Der Geo-Risikoforscher Peter Höppe im Solarify-Selbst-Gespräch nach den Hurrikanen
„Durch den Klimawandel werden wir auch in Deutschland zunehmend Extremwettersituationen erleben, sagt der Geo-Risikoforscher Peter Höppe von Munich Re, einem der größten Rückversicherer der Welt. Die Wetterereignisse mit relevanten Schäden haben sich weltweit seit Beginn der 1980er Jahre etwa verdreifacht. Noch ist unklar, wie viel die Hurrikane Harvey und Irma kosten werden und ob sie das Schadenniveau von Hurrikan Katrina im Jahr 2005 erreichen werden – die verursachte 105 Mrd. Euro an gesamtwirtschaftlichen Schäden. Höppe im Selbst-Gespräch auf Solarify.
Frage: Also, wenn Sie mich fragen – müssen wir damit rechnen, dass sich durch den Klimawandel Extremwetter immer häufiger ereignen?
Antwort: Weltweit hat sich die Zahl der Wetterereignisse, die Schäden anrichten, seit Beginn der 1980er Jahre etwa verdreifacht. Bei den Hurrikanen gibt es aber auch einen natürlichen Zyklus, der seit 1995 zu mehr starken Stürmen führt. Das heißt aber nicht, dass auch die Schäden automatisch steigen, da nicht jeder Hurrikan auf Land trifft und dort auch noch dichtbesiedeltes Gebiet ist. In Florida hat man z.B. nach Hurrikan Andrew 1992 sehr viel stringentere Bauvorschriften erlassen, welche die Gebäude dort weniger schadenanfällig machen. Besser als gegen Tropenstürme kann man sich mit präventiven Maßnahmen vor Schäden durch Flussüberschwemmungen schützen. Dank massiver Investitionen in den Hochwasserschutz haben die Schäden dort weltweit sogar abgenommen, obwohl es mehr Starkniederschlagsereignisse gibt als früher. Ganz anders sieht es bei Hagel, lokalem Starkregen und heftigen Winden aus, die sich aus großen Gewitterzellen entwickeln: Sie richten immer mehr Schaden an – selbst wenn man die normalisierten Schäden betrachtet, wenn man also die Inflation herausrechnet und die Tatsache, dass es heute höhere Werte gibt, die durch ein Unwetter zerstört werden können.
In Deutschland haben sich von den zehn teuersten Gewittern der letzten 40 Jahre sieben seit dem Jahr 2013 ereignet. Das ist schon eine auffällige Häufung. In den 1980er Jahren betrug die Summe der normalisierten Gewitterschäden jährlich etwa 200 Millionen Euro. Heute sind es 1,5 Milliarden Euro. Die Unwetter werden also häufiger – und heftiger. Eine große Gefahr dabei ist der Hagel: Er gefährdet Autos, Dächer, Fassaden. Das wird übrigens von Jahr zu Jahr teurer, weil auf den Dächern immer öfter Fotovoltaikanlagen montiert sind, die gegenüber Hagel empfindlich sind. Oder weil Fassaden mit Wärmedämmung vom Hagel leicht durchlöchert werden. In der Landwirtschaft kann ein Hagelgewitter Felder und ganze Ernten zerstören.
Allerdings ist die Gefahr bei uns nicht so stark wie in den USA, wo durch die besondere Topografie viel intensivere Gewitterzellen entstehen können. Es gibt dort kein Gebirge, das die kalten arktischen Luftmassen von den feuchtwarmen Luftmassen des Golfs von Mexiko trennt. Sie treffen direkt aufeinander, deshalb sind die Unwetter in den USA so heftig. In Europa haben wir die Alpen, das mäßigt die Sache etwas.
Wir haben deutliche Hinweise darauf, dass der Klimawandel bei der Entwicklung von Extremwetterereignissen einen Beitrag liefert. Weil sich die Ozeanoberflächen erwärmen, verdunstet mehr Wasser. Wasserdampf ist der Treibstoff für Gewitter wie auch für Hurrikane. Wenn sich Gewitterwolken bilden, kondensiert der Wasserdampf in der Atmosphäre, dabei wird Wärme freigesetzt, die wiederum erzeugt Auftrieb und lässt die Gewitterzellen wachsen. An die Eiskerne der Hagelkörner kann sich mehr Wasser anlagern. Das Niederschlagspotenzial steigt: Wenn mehr Wasser in der Atmosphäre ist, kann auch mehr Wasser ausfallen.
Folgt: Frage: Und wie gut können wir uns dagegen schützen?