EU sucht gemeinsame Linie für Energiewende

EEA: EE-Zubau verlangsamt

Die europäische Energiewende, vor allem Pläne zum Ausbau der Erneuerbaren Energien, beschäftigte am 18.12.2017 die zuständigen EU-Minister in Brüssel. Auf dem Tisch hatten sie unter anderem vier Gesetzgebungsvorhaben für die Energiewende nach 2020. Damit sollen vor allem bis 2030 mindestens 40 Prozent weniger Klimagase ausgestoßen werden als 1990.

Schornstein des HKW Reuter West, Berlin – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

In der EU gehe der Übergang zu Erneuerbaren Energien zwar weiter, habe aber in den vergangenen zwei Jahren etwas an Tempo verloren. Nach neuen Schätzungen der Europäischen Umweltagentur (EEA) entfielen 86 % der zugebauten Stromerzeugungskapazitäten in der EU 2016 auf Erneuerbare Energien. Erfreulich: Insgesamt bauen die EU-Länder auch weiterhin mehr Konventionelle ab, als sie installieren.

„EU auf dem Weg zum 2020-Ziel für Erneuerbare Energien, aber Fortschritte werden langsamer“ meldet die Europäische Umweltagentur in ihrer Medienmitteilung. Der EEA-Bericht „Renewable energy in Europe – 2017 update“ gibt einen Überblick über die Fortschritte bei den Erneuerbaren Energien in Europa, basierend auf offiziellen Statistiken bis 2015 und vorläufigen Schätzungen für 2016¹. Der neue Bericht ergänzt die jüngste Bewertung „Trends und Projektionen der Agentur in Europa 2017 – Tracking progress towards Europe’s climate and energy targets“.

Der aktualisierte Bericht bestätigt, dass die EU und die meisten Mitgliedstaaten weiterhin auf dem richtigen Weg sind, um ihre Ziele im Bereich der Erneuerbaren Energien zu erreichen, auch wenn die Fortschritte in der gesamten EU an Tempo verlieren. Gemeinsames EU-Ziel ist es, bis 2020 20% Anteil Erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch zu erreichen.

Der Anteil der Erneuerbaren Energien am EU-Endenergieverbrauch stieg 2016 voraussichtlich auf 16,9 % (von 16,1 % 2014 auf 16,7 % im Jahr 2015), so die Schätzungen der EEA. Der Anteil der Erneuerbaren Energien stieg trotz eines rückläufigen Anstiegs des Gesamtenergieverbrauchs in den Jahren 2015 und 2016. Im Zeitraum 2005 bis 2014 stieg der Anteil der Erneuerbaren Energieträger am EU-Bruttoendenergieverbrauch im Durchschnitt um 6,7 % jährlich. 2015 ging diese Wachstumsrate jedoch über den gesamten Zeitraum leicht auf 6,4 % und im Jahr 2016 auf 5,9 % zurück.

2016: 86 % EE-Anteil an neuen Stromkapazitäten (weltweit nur 62 %)

Nach vorläufigen EEA-Daten machten Erneuerbaren Energien im Jahr 2016 86 % der neuen Stromerzeugungskapazität der EU aus. Weltweit waren es rund 62 %. Die EU ist derzeit weltweit führend bei der Pro-Kopf-Kapazität für Erneuerbare Energien und hat in den letzten zehn Jahren bei der Umgestaltung ihres Energiesystems den Rest der Welt hinter sich gelassen, heißt es im Bericht.

Die Fortschritte bei der Einführung Erneuerbarer Energien in der EU seit 2005 haben den Bruttoinlandsverbrauch fossiler Brennstoffe um 10 % und die Treibhausgasemissionen um 9 % gesenkt, verglichen mit einem Szenario, in dem seit 2005 kein Wachstum der Nutzung Erneuerbarer Energien zu verzeichnen ist. Die rasante technologische Entwicklung und die daraus resultierenden Kostensenkungen haben bereits dazu geführt, dass einige Technologien für Erneuerbare Energien in Europa hohe Marktanteile erreichen.

Dem Bericht zufolge war Kohle der Brennstoff, der europaweit am stärksten durch Erneuerbare Energien ersetzt wurde und etwa die Hälfte aller vermiedenen fossilen Brennstoffe und Treibhausgas-Emissionen ausmachte. Erdgas war mit einem Anteil von rund 30 % der am zweithäufigsten substituierter Brennstoff. Die Umstellung auf Erneuerbare Energien hat auch die Effizienz der Stromumwandlung verbessert und damit den Primärenergieverbrauch der EU um 2 % gesenkt, heißt es im Bericht.

Nutzung Erneuerbarer Energien variiert je nach Land und Marktsektor

Aus dem EWR-Bericht geht hervor, dass der Anteil der Erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch in der EU sehr unterschiedlich ist. Die Spanne reicht von mehr als 30 % in Österreich, Dänemark, Finnland, Lettland und Schweden bis zu weniger als 9 % in Belgien, Luxemburg, Malta, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich.

Wärme und Kälte sind in Europa nach wie vor der dominierende Markt für Erneuerbare Energien in absoluten und relativen Zahlen, gefolgt von der Stromerzeugung. Im Verkehrssektor der EU machten Erneuerbare Energien in den Jahren 2015 und 2016 nur etwa 7 % des gesamten Energieverbrauchs aus. Der größte Teil der Nutzung Erneuerbarer Energien im Verkehrssektor stammt aus Biokraftstoffen.

Der Anteil der Arbeitsplätze im Bereich der Erneuerbaren Energien pro Kopf in der EU war 2016 nach Brasilien, Japan und den Vereinigten Staaten der viertgrößte der Welt. Die größten Arbeitgeber im Bereich der Erneuerbaren Energien in der EU sind die Wind-, Solar- und Biomasse-Industrie. Der EEA-Bericht stellt jedoch fest, dass in der Solar- und Windkraftindustrie Arbeitsplätze verloren gegangen sind, da in den vergangenen fünf Jahren die Konkurrenz durch andere Hersteller, auch in China, zugenommen hat.

[note ¹Im März 2017 veröffentlichte die EUA den Bericht „Renewable energy in Europe – 2017 report“ mit dem gleichen Umfang, jedoch mit endgültigen Daten bis 2014 und vorläufigen Schätzungen für 2015. Dieser neue Bericht enthält endgültige Daten bis 2015 und vorläufige Schätzungen für 2016.]

Nun wollen die 28 EU-Länder ihre Position zu vier der acht Vorlagen abstecken. Die estnische Ratspräsidentschaft rechnete mit langwierigen Debatten bis in die Nacht zum Dienstag. Ist eine gemeinsame Linie gefunden, beginnt ein Vermittlungsverfahren mit dem EU-Parlament, das Monate in Anspruch nehmen dürfte.

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