Aus Schwarz mach Grün

RWE startet neue, namenlose Tochter mit altem Chef

„Pünktlich zum 1. April 2016 nimmt die neue RWE-Tochtergesellschaft für Erneuerbare Energien, Netze und Vertrieb an diesem Freitag ihre Arbeit auf. Die Gesellschaft trägt übergangsweise den Namen „RWE International SE“ und umfasst die Geschäftsbereiche Erneuerbare Energien, Netze und Vertrieb im In- und Ausland.“ So beginnt die (leicht übertrieben optimistische) Pressemitteilung aus dem Essener EVU vom 31.03.2016. Warum „pünktlich“? Insider fragen sich, wer wohl den alten und neuen Chef Peter Terium beraten haben mag – ein echter Neustart sieht anders aus.

Insider lächeln

Die neue Firma hat noch nicht einmal einen eingängigen Namen, auch kein Logo, ist gesichts- und identitätslos. Zu Recht sagt Terium, zugleich CEO der RWE und der neuen Tochter: „Mit der Gründung unseres Tochterunternehmens und dem geplanten Börsengang haben wir uns eine Mammutaufgabe vorgenommen. Dank der hervorragenden Vorbereitung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter liegen wir dennoch voll im Plan.“ Er sagt aber auch: „Wir wollen im tiefgreifenden Wandel unserer Branche nicht nur erfolgreich mitschwimmen. Wir wollen den Energiemarkt der Zukunft gestalten und Vorreiter sein“. Das stößt nicht überall auf Zustimmung: „Insider können darüber nur lächeln. Denn derzeit sieht alles nach dem Gegenteil aus“, schreibt WDR-Redakteur Demian von Osten auf tagesschau.de.

Voll im Plan? Zunächst wechseln zwar die Mitarbeiter der RWE Innogy, RWE Deutschland, RWE Effizienz, RWE Vertrieb und RWE Energiedienstleistungen in die RWE International SE – der endgültige Name samt Markenauftritt soll aber erst im Sommer verkündet werden. Gegen Jahresende könnte dann der Gang an die Börse kommen – wenn das „dann bestehende Marktumfeld“ passe.

40.000 Mitarbeiter für 5 % des RWE-Strom aus Erneuerbaren Energien

Denn dieses wirkt zunächst eher problematisch: 40.000 Mitarbeiter für gerade einmal fünf Prozent des RWE-Stroms aus Erneuerbaren Energien? Immer noch stammt der allergrößte Teil aus fossilen Energieträgern und Atomkraft – und der verbleibt in der alten schmutzigen RWE. „Der Konzern hat keine Erfahrung im Bereich erneuerbare Energie, insofern ist dem Ganzen mit großer Skepsis zu begegnen“, so Energieökonomin Claudia Kemfert vom DIW Berlin gegenüber tagesschau.de. „Man kann zwar auch mit Erneuerbaren Energien Geld verdienen, das ist aber im Moment noch nicht der Fall. Der Konzern hat viele Altlasten und muss seine Schulden begleichen.“ Das sind mehr als 25 Milliarden Euro.  RWE-Vorstand Tigges musste erst kürzlich – nicht eben motivationssteigernd für die Mitarbeiter – weiteren Personalabbau ankündigen: 2.000 Jobs sollen bis 2018 wegfallen.

[note Noch im August 2015 hatte Terium eine Aufspaltung abgelehnt – RWE werde dem Beispiel des Konkurrenten E.ON nicht folgen, so Terium damals in Berlin. Eine solche Abspaltung brächte „kaum absehbare Probleme und Risiken“ und er sehe kein nachhaltiges Potenzial. Vier Monate später dann doch: „Schwerer Fall von Ideenklau“, schrieb das Handelsblatt-Morgenbriefing vom 02.12.2015. Eine „Verzweiflungstat“ nannte es die Zeit und fuhr fort: „Retten, was noch zu retten ist: RWE braucht Milliarden, um sein Überleben zu sichern. Jetzt werden die Gewinnbringer ins Schaufenster gestellt, um Investoren zu locken“.]

Folgt: Gravierende Management-Fehler