Mittelstand braucht Zugang zur Spitzenforschung

Zweites Kernthema Plattformökonomie

Als zweites Kernthema nannte Kagermann die Plattformökonomie. Digitale Plattformen brächten verschiedenste Akteure zusammen; es entstehe „eine sich selbst verstärkende Wachstums- und Innovationsdynamik“. Wenn aber die deutsche Wirtschaft in der sich entwickelnden Plattformökonomie konkurrenzfähig bleiben wolle, müsse der „Aufbau offener Technologieplattformen und der entsprechenden Innovationsökosysteme so schnell wie möglich vollzogen werden. Erfolgskritisch ist dabei die breite Mobilisierung von Startups und mittelständischen Unternehmen. Viele von ihnen sind allerdings immer noch skeptisch.“ Es überwiege nämlich die Sorge vor Verlust geistigen Eigentums und mangelnder Investitionssicherheit.

Drittes Kernthema: Autonome Systeme und Künstliche Intelligenz

Der auf uns zukommende rasante Entwicklungsschub im Bereich Autonomer Systeme und Künstlicher Intelligenz müsse uns zum Nachdenken bringen, denn diese hätten zwar das Potenzial, zur konstruktiven Gestaltung beizutragen, würden aber auch Risiken bergen: Wie lernen diese Systeme, nach welchen Regeln? Die müsse der Mensch aufgrund kulturell geprägter Wertesysteme und ethischer Bewertungen setzen. Allerdings könnten sich diese von Kultur zu Kultur stark unterscheiden – ebenso die Frage, wie viel Entscheidungshoheit autonomen Systemen zugestanden werden sollten. „Wir müssen deshalb neben der technischen Interoperabilität auch über eine kulturelle Interoperabilität von rechtlichen und ethischen Prinzipien nachdenken. Ein System mit Regeln so zu gestalten, dass es in verschiedenen Rechtssystemen funktioniert, ist zwar nicht leicht, aber hundertfach erprobt. Aber wie gestalten wir intelligente Systeme so, dass sie auch in unterschiedlichen Wertesystemen funktionieren?“ fragte Kagermann.

ESYS wird Arbeit über Sektorkopplung vorlegen – Fünf- bis Siebenfaches an Wind und PV nötig

Das Akademienprojekt „Energiesysteme der Zukunft“ werde in Kürze eine umfassende Betrachtung zur sogenannten „Sektorkopplung“ vorlegen. Denn wenn wir das Klimaziel der COP21 von Paris tatsächlich erreichen wollten, müssten Erneuerbare Energien viel stärker auch im Wärme- und Verkehrsbereich zum Einsatz kommen: „Dafür werden jedoch viel mehr Windkraft- und Photovoltaikanlagen benötigt. Damit die Sektorkopplung gelingt, muss die Leistung aus Erneuerbaren Energien auf ein Fünf- bis Siebenfaches anwachsen.“

E-Mobilität und synthetische Kraftstoffe

Es gebe viele Möglichkeiten, die Treibhausgase zu verringern – etwa in der Mobilität: Künftig würden „Elektrofahrzeuge eine noch größere Rolle spielen als heute – doch auch synthetische Kraftstoffe werden im Energiesystem der Zukunft unverzichtbar sein“.
Dabei seien voreilige Verbote einzelner Technologien „nicht zielführend“. Damit Strom aber überall eingesetzt werden könne, müsse es einen fairen Wettbewerb mit anderen Energieträgern geben. „Dafür brauchen wir einen wirksamen CO2-Preis, der auf sämtliche Emissionen erhoben wird. Der europäische Emissionshandel ist ein guter Ansatzpunkt. Allerdings müsste der Preis höher sein und der Emissionshandel auf alle Sektoren ausgeweitet werden.“

Folgt: Riesenhuber: „Wer sich auf seinen Lorbeeren ausruht, trägt sie an der falschen Stelle“