Bilanzkonferenz des Europäischen Forschungsraums

In der Forschung wächst Europa zusammen

Mit einer großen Bilanzkonferenz startete das BMBF am 10.10.2016 in Berlin die Debatte über die Zukunft von Europas wissenschaftlicher Zusammenarbeit. Auf keinem anderen Politikfeld funktioniere die EU so gut wie bei Wissenschaft und Forschung, bilanzierte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka zur Eröffnung der Konferenz gemeinsam mit EU-Forschungskommissar Carlos Moedas. Sie erklärte: „Die europäischen Erfolge in Forschung und Innovation gehen größtenteils auf Gemeinschaftsprojekte und den Austausch von Wissen und Kompetenzen zurück.“

Die Debatten in Berlin, an der sich über 600 internationale Experten beteiligen, sollen die erste Grundlage zur Position Deutschlands zur Zukunft des Europäischen Forschungsraums und zur Ausrichtung des Nachfolgeprogramms von Horizont 2020, des weltweit größten Förderprogramms für Forschung und Innovation, sein. Ein zentrales Thema der Diskussionen ist die Digitalisierung unter dem Stichwort „open science“. Das BMBF hat dazu national eine Open-Access-Strategie vorgelegt, um den Austausch von wissenschaftlichen Daten und Ergebnissen zu vereinfachen. Zusammen mit der geplanten „Europäischen Cloud“ bildet die Strategie eine gute Grundlage, um den Zugang zu Wissen und die wissenschaftliche Zusammenarbeit europaweit zu erleichtern.

Der Europäische Forschungsraum (EFR) wurde 2009 EU-weit verankert. Er zielt darauf ab, die Rahmenbedingungen für Forschung und Innovation in Europa zu verbessern und zu harmonisieren sowie wissenschaftlichen Austausch und gemeinsame Forschung zu fördern. Seitdem arbeiten die EU-Mitgliedstaaten in Forschung und Innovation noch enger zusammen: Mit einem Anteil von nahezu 30 Prozent an der weltweiten Wissensproduktion – bei einem Anteil von 7 Prozent an der Weltbevölkerung – ist Europa gut aufgestellt. Der globale Wissens- und Innovationswettbewerb verschärft sich allerdings zunehmend. Vor diesem Hintergrund braucht Europa einen leistungsfähigen, offenen und für die besten Talente aus aller Welt attraktiven gemeinsamen Forschungsraum.

Wichtig ist es dabei, Europas Kräfte  zu bündeln und nationale Forschungs- und Innovationsaktivitäten stärker miteinander zu vernetzen. Zu diesem Zweck arbeiten die EU-Mitgliedstaaten zusammen mit der Europäischen Kommission daran, den Europäischen Forschungsraum (EFR) fest in Europa zu verankern. Der EFR soll ein echter Binnenraum für Forschung und Innovation werden. Er soll die Freizügigkeit der Forscherinnen und Forscher garantieren und den freien Austausch wissenschaftlicher Erkenntnisse und Technologien ermöglichen.

Bundesforschungsministerin Johanna Wanka betonte die große Bedeutung der Forschungszusammenarbeit in Europa: „Mehr denn je brauchen wir ein Europa, das zusammensteht. „Mehr denn je brauchen wir ein Europa, das zusammensteht. Die europäischen Erfolge in Forschung und Innovation gehen größtenteils auf Gemeinschaftsprojekte und den Austausch von Wissen und Kompetenzen zurück. Nur so entsteht Erkenntnisgewinn und wissenschaftlicher Fortschritt, um die großen Veränderungen, die in allen Bereichen geschehen, zu verstehen und besser bewältigen zu können,“ so Wanka.

Vorreiter in Europa

Deutschland hat 2014 als erster EU-Mitgliedsstaat eine eigene Strategie zur EFR-Weiterentwicklung vorgelegt. Mit der Digitalisierung in der Wissenschaft, dem Thema weltweiter Mobilitätsbewegungen und dem globalen Wettbewerb stehe die Kooperation vor neuen Herausforderungen. Die einzelnen Staaten sind zu klein, um weltweit konkurrieren zu können. Dies gelingt nur durch gemeinsame Forschungsvorhaben. Inzwischen haben auch die meisten anderen Staaten eine Forschungsstrategie vorgelegt.

Europäische Forschung sei dann stark, wenn auch die Forschung auf nationaler Ebene stark sei, betonte die Ministerin. Deutschland habe in den vergangenen Jahren mit Maßnahmen wie der Exzellenzinitiative oder der Hightech-Strategie viel investiert, um die nationale Forschungsbasis zu stärken. Dies habe sich in Europa ausgezahlt: Deutschland führt regelmäßig die meisten EU-Forschungskonsortien an und ist an den meisten EU-Projekten beteiligt. Zudem beteiligt es sich an Forschungsstipendien des Europäischen Forschungsrats. Auch hier schneidet Deutschland immer sehr gut ab. „Das Leben im System Erde basiert auf Vielfalt“, sagte Wanka, „es wird nicht durch Konfrontation gesichert, sondern durch Toleranz, Offenheit und Vielfalt. Und das brauchen wir in der Europäischen Union.“

Prioritäten des Europäischen Forschungsraums

Der EFR zielt darauf ab, die Rahmenbedingungen für Forschung und Innovation in Europa zu verbessern und zu harmonisieren. Dabei geht es darum, die europäische Forschungslandschaft nach folgenden Prinzipien zu gestalten:

  • effektivere nationale Forschungssysteme,
  • optimale länderübergreifende Zusammenarbeit und entsprechender Wettbewerb,
  • offener Arbeitsmarkt für Forscherinnen und Forscher,
  • Gleichstellung der Geschlechter und Berücksichtigung des Gleichstellungsaspekts in der Forschung,
  • optimaler Austausch und Transfer von sowie Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen,
  • Internationalisierung  des Europäischen Forschungsraums.

Die größte Herausforderung dabei ist, die verschiedenen Wissenschaftssysteme der EU-Mitgliedstaaten und Regionen stärker zu integrieren ohne ihre Vielfalt – die ihre Stärke ist – aufzugeben.

Ein langer Weg

Die Idee eines Europäischen Forschungsraums wurde erstmals im Jahr 2000 in der Mitteilung der Europäischen Kommission „Hin zu einem Europäischen Forschungsraum“ formuliert. Seitdem orientieren sich die Maßnahmen der Europäischen Union an dem Ziel, den gemeinsamen Forschungsraum vollständig zu verwirklichen. Im Zentrum steht die Stärkung gemeinsamer Forschung und Innovation. Der zentrale Leitgedanke eines gemeinsamen Forschungsraums ist im Vertrag von Lissabon seit 2009 festgeschrieben. In mehreren politischen Dokumenten haben die Europäische Kommission und die Mitgliedstaaten ihren Gestaltungswillen immer wieder bekräftigt. So ist der EFR als Teil der Leitinitiative ‚Innovationsunion‘ beispielsweise auch ein Ziel der übergreifenden Europa 2020-Strategie. Sie gibt die grundlegende Richtung der europäischen Politik vor.

Heute gilt der EFR als im Grundsatz vollendet. Der globale Wissens- und Innovationswettbewerb erfordert aber eine stetige Weiterentwicklung, um das vorhandene Forschungs- und Innovationspotenzial in Europa voll auszuschöpfen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung arbeitet gemeinsam mit anderen Ressorts an diesem Ziel. So hat Deutschland als erster EU-Mitgliedstaat eine Strategie zum Europäischen Forschungsraum vorgelegt.

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