dass sich die Gaspreise auf einem historischen Tief befänden und weiter fallen dürften. Falls die Pläne von Amber Rudd, Ministerin für Energie und Klimawandel, umgesetzt würden, werde der Stromanteil aus Gaskraftwerken bis 2025 auf 55% ansteigen und Kohlestrom auf weniger als 1% fallen. Die Regierung prognostiziere, dass die Kapazität von Gaskraftwerken 2016 um beachtliche 17% gegenüber dem Vorjahr steigen werde.]

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