Peru: Wasser in der Wüste

Nebelfängernetze

Die Wüste grün machen ist das Motto eines peruanischen Pilotprojekts: Die Bewegung Peruaner ohne Wasser (Peruanos sin agua) fängt mit Netzen nahe der peruanischen Stadt Tacna an der Grenze zu Chile Nebel ein, und gewinnt so in der trockenen Atacama-Region Wasser. Das in den Netzen kondensierende Wasser tropft in offene Halbrohre und fließt in Behälter. Die Initiatoren um Peruanos sin agua-Chef Abel Cruz Gutíerrez erwarten, dass sich mit einem Netz pro Tag bis zu 200 Liter Wasser sammeln lassen – für Trinkwasser und ökologische Landwirtschaft.

Ein Problem ist dabei, dass es im peruanischen Sommer (Dezember bis März) kaum Nebel gibt – bei zugleich sengender Hitze. Deshalb müsste in den übrigen Monaten mit zusätzlichen Netzen Wasser gesammelt und in großen Tanks gespeichert werden. Denn in der Region wird es ständig trockener.

Im März allerdings wurde der Andenstaat vom Klimaphänomen El-Niño gebeutelt – mit verheerenden Überschwemmungen. Der Pazifik war fünf Grad wärmer als normalerweise um diese Jahreszeit. Wegen der stärkeren Verdunstung kam es zu heftigen Regenfällen, Flüsse wurden zu reißenden Strömen und brachten durch das mitgezogene Geröll die Trinkwassergewinnung für Lima zum Kollabieren.

Nebelnetze in Peru – Foto © lossinagua

Cruz wirft der peruanischen Regierung vor, sie ignoriere das Menschenrecht auf Wasser und kümmere sich nicht um Bewässerungssysteme. Sie ist nur zur Stelle, wenn es publikumswirksam Projekte einzuweihen gibt, wenn nach der von El Niño verursachten Überschwemmung des Rio Rimac die Wasserversorgung wieder funktioniert, oder sie kümmert sich nur um die Ausbeutung der Minen. Dadurch werden zudem die Flüsse kontaminiert. Dabei hätten selbst in der Hauptstadt Lima hunderttausende Menschen nicht genug sauberes Trinkwasser; und auch dort gebe es oft Nebel.

Die australische Botschaft will ein Projekt der Peruanos sin Agua  unterstützen. Und der Rotary Club im amerikanischen Pittsburgh will über 200 Filter spenden, damit das mit den Netzen aufgefangene Wasser als Trinkwasser genutzt werden kann.

Die Nebelfänger über sich
(Übersetzung aus dem Spanischen von Gerhard Hofmann)

„Die Bewegung ‚Peruaner ohne Wasser’“ ist eine Vereinigung von Unternehmern, die sich der Erreichung der UN-Millenniums-Entwicklungsziele verpflichtet fühlen – verknüpft mit Fragen des Trinkwassers, der sanitäre Grundversorgung und der Umwelt durch partizipative Projekte in Stadtrand- und Landgebieten. Diese zielen auf Bemühungen der nationalen Solidarität um Lösungen für ausreichende Versorgung mit sauberem Wasser und sanitärer Grundversorgung für die Bevölkerung des Slums. Den Zugang zu sauberem Wasser zu ermöglichen ist Recht und Pflicht der Regierungen – ein grundlegendes Prinzip von Gerechtigkeit und Würde.

Situation in Lima und Callao (Hafen von Lima)

  • Der Jahresbedarf wird auf 700 Millionen m³ geschätzt.
  • Die jährlichen Wasservorräte betragen gegenwärtig nur 330 Millionen m³. Dazu zu rechnen ist der Verlust von 40% nicht abgerechneten Wassers.
  • Die SEDAPAL verwaltet 43 der 49 Bezirke, 4 werden von Gemeinden und 2 in Teilverwaltung verwaltet.
  • Von Wassermangel betroffen sind geschätzte eineinhalb Millionen Einwohner, konzentriert auf Stadtrandgebiete.
  • Die unversorgte Bevölkerung beträgt gemäß der der SEDAPAL-Statistik bis zum 10-fachen davon.
  • Mehr als eineinhalb Millionen Menschen nutzen in Lima weiterhin Tanklastwagen.
  • Obwohl sich das SEDAPAL-Management verbessert hat, braucht die SEDAPAL mehr Geld.
  • Dringend muss der Marca II-Prozess gestartet werden, um die Wassermenge um 300 Mio. m³ zu erhöhen.
  • Es gibt 4.300 Elendsviertel in Lima und Callao.
  • In Lima konzentrieren sich 34% der Bevölkerung von Peru, die Stadt auf Platz 18 der am dichtesten bevölkerten Städte der Welt.
  • Lima ist nach Kairo die zweitgrößte Stadt der Welt, die in die Wüste gebaut wurde.

->Quellen: