NYT über Tricks der Diesel-Leugner – Edelman: „Autoindustrie ruinierte Ruf“

„Ich fühle mich wie ein Trottel“

Die Autobauer versuchten konsequent, die Behauptung der Branche zu untermauern, „Diesel sei umweltfreundlich – ein Anspruch, der durch den Volkswagen-Skandal untergraben wurde“ (Ewing). Volkswagen, Daimler und BMW sagten, die Forschergruppe habe legitime wissenschaftliche Arbeit geleistet: „Alle Forschungsarbeiten, die bei der EUGT in Auftrag gegeben wurden, wurden von einem Forschungsbeirat begleitet und begutachtet, der sich aus Wissenschaftlern renommierter Universitäten und Forschungsinstitute zusammensetzt“, habe Daimler in einer Stellungnahme mitgeteilt.

Daimler und BMW bestritten laut Ewing beide, sie seien darüber informiert gewesen, der bei den Albuquerque-Affenversuchen verwendete Käfer sei so eingestellt gewesen, dass er gefälschte Daten produziert habe. Volkswagen erklärte, es sei den Forschern nie gelungen, eine vollständige Studie zu veröffentlichen. Doch Ewing hält dagegen: „Es war nicht aus Mangel an Versuchen.“ In dem Prozess erstellte Dokumente zeigen, dass Spallek im August 2016 an das Lovelace Respiratory Research Institute (die Organisation in Albuquerque, welche die Tests mit Affen durchführte), mailte: „Die EUGT ist der Ansicht, es sei an der Zeit, den Bericht fertigzustellen und die Probleme der Studie so bald wie möglich wissenschaftlich darzustellen oder zu diskutieren.“

Allerdings habe VW bereits fast ein Jahr zuvor zugegeben, Millionen von in den USA und Europa verkaufte Dieselfahrzeuge mit illegalen „Defeat Devices“ ausgestattet zu haben, mittels derer die Abgaskontrolle immer nur dann eingeschaltet wurde, wenn die Software feststellte, dass die Tests im Labor durchgeführt wurden. Auf der Straße wurden die Steuerungen abgeschaltet, so dass die Autos mehr Stickoxide emittierten als Fernlastwagen. Von Ewing dazu befragt, lehnte Spallek einen Kommentar mit der Begründung ab, sein Vertrag verbiete es ihm, über die Arbeit der Forschungsgruppe zu sprechen.

Jake McDonald, der Lovelace-Wissenschaftler, der die Affen-Experimente beaufsichtigte, sagte später in einer eidesstattlichen Erklärung im Rahmen einer Klage von VW-Diesel-Haltern, die Schadenersatz über die in einer Sammelklage vorgesehenen Schäden hinaus anstrebten, er habe nicht gewusst, dass der VW-Käfer manipuliert war. Obwohl aber das Experiment keinen eindeutigen Befund ergeben habe, kämpften die Forscher um McDonald darum, eine veröffentlichungsfähige Studie zu erstellen, um die volle Bezahlung von 71.000 Dollar (€ 57.000) zu erhalten. McDonald bezeugte, er habe erst kürzlich erkannt, dass der in den Tests verwendete Käfer manipuliert worden war, um künstlich niedrige Emissionen zu erzeugen. „Ich fühle mich wie ein Trottel“, sagte er, so Ewing in der NYT.

Branchenranking: Automobil-Industrie löst Finanzdienstleister als Schlusslicht ab

Keine Verwunderung löst diese Nachricht vom Edelman Trust Barometer 2018 aus: Demnach ist das Vertrauen in die Automobilbranche in der allgemeinen Bevölkerung Deutschlands um 13 Prozentpunkte auf nur noch 35 Prozent eingebrochen (in der informierten Öffentlichkeit sogar minus 24 Prozentpunkte auf 34 Prozent). Vor dem Bekanntwerden der Abgasaffäre 2015 lag das Vertrauen in die Automobilindustrie noch bei 61 Prozent. Zum Vergleich: Finanzdienstleister konnten ihren Vertrauenswert steigern (plus drei Punkte auf 38 Prozent) – im Vier-Jahresvergleich um 13 Prozentpunkte. Damit sind sie nicht mehr das Schlusslicht. Auf dem letzten Platz liegt nun die Automobilbranche. Die Automobil-Industrie hat als eine der wichtigsten deutschen Industrien ihren Ruf im eigenen Land ruiniert. Zwar stellen wir weltweit keine großen Einbrüche in die Automobil-Industrie selbst fest, aber der Reputationsschaden für das Label ‚Made in Germany‘ ist nicht zu übersehen, sagt Susanne Marell, CEO von Edelmanergo. Unternehmen mit Hauptsitz in Deutschland rutschen in der Glaubwürdigkeit innerhalb der informierten Öffentlichkeit weltweit von Platz zwei im Jahr 2013 auf Platz sechs 2018.

Solarify meint: Wir sollten unbedingt zwei neue Wörter in unseren Sprachschatz aufnehmen: „Diesel-Fake-Forschung“ und „Diesel-Leugner“.

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