acatech fordert nationale Bildungsinitiative Industrie 4.0

Handlungsempfehlungen für Unternehmen, Politik und Gesellschaft

Um die Kompetenzentwicklung für Industrie 4.0 zu befördern und erfolgreich zu gestalten, seien drei Gruppen von Akteuren gefordert: Unternehmen, Politik und Bildungsanbieter. An sie adressiert acatech folgende Handlungsempfehlungen:

Empfehlungen für Unternehmen

  • Bewusstsein entwickeln und Strategien für Industrie 4.0 umsetzen:
    Entscheider in den Unternehmen sollten ein Verständnis für die disruptiven Veränderungen durch Industrie 4.0 entwickeln. Wichtig ist dabei, dass die Unternehmen daraus Strategien und Maßnahmen für die Kompetenzentwicklung der Beschäftigten sowie die Umsetzung neuer Produkte, effizienter Prozesse und innovativer Geschäftsmodelle ableiten. Der Führungskompetenz des Managements kommt hierbei eine besondere Relevanz zu.
  • Qualifizierung und Change-Management stärken:
    Die betriebliche Aus- und Weiterbildung muss an die Industrie 4.0 angepasst und die Qualifizierung zu einer Priorität gemacht werden. Neue digitale Methoden bieten hierfür effektive Ansatzpunkte. Zudem sind eine Anpassung der Arbeits- und Prozessorganisation sowie die Schaffung entsprechender Rahmenbedingungen von Bedeutung. Das Change-Management sollte dabei von Anfang an berücksichtigt werden.

Empfehlungen für die Politik

  • Rahmenbedingungen für die erforderliche Qualifizierung schaffen:
    Eine fundierte Analyse zu Bildungsstand und Kompetenzniveaus durch Schulen, Hochschulen und andere Bildungsinstitutionen bildet die Grundlage, die entscheidenden Medien- und Digitalisierungskompetenzen näher zu definieren und erfolgreiche Qualifizierungsstrategien zu entwickeln. Dabei gilt es, alle relevanten Akteure auf allen Ebenen – national, regional und betrieblich – rechtzeitig einzubeziehen. Die Institutionalisierung eines Weiterbildungssystems schafft die Voraussetzungen für individualisierte, offene und lebenslange Lernpfade. Wichtig sind dabei die Ausrichtung der Aus und Weiterbildung am Arbeitsprozess, flexible Ansätze sowie Offenheit für experimentelle Wege. Die Qualifizierung für Industrie 4.0 bleibt dabei nicht nur auf die berufliche Aus- und Weiterbildung beschränkt, sondern schließt auch die Hochschulen und Universitäten ein.
  • Das Bildungssystem an künftige Anforderungen anpas­sen:
    Um Schülerinnen und Schüler sowie Studierende fit für Industrie 4.0 zu machen, müssen Medien- und Digitalisierungskompetenzen an Schulen und Hochschulen vermittelt werden. Im Rahmen des dualen Ausbildungssystems gilt es, die Ausbildung an Berufsschulen und in den Unternehmen mit dem technologischen Wandel zu synchronisieren. Voraussetzung dafür sind die gezielte Aus- und Weiterbildung des Lehrpersonals sowie eine Adaption von Studiengängen. Generell sollte die Aus- und Weiterbildung für Industrie 4.0 an der betrieblichen Ebene ausgerichtet werden.
  • Information und Austausch für Unternehmen und Be­schäftigte bieten: Insbesondere KMU müssen für die umfassenden Veränderungen durch Industrie 4.0 sensibilisiert werden. Dazu sollte der Austausch zwischen Unternehmen über eine zentrale Plattform mit relevanten Informationen und themenbezogenen Lernräumen gefördert werden. Um Absolventinnen und Absolventen sowie Beschäftigten Orientierung sowie zuverlässige Informationen zu liefern, empfehlen sich der Aufbau und die Umsetzung einer neutralen Bildungsplattform mit spezifischen Qualifizierungsangeboten.

Empfehlungen für Bildungsanbieter

  • Kompetenzen für Industrie 4.0 digital vermitteln:
    Digitale Lernformate und -methoden bieten einen wichtigen Zugang, um Unternehmen und Beschäftigte für die Chancen und Herausforderungen von Industrie 4.0 zu sensibilisieren. Sie können beziehungsweise müssen – etwa im Sinne des Blended Learning – punktuell mit klassischen Lehrformen (Seminare, Workshops oder Lehrgespräche) kombiniert werden. Wichtig ist dabei, bedarfsorientierte, selbstgesteuerte non-formale und formale Angebote zu entwickeln. Innovative Lehr-Lern-Lösungen eröffnen neue Optionen für die gezielte, individualisierte Kompetenzentwicklung sowie die Unterstützung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch Assistenzsysteme. Die Angebote für die Aus- und Weiterbildung sollten flexibel auf die unterschiedlichen Lebens- und Lernphasen der Beschäftigten abgestimmt werden.
  • Neue Geschäftsmodelle für Bildungsanbieter ent­wickeln:
    Mit neuen Beratungsleistungen, individualisierten und situationsbezogenen Angeboten, produktspezifischen Weiterbildungen oder Ansätzen für Skill- und Gap-Analysen können Bildungsanbieter neue Wertschöpfungsoptionen für sich entwickeln und einen Mehrwert bei dem Kunden generieren.

Folgt: Fazit der acatech-Position