Mehr als eine Milliarde ohne Strom

Reiche Länder versagen bei Reduktion und Effizienz

Kaum zu glauben: Nicht weniger, sondern immer mehr Menschen kochen weltweit mit Holz, Holzkohle, getrocknetem Dung oder Kerosin statt mit Strom oder Gas: Mehr als eine Milliarde Menschen haben keinen Zugang zu Elektrizität. Die Industrieländer – nicht erst seit COP21 in der Pflicht – reduzieren ihren Energieverbrauch ungenügend. Das geht aus dem Report Global Tracking Framework der UN-Initiative Sustainable Energy for All hervor, den die Weltbank und die Internationale Energieagentur (IEA) am 03,04,2017 in New York vorstellten.

Die UN hatten 2012 als Ziel v0rgegeben, dass bis 2030 alle Haushalte weltweit Zugang zu Elektrizität haben sollten. Außerdem soll der Anteil der Erneuerbaren Energien am Strommix verdoppelt und die Energieeffizienz gesteigert werden. Alle zwei Jahre soll ein Bericht den Fortschritt bei diesen Zielen dokumentieren.

Staaten tun zu wenig

Dem aktuellen Report zufolge investieren die meisten Staaten zu wenig, um die Ziele zu erreichen. Zudem beschränkten sich die Verbesserungen in der Energieeffizienz hauptsächlich auf die Industrie. Private Haushalte verringerten ihren Energieverbrauch nicht in gleichem Maße. Besonders vorbildlich in Bezug auf Einsparungen seien Australien, China und Italien.

Die Autoren des Berichts appellieren darin weltweit an die Regierungen, ihre Anstrengungen zu verstärken, um die von den UN formulierten Ziele für nachhaltige Energie bis 2030 zu erreichen. Von der UN-Forderung nach weltweiter Elektrifizierung sind viele Länder dem Report zufolge weit entfernt. Mehr als drei Milliarden Menschen kochen nach UN-Angaben mit gesundheitsschädlichen Stoffen wie Holzkohle oder Dung. Der Grund: Das Bevölkerungswachstum verhindere den flächendeckenden Zugang zu sauberen Kochmöglichkeiten.

„Bescheidene Verbesserungen in der globalen Elektrifizierung und beim Zugang zu sauberem Kochen überschatten signifikante Fortschritte im globalen Anteil der Erneuerbaren Energien im Global Tracking Framework (GTD) 2017 – Fortschritt in Richtung Nachhaltige Energie, der am 03.04.2017 in New York präsentiert wurde“ – so fasst die IEA den neuen GTD zusammen. Diese dritte Auflage des Berichts, Ergebnis mehrerer Agenturen, geleitet von der Internationalen Energieagentur (IEA) und der Weltbank, aktualisiere, wie sich die Welt in Richtung auf die drei Sustainable Energy for All-Ziele zubewegt:

  1. universeller Zugang zu Elektrizität und saubere Küche,
  2. Verdoppelung der globalen Verbesserungsrate der Energieeffizienz und
  3. Verdoppelung des Anteils der Erneuerbaren Energien am globalen Energiemix bis 2030

Die SE4All-Ziele im Einzelnen

  1.  2014 erreichte die globale Elektrifizierung 85,3% – eine bescheidene Verbesserung seit 2012 und eine Verlangsamung gegenüber den Vorjahren, aber mehr als eine 1 Milliarde Menschen verfügen immer noch nicht über einen Zugang zu Strom. Einige Länder haben rasche Fortschritte gemacht, darunter Kenia, Malawi, Sudan, Uganda, Sambia und Ruanda. Andere, wie Afghanistan und Kambodscha,schreiten rasch voran, indem sie netzunabhängige Solarenergie stärker nutzen und unterstreichen damit, wie neue Technologien den Fortschritt vorantreiben können.
  2. Der Zugang zu sauberen Kraftstoffen und Technologien für das Kochen erreichte im Jahr 2014 weltweit 57,4% und zeigte seit 2012 kaum eine Zunahme. Dies zeigt, dass die Bemühungen in Ländern wie Afghanistan und Nigeria, wo der Zugang zu sauberem Kochen seit 2012 um etwa 1% pro Jahr sinkt. Indonesien machte die meisten Fortschritte, mit einem Wachstum des Zugangs zu sauberem Kochen um mehr als 8% pro Jahr.
  3. Der Anteil der Erneuerbaren Energien am gesamten Endenergieverbrauch stieg auf 18,3% und setzte die leichte Beschleunigung des seit 2010 offensichtlichen Trends fort. Allerdings ist der Fortschritt nirgends kaum ausreichend, um den Anteil von 2010 auf 36% zu verdoppeln. Wie im IEA World Energy Outlook 2016 hervorgehoben wurde, besteht die Herausforderung in einer Erhöhung der Erneuerbaren Energien-Nutzung im Wärme- und Transportbereich, dem Großteil des globalen Energieverbrauchs.
  4. „Das Global Tracking Framework zeigt die Dringlichkeit, die Maßnahmen zur Erreichung der nachhaltigen Energie für alle zu beschleunigen“, sagte IEA Executive Director Fatih Birol. „Wir bei der IEA sind stolz darauf, wieder zu dieser wichtigen Publikation beizutragen, welche die Notwendigkeit eines globalen Übergangs zur sauberen, modernen Energie hervorhebt um damit für jeden eine wohlhabende und produktive Zukunft sicherzustellen.“ Rachel Kyte, Generalsekretärin von Sustainable Energy for All, wurde deutlicher: Die Daten seien ein Warnsignal für die Staatsoberhäupter der Welt. „Wir haben uns alle verpflichtet zu handeln, und mit jedem Tag, den wir es weiter hinausschieben, wird es unangenehmer und teurer.“

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