„Furchtbare Liebe der Briten zur Atomkraft“

Lesehinweis: Kommentar von Björn Finke in der Süddeutschen Zeitung – und eine weiterführende Überlegung

„Die britische Regierung lässt für eine irrsinnige Summe ein Kernkraftwerk bauen. Das ist absurd“, überschreibt Finke seinen Kommentar, und fährt fort: „Theresa May hatte Zweifel, aber die waren nicht groß genug, um das Prestigeprojekt zu stoppen“. Darum lasse ihre Regierung nun tatsächlich „für unvorstellbare 22 Milliarden Euro“ ein Atomkraftwerk bauen…

Und damit nicht genug: Nach Hinkley Point C will May noch mehr Atomreaktoren errichten: „vorwärts in die Vergangenheit“ (Finke). Dabei sei die „Kernkraft eine Technik von gestern, teuer, riskant und produziert strahlenden Müll, für den bislang weder in Deutschland noch in Großbritannien sichere Endlager gefunden wurden“. Und  sie lohnt sich nicht einmal. Nur mit milliardenschweren Subventionen aus den Steuertöpfen ist sie am Energiemarkt durchzuboxen, für Abriss und (End?)-Lagerung zahlen ebenfalls mehrheitlich die Steuerzahler.

Finke, SZ-Wirtschaftskorrespondent in London, konstatiert: „Hinkley Point C wird hochgezogen, weil die Politik es will, nicht weil es wirtschaftlich sinnvoll wäre“. In Deutschland gäbe das Proteste, aber „die Mehrheit der Briten unterstützt die Kernenergie, trotz Fukushima. Zugleich kürzten die Konservativen die Subventionen für grünen Strom“.

Daraus zieht Finke einen logischen Schluss: „Die britische Energiepolitik ist absurd. Theresa May muss umsteuern, bevor es zu spät ist“. Sie wird nicht auf ihn hören. Denn die (eigentlich wirklich absurde) Liebe der Staaten zur Atomkraft folgt einer ganz anderen Logik: Aus der Geschichte lernen wir laut Hegel zuallererst, dass die Menschen nichts aus ihr gelernt haben (das gilt nicht zuletzt für die Atomkraft!) – aber wir lernen zweitens, dass Atomenergie seit Hiroshima und Nagasaki immer eine militärische Komponente hatte; wer in nationaler Größe denkt, denkt an Militär, denkt an Waffen, denkt an Atom – und da machen die Tories – mit vielen Briten hinter sich – keine Ausnahme.

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