Regierung will Forschung zu Geo-Engineering regeln

Eingriffe ins Erdklima?

Dem Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL zufolge arbeitet die Bundesregierung an Regeln für – zumindest marines –  Geoengineering. Trotz Gegensteuern sinkt der globale Treibhausgasausstoß nicht (siehe:solarify.eu/co2-ausstoss-wieder-nicht-gesunken). Das deswegen unter Wissenschaftlern und Politikern diskutierte sogenannte Geoengineering ist aber umstritten. Kritiker – so Autor Christoph Seidler am 17.03.2018 – halten die Risiken für „völlig unkalkulierbar“.

– Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Einerseits befürchten Forscher, ohne solche Maßnahmen könnte die Erderwärmung ganz außer Kontrolle geraten. Andererseits weiß die Menschheit bisher viel zu wenig über die möglichen Folgen von Geoengineering weiß (siehe SPIEGEL-Kommentar). Nach SPIEGEL-Informationen arbeitet die Bundesregierung nun an Vorgaben, um die Forschung am sogenannten marinen Geoengineering-Maßnahmen zu regeln. Beispielsweise könnten gezielt Substanzen ins Meer geschüttet werden, die für verstärktes Algen-Wachstum sorgen. Das könnte als positive Wirkung fürs Klima viel Kohlenstoff binden. Auch darüber, die Ozeanversauerung mit Hilfe von Mineralstoffen abzuschwächen, wird debattiert.

Forschung nur mit Erlaubnisvorbehalt

Laut dem erneut berufenen Parlamentarischen Staatssekretär im Umweltministerium, Florian Pronold, besteht „Forschungsbedarf zu den Wirkungen, Folgen und Risiken eines Einsatzes von marinem Geoengineering“, zitiert Seidler aus einer Anfrage der grünen Bundestagsfraktion. Innerhalb der neuen Bundesregierung werde daher „ein Regelungspaket mit Referentenentwürfen“ abgestimmt, mit dem „das Einbringen von Stoffen in die Hohe See“ zu „Zwecken der wissenschaftlichen Forschung“ geregelt werden soll. Wissenschaftliche Vorhaben sollen aber „einem Erlaubnisvorbehalt“ unterliegen.

[note Alexander Mäder dazu in spektrum.de/ein-sonnenschirm-fuer-die-erde? („Machtfrage ‚Herrschaft über das Weltklima'“): „Man muss den Forschern aber keine politischen Absichten unterstellen, um skeptisch zu bleiben. Denn selbst wenn das Climate Engineering einmal naturwissenschaftlich beherrschbar erscheinen sollte, bleibt eine wichtige Frage offen: Wer darf es kontrollieren? Climate Engineering ist zwar teuer, doch so teuer auch wieder nicht. Es ist denkbar, dass sich ein mächtiger Staat zum Handeln entschließt, ohne auf die anderen Länder zu warten. Die Journalisten Andreas Rinke und Christian Schwägerl haben in ihrem Buch „11 drohende Kriege“ ausgemalt, was geschehen könnte, wenn sich China und Indien zum Climate Engineering verabreden würden, um die Gletscher im Himalaja und damit ihre Wasserversorgung zu sichern: „Im folgenden Winter bersten in Alaska Tausende von Wasserleitungen und erfrieren tausende Menschen an der Ostküste, weil extreme Minustemperaturen auftreten. Ähnliches passiert in Nordeuropa.“ Das lassen sich die betroffenen Staaten nicht gefallen, und es kommt zum Krieg. Das Fazit von Rinke und Schwägerl: „Die Herrschaft über das Weltklima wird zur alles entscheidenden Machtfrage.“]

Die Bundesregierung setze ihre „klimapolitische Irrfahrt“ fort – so die grüne Klima-Sprecherin Lisa Badum – sie hält „die Risiken von Geoengineering als bewusstem Eingriff in das Klimasystem mit dem Ziel, die menschengemachte Klimakrise abzumildern“, für „völlig unkalkulierbar“.  Badum fordert statt des Einstiegs „ins Wettermachen“ ein klimapolitisches Sofortprogramm „inklusive Kohleausstieg, Ausbau der erneuerbaren Energien und Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor“.

[note Solarify meint in seiner Eigenschaft als Medien-Nestbeschmutzer: Die SPIEGEL-Veröffentlichung taugt als klassisches Beispiel für das im Medien-Jargon sogenannte Hotting – in Wirklichkeit eine Vorstufe der Fake News. Denn dass die Bundesregierung an Regeln für die Erforschung des Geoengineerings (Regierungssprachregeling: „Climate Engineering“) arbeite, hört sich nach altem Hut an, ist es wohl auch; täte sie es nicht, müsste man ihr das als Versäumnis vorwerfen. Mit einem Vorhaben jedoch, Geo-Engineering an sich zu regeln, wie die Überschrift verheißt, würde sich Merkel-IV ziemlich überheben. Wer den Text durchsieht (Lesen bildet!) erfährt, dass die Regierung die Forschung regeln will – und: Alles unter Erlaubnisvorbehalt. Aha.]

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