„March for Science“ Zeichen für Freiheit von Wissenschaft, Forschung und Lehre
Deutschland ist ein attraktiver Standort und Anziehungspunkt für internationale Studierende und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt. Dazu tragen die außeruniversitären Forschungseinrichtungen und gerade die Max-Planck-Gesellschaft wesentlich bei. Die Bundesregierung wird auch weiterhin für Transparenz und Verlässlichkeit einer aufwachsenden Finanzierung stehen. Wir setzen uns weiter für Forschung frei von staatlicher Einmischung ein, zugleich aber für die wissenschaftlich getriebene Lösung der großen gesellschaftlichen Herausforderungen. Wir werden den Transfer von der Forschung in die Praxis stärken und die seit Jahren immer engere Zusammenarbeit von Außeruniversitären und Hochschulen. Wir tragen weiter ganz konkret dazu bei, dass jeder und jede, die studieren will, auch studieren kann, wenn er oder sie die Voraussetzungen dafür mitbringt, und wir werden Maßnahmen entwickeln, um die Qualität der Lehre zu verbessern. Wer erkennt, dass ein Hochschulstudium nichts für ihn ist, soll noch bessere Chancen als bisher in der beruflichen Bildung haben; und wen es als beruflich Gebildeter an die Hochschulen zieht, den werden wir bei entsprechender Eignung ebenfalls noch stärker unterstützen. Eine der großen Herausforderungen bleibt die Digitalisierung, gerade auch in der Wissenschaft: Nationale Dateninfrastrukturen, Hoch- und Höchstleistungsrechnen, Sicherheit, Digitalisierung von Sammlungen oder Open Access als freier Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen: Hier haben wir in den vergangenen Jahren vieles sehr konkret auf den Weg gebracht, und viele von Ihnen mit uns. Ich appelliere an Sie alle: Lassen Sie uns die Mammut-Aufgabe Digitalisierung nicht als schwierige, zuweilen gar lästige Aufgabe verstehen, sondern als große Chance für die Wissenschaft, für die Wertschöpfung und für die Gesellschaft, wenn wir es richtig angehen.
Die Wissenschaft steht heute nicht zum ersten Mal in der Geschichte vor der Herausforderung ihren Platz in der Gesellschaft zu behaupten: Der hohe Stellenwert von Wissenschaft und von wissenschaftlichem Fortschritt ist nicht mehr überall Konsens: Zum einen zeigt der Blick in die USA und auf die dort angestrebten Budgetkürzungen für die Forschung dies eindrücklich. Zum anderen macht mir die Verunglimpfung von „Experten“ durch populistische Parteien Sorgen.
Zugleich steht aber fest: unsere Gesellschaftsordnung ist geprägt durch den wissenschaftlichen Fortschritt der letzten Jahrhunderte. Nicht nur im Sinne technischer Errungenschaften. Das wissenschaftliche, das empirische Denken durchdringt unsere Gesellschaftsordnung, unsere Werte, unserer demokratisches Gemeinwesen. Ich möchte soweit gehen zu sagen, dass das aus den Naturwissenschaften stammende kritische Denken, die empirische Methode das Kennzeichen ist, das unsere moderne Gesellschaft von allen früheren und anderen Formen der Organisation des menschlichen Zusammenlebens am meisten unterscheidet. Daraus und eben nicht nur aus der Verantwortung und der Expertise für neue Technologien ergibt sich eine Notwendigkeit und eine Verpflichtung der Wissenschaft, sich der gesellschaftlichen Debatte zu stellen und sie zu bereichern.
Dazu gehört gute Wissenschaftskommunikation. Verständnis und Interesse an Forschung zu wecken, die Begeisterung, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für ihre Themen empfinden, auch den Außenstehenden zu vermitteln, ist eine vornehme Aufgabe von Wissenschaft. Es ist auch keine leichte Aufgabe. Gerade deshalb sollte sie auch in der wissenschaftlichen Community Wertschätzung erfahren. Je besser dies gelingt, umso höher die Chance, dass Wissenschaftler in ihrer Rolle als Expertinnen und Experten in der Gesellschaft auch akzeptiert und geschätzt werden. Umso höher auch die Chance, dass rationales Denken als solches prägend bleibt.
Am 22. April haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Studierende und interessierte Menschen in aller Welt mit dem „March for Science“ ein Zeichen für die Freiheit von Wissenschaft, Forschung und Lehre weltweit gesetzt. Im Umfeld dieser globalen Mobilisierung wurde zuweilen die Frage gestellt, ob und wie stark es zulässig und wünschenswert ist, dass sich Wissenschaft in die Tagespolitik einmischt. Die Antwort kann nur lauten: es ist nicht nur zulässig, nicht nur wünschenswert, sondern sogar geboten. Es ist vornehme Aufgabe der Politik, Rahmenbedingungen für das menschliche Gemeinwesen zu setzen und es liegt bei den gewählten Volksvertretern – und ausschließlich bei ihnen- politische Entscheidungen zu treffen und dafür Verantwortung zu übernehmen. Dies ist Wesen der Demokratie. Aber die politische Debatte ist nicht etwas, was Politiker untereinander führen. Sondern sie geht jeden an und steht jedem offen. Dies ist das Wesen eines demokratischen Gemeinwesens. Wer sich in vornehmer Zurückhaltung übt, überlässt das Forum denen, die am lautesten schreien, nicht denen, die am meisten zu sagen haben.“
->Quellen: