MPG „Flaggschiff der deutschen Forschungslandschaft“

Rede von BMBF-Staatssekretär Georg Schütte in Erfurt

Georg Schütte, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, hielt im Rahmen der 68. Jahresversammlung der Max-Planck-Gesellschaft ein Grußwort. Schütte bekräftigte dabei, dass das BMBF die Förderung für die neuen in Kooperation mit der Hochschulrektorenkonferenz und weiteren Partnern entshehenden Max Planck Schoolsbereitstellen will. Solarify dokumentiert.

„‚Die jungen Menschen lieben es fast alle, an ihre Zukunft den messenden Zirkel zu legen; entspricht ihre Willenskraft der Größe des Winkels, den sie öffnen, so gehört die Welt ihnen.‘ So beschreibt Honoré de Balzac jene vielleicht schönste, sicher aufregendste Zeit im Leben eines jeden Menschen: Jene Phase, in der ein Mensch aus dem Schutzraum und der Abhängigkeit von Herkommen und Elternhaus herausgetreten ist, der Blick sich weitet, die persönliche Zukunft offen und gestaltbar ist und unter den vielen Wegen, die sich auftun, noch nicht der eine beschritten ist, der schließlich in eine feste, nur noch wenig wandelbare Lebensbahn mündet. Für junge Menschen, die eine Karriere in der Wissenschaft anstreben, dauert diese Phase, jedenfalls in beruflicher Hinsicht, oft länger an als in vielen anderen Berufsfeldern. Dabei kann die häufig damit verbundene materielle Unsicherheit zur Belastung werden, gerade wo berufliche und familiäre Lebensentscheidungen auf einander treffen. Zugleich ist dies aber auch eine Chance und eine Bereicherung. Junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeichnen sich durch enormen Enthusiasmus, hohe intrinsische Motivation und nicht zuletzt Neugier und Offenheit aus.

Es ist Aufgabe der Forschungspolitik und vor allem auch der Hochschulen und Forschungseinrichtungen selbst, die Rahmenbedingungen für den wissenschaftlichen Nachwuchs so zu gestalten, dass junge Talente den Winkel ihrer Entfaltung weit spannen und zur Gänze ausschreiten können, um damit ihr ganzes Potential zu entfalten. Ein zentrales Anliegen für die Max Planck Gesellschaft, weshalb die Nachwuchsförderung dieses Jahr Thema der Jahresversammlung ist.

Die besten Köpfe zu rekrutieren, junge Talente zu entwickeln und zu halten sind wichtige Daueraufgaben von Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen. Die Max Planck Gesellschaft mit ihrer hohen nationalen und internationalen Sichtbarkeit steht dabei besonders im Fokus. Dies nicht nur wegen der vielen exzellenten Forschungsleistungen, sondern auch wegen der einzigartigen Strukturen der MPG. Der Vertrauensvorschuss, Kernelement des Harnack-Prinzips, der den Forschenden entgegengebracht wird, ermöglicht die Freiheit und die langfristige Planungssicherheit, die gerade in der Grundlagenforschung unerlässlich sind, um neuen Ideen zum Durchbruch zu verhelfen. Dennoch ist dies gerade international keinesfalls eine Selbstverständlichkeit, sondern leider eher ein Luxus, um den Angehörige der Max Planck-Gesellschaft oft beneidet werden.

Freiheit ist aber nicht zu haben ohne Verantwortung: Verantwortung gegenüber den Mitgliedern des eigenen Teams und gegenüber der MPG als Ganzes. Sie impliziert die Verpflichtung, von der Freiheit abzugeben und Verantwortung auch zu übertragen. Gemäß dem Harnack-Prinzip steht bei Berufungen die Person und ihr individuelles herausragendes Potential im Mittelpunkt, nicht abstrakte Programme und Strategien. Gut so. Gemeint sind damit aber nicht geniale Einzelkämpfer, die in „splendid isolation“ ihre Theorien entwickeln, sondern Teamplayer, die sich vernetzen, die in jungen talentierten Kolleginnen und Kollegen nicht künftige Konkurrenten, sondern wertvolle Diskussionspartner und legitime Erben ihrer Forschungsarbeiten sehen.

Die Förderinitiativen der Max-Planck-Gesellschaft für den wissenschaftlichen Nachwuchs sind ein Zeichen, dass sich die MPG auf allen Ebenen bewusst ist, welche zentrale Rolle die Nachwuchsförderung für die nachhaltige Sicherung und Entwicklung des deutschen Wissenschaftsstandortes und der besonderen Stellung der MPG haben.

Der weitere Ausbau der Promovierendenausbildung in den Max Planck Research Schools (IMPRS), die erst auf den zweiten Blick bedeutsame Neuformulierung in den Postdoc-Leitlinien mit der Betonung der wissenschaftlichen Selbständigkeit junger Forscherinnen und Forscher. und der besondere Fokus auf die unter dem Label „Established Researchers“ gefasste Gruppe von jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf dem Weg zur Berufung zeugen von dem hohen Engagement der MPG.

In Planung ist derzeit noch eine weitere Initiative, um herausragenden angehenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eine exzellente Ausbildungsmöglichkeit in Deutschland zu schaffen, die Max Planck Schools. In einer fünfjährigen Explorationsphase der Max-Planck-Gesellschaft gemeinsam mit der Hochschulrektorenkonferenz und den außeruniversitären Forschungseinrichtungen sollen mit Beginn des kommenden Jahres drei vom BMBF geförderte Pilotschools an den Start gehen. Die Idee dabei ist, durch nationale Vernetzung eine kritische Masse an wissenschaftlicher Qualität auf Weltniveau zu erreichen. Gleichzeitig soll die klassische Verbindung von erkenntnisorientierter Grundlagenforschung und forschungsorientierter Lehre gestärkt werden. Da herausragende Lehre stets herausragende Studierende anzieht, lassen sich auf diese Weise international ‚Talente‘ gewinnen, für die das deutsche Wissenschaftssystem bislang nicht im Fokus stand.

Dem hohen Grad der Internationalisierung der Forschung in der Max-Planck-Gesellschaft entsprechend engagiert sie sich folgerichtig auch im Europäischen Forschungsraum bei der Nachwuchsförderung. Sie hat die entstehenden Lücken in den mittel-und osteuropäischen Ländern erkannt und wird mit dem Förderprogramm Dioscuri, das vom BMBF in einer Pilotphase mitfinanziert wird, einen Beitrag leisten um gegenzusteuern.

Folgt: MPG hat als Flaggschiff der deutschen Forschungslandschaft gute Grundlagen geschaffen