Remondis kauft Grünen Punkt

Ehrgeizige Recyclingquoten ab Januar 2019

Am hat Remondis zu hundert Prozent die Anteile der Duales System Deutschland Holding GmbH & Co. KG – kurz: DSD – Der Grüne Punkt erworben. Damit kehrte eines der nach eigenen Angaben „größten Unternehmen der Wasser- und Kreislaufwirtschaft“ in den Markt für Duale Systeme zurück. Der Erwerb stehe unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Zustimmung. Die Übernahme trifft auf deutliche Kritik des bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung. Von dort heißt es: „Sie wird zu weiteren Wettbewerbseinschränkungen in der Recycling- und Entsorgungsbranche führen. ‚Wir warnen eindringlich vor dieser Hochzeit der Giganten und gehen davon aus, dass das Bundeskartellamt das Verfahren an sich ziehen wird und fordern die Kartellbehörden auf, ganz genau hinzuschauen und diese Übernahme nicht durchzuwinken‘, erklärt dazu bvse-Hauptgeschäftsführer Eric Rehbock„.

Mülltonnen, Leichtverpackungen (Grüner Punkt) und Papier – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Faires und geordnetes Marktgeschehen erwartet

Remondis verspricht sich nach der Abmeldung des eigenen Dualen Systems EKO-PUNKT im Krisenjahr der Dualen Systeme 2014 von dem Wiedereinstieg in den konsolidierten Markt perspektivisch eine Stärkung des Verpackungsrecyclings vor dem Hintergrund des neuen Verpackungsgesetzes. Mit der Einrichtung einer unabhängigen Zentralen Stelle, die die ordnungsgemäße und vollständige Lizenzierung aller Verkaufsverpackungen, die in den deutschen Markt eingebracht werden, kontrolliert, ist für die Zukunft ein faires und geordnetes Marktgeschehen zu erwarten. Dies gilt auch als Voraussetzung für die Erfüllung der ambitionierten stofflichen Recyclingquoten, die der Gesetzgeber mit dem neuen Verpackungsgesetz ab Januar 2019 vorgibt. In diesem Markt mit eindeutigen Spielregeln sichert die neutrale Stelle eine diskriminierungsfreie Vergabe von Erfassungsleistungen. Sie entscheidet ausschließlich über die Vergabe der Erfassungsleistungen in den Bereichen Leichtstoffverpackungen und Glas.
[note Das Handelsblatt notierte: „Deutschlands größter Abfallentsorger Remondis, eine Tochter des 7,3 Milliarden Euro Umsatz schweren Familienkonzerns Rethmann aus dem westfälischen Lünen, (übernimmt) das Duale System Deutschland (DSD) zu einem ungenannten Preis. Insider schätzen die Kaufsumme, die an die Finanzfirmen HIG Capital und Bluebay sowie an mehrere Top-Manager um den CEO Michael Wiener zu zahlen ist, auf 200 bis 250 Millionen Euro. Doch die Übernahme ist brisant – und könnte nach Meinung von Experten in den kommenden sechs Monaten von den Kartellbehörden noch gekippt werden. Grund ist das Geschäftsmodell des DSD, das vielen geeignet erscheint, Wettbewerber von Remondis aus dem Markt zu drängen.“]
„Die Verbesserung der Rahmenbedingungen ermöglicht es Remondis, mit anderen Wettbewerbern in diesem Markt gleich zu ziehen und Wachstumsmöglichkeiten im internationalen Bereich zu nutzen. Kunststoffrecycling ist in der aktuellen politischen Diskussion zurecht weltweit in aller Munde. DSD mit seiner weltweiten Reputation eröffnet uns gerade dafür ganz neue Möglichkeiten“, sagt Ludger Rethmann, Vorstandsvorsitzender von Remondis.

DSD-Jahresergebnis deutlich unter dem Niveau mittelständischer Betriebe

Remondis bstreitet die Gefahr einer marktbeherrschenden Stellung: „Das Duale System Deutschland, ursprünglich als Non-Profit-Gesellschaft gegründet, ist mit einem Gesamtumsatz von 490 Millionen EURO und ca. 220 Mitarbeitern eins von neun Dualen Systemen, die sich den Markt für lizenzierte Verpackungsabfälle mit einem Gesamtvolumen von rund 900 Mio. € teilen. In den letzten Jahren verlor das Unternehmen durch zahlreiche Eintritte anderer Dualer Systeme gut drei Viertel seines ursprünglichen Umsatzes und wechselte mehrfach den Besitzer. Das Jahresergebnis von DSD liegt heute deutlich unter dem Niveau mittelständischer Betriebe der Branche und sogar mittelgroßer Kommunalbetriebe wie z.B. denen der Stadt Dortmund.“

Die historische Marktdominanz des DSD sei dadurch deutlich relativiert. Die beiden großen französischen Gesellschaften SUEZ (Umsatz: 15,9 Mrd. €/ Mitarbeiter: 90.000) und Veolia (Umsatz: 25,125 Mrd. €/ Mitarbeiter: 168.000) betrieben bereits seit längerem ihre eigenen Dualen Systeme, ebenso wie viele mittlere Recyclingunternehmen, die gemeinsam ein Duales System besäßen. Sogar chinesische Unternehmen seien über ihre deutsche Beteiligungsgesellschaft ALBA/Interseroh mit nennenswerten Marktanteilen tätig.

Remondis nur ein Dreizehnetel des Kreislaufwirtschaft-Gesamtumsatzes

Mit dem Einstieg der Schwarz-Gruppe (Lidl/Kaufland) sei außerdem ein neuer Teilnehmer in den Markt für Kreislaufwirtschaft eingetreten, der mit einem Jahresumsatz von € 96,9 Milliarden (2017) das dreizehnfache Umsatzvolumen von Remondis erwirtschaftet und mit 400.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern größer sei als die gesamte Recyclingbranche in Deutschland. Über seine Tochtergesellschaft GreenCycle habe die Schwarz-Gruppe 2018 Tönsmeier, das fünftgrößte Recyclingunternehmen Deutschlands, erworben. Mit dieser einen Akquisition habe die Schwarz-Gruppe mehr als dreimal so viel Umsatzvolumen hinzugekauft, wie Remondis mit allen Akquisitionen der Jahre 2016 und 2017 zusammen. Kürzlich habe der Handelskonzern die Tochter SDL Sigma GmbH in die neue PreZero Dual GmbH umfirmiert und steige somit unmittelbar als einer der größten Wettbewerber in den Markt der Dualen Systeme mit ein.

Darüber hinaus bestehe auch im Ausland (wie etwa in Russland und Chin) Bedarf an Verpackungsentsorgung nach deutschem Vorbild und einer Einführung der Dualen Systematik. Um in solchen Märkten als kompetenter Partner agieren zu können, müsse Remondis auch im heimischen Markt für Verpackungsrecycling Präsenz zeigen. Das einst von Remondis als Non-Profit-Organisation mitgegründete DSD genieße auch im Ausland einen gewissen Bekanntheitsgrad und hohes Renommee. Der Erwerb von DSD verbessere daher vor allem die internationalen Wachstumsperspektiven von Remondis.

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