Klimaziel von Paris: „notwendig, machbar und einfach“

„Machbar“: CO2-Bepreisung, Divestment, Wind- und Sonnenkraft

„Der jüngste IPCC-Bericht hat den Mythos zerschmettert, dass eine Begrenzung der Erwärmung auf weniger als 2 Grad nicht machbar ist – der Report zeigt im Gegenteil, dass bei dem nötigen politischen Willen auch die Kosten vergleichsweise überschaubar sind“, sagt Ko-Autor Stefan Rahmstorf, Leiter des PIK-Forschungsbereichs Erdsystemanalyse. „Allerdings stützen sich fast alle IPCC-Szenarien auf so genannte negative Emissionen – das Herausholen von CO2 aus der Atmosphäre, um es zu speichern. Das ist ein Weitschuss. Der Preisrückgang und der Zuwachs an Effizienz bei der Erzeugung von Strom aus Wind und Sonne hingegen haben auch optimistische Vorhersagen übertroffen.“ Eine technologische Explosion bei den erneuerbaren Energien kann, wenn diese eine Marktdurchdringung von 15-20 Prozent erreicht haben, zu einer Implosion der fossilen Industrien führen, erklären die Wissenschaftler. Etwa Indien scheint derzeit sehr ernsthaft sein kolossales Erneuerbaren-Ziel umsetzen zu wollen – ein Beispiel für selbstverstärkende Entwicklungen, die das Potential haben, die Weltmärkte zu verändern.

Ein starkes Klima-Abkommen bereitet zudem den Weg für die Bepreisung von CO2, für die sich mehr und mehr Länder entscheiden, schreiben die Autoren. Nicht zuletzt wird die Moral ihre Kraft entfalten – die Divestment-Bewegung hat das Ziel, dass Geldanlagen aus der Fossilwirtschaft abgezogen werden. Bereits heute bewegen sich wichtige Akteure auf den Finanzmärkten, darunter die deutsche Allianz-Versicherung, die französische AXA oder die legendäre US-amerikanische Öl-Dynastie der Rockefellers in diese Richtung.

„Einfach“: Verhandler können die Ziele in Handlungen umsetzen

„Jenseits von Notwendigkeit und Machbarkeit hat das 2-Grad-Grenze gegenüber konkurrierenden Klimazielen einen Vorteil, der in der Welt der Realpolitik nicht überschätzt werden kann: Sie ist einfach zu verstehen und zu kommunizieren“, sagt Leitautor Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des PIK. „Die Temperaturgrenze ist eine optimale Balance aus Konkretheit und Verständlichkeit. Jetzt dreht sich die ganze Welt der Klimapolitik um eine einzige Zahl!“ In den Tagen und Nächten der Verhandlungen von Paris hat das 2-Grad-Konzept – das seinen Ursprung hat in einem Bericht des Wissenschaftlichen Beirats Globale Umweltveränderungen der Deutschen Bundesregierung 1995 – seinen Wert unter Beweis gestellt. Jede Delegation konnte für das Temperaturlimit streiten, das dem jeweiligen Staat richtig erschien; aber immer ging es um eine Erwärmungsgrenze. Mit den unlängst vorgeschlagenen Alternativen – Wärmegehalt des Ozeans, Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre, Temperatur-Änderungs-Rate – wäre das schwer vorstellbar gewesen.

„Das Abkommen von Paris ist ein historischer Durchbruch und ein Triumph der Vernunft“, so Schellnhuber. „Jetzt gibt es den Druck, diesen Konsens rechtzeitig umzusetzen, um die lauernde humanitäre Tragödie tatsächlich noch zu verhindern.“

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