CO2 reduzieren…

Zea Strassberger (Akzo Nobel): Waste to chemistry: Waste to Methanol, lessons learnt!

Air Liquide, AkzoNobel Specialty Chemicals, Enerkem und der Rotterdamer Hafen entwickeln in Rotterdam eine fortschrittliche Waste-to-Chemicals-Anlage (W2C). Es soll die erste Anlage dieser Art in Europa werden, die wertvolle Chemikalien und Biobrennstoffe aus nicht-recycelbaren Abfallstoffen herstellt.

Strassberger sprach von der sogenannte dritten Transition: Sie habe sich evolutionär von der Frühen Chemie über die Petrochemie bis zur aktuell beginnenden Kreislaufchemie entwickelt. Nun gewinne man Rohstoffe aus Abfall, aus der Stahlindustrie oder direkt aus CO2. In den Wertschöpfungsketten der Kreislaufchemie sind Ziel Rohstoffe wie Dünger, Treibstoffe, Zellstoff und Papier, Aluminium, pharmazeutische Produkte und Kunststoffe.

W2C Rotterdam will 2021 mit Investitionen von 240 Millionen Euro aus 309.ooo Tonnen Abfall 220.000 Tonnen Methanol machen. Das ist mehr als das jährliche gesamte Abfallaufkommen von 700.000 Haushalten und ermöglicht eine Verringerung der CO2-Emission um ca. 300.000 t.

Schlüsselherausforderung ist laut Strassberger: Eine von grundauf neue Technologie – sie beantwortet die Frage „What’s next?“ so „Die Konversion von Grüner Energie in Grünen Wasserstoff“:

Die Ermöglichung des grünen Übergangs sei ein Schlüsselthema in den Klimaplanungen der Niederlande.

Artur Runge-Metzger (EU-Generaldirektion Climate Action): Herausforderungen der CO2-Emissionen auf Europäischer Ebene und Instrumente zur Reduzierung

Der EU-Spitzenbeamte referierte zunächst noch einmal die Klimaziele der EU, drei Grundpfeiler der EU-Klimapolitik bis 2030 seien verabschiedet (die dem ETS unterliegenden Emissionen müssten bis dahin um 43 Prozent sinken – die anderen um 30), die Ziele seien wegen erhöhter Kosten etwas schwächer ausgefallen als geplant – seien aber dadurch größere Herausforderungen.

Jetzt würden die  nationalen Umsetzungspläne für die 203er Ziele ausgearbeitet (das hänge bei uns auch von der Kohlekommission ab) – diese Ziele (minus 40% Emissionen bis 2030) seien noch lange nicht erreicht. Die aktuelle  Folge: die CO2-Preise ziehen an. Runge-Metzger hofft, dass, dass Deutschland seine Pläne entsprechend anpasst.

Trotz allem werfe die EU den Blick nach vorne: Wie könne bis 2050 Klimaneutralität gelingen? Aus vier Szenarien (P1-P4) zog er den Schluss, dass wir in der zweiten Jahrhunderthälfte 1.000 Gt CO2 würden auffangen müssen. Dabei würden CCS  und CCU immer eine Rolle spielen. Sie seien „ein Teil im Puzzle für drastische Minderungen der Treibhausgas-Emissionen“. Ihre Bedeutung steige mit zunehmender Wettbewerbsfähigkeit der Erneuerbaren und der Wasserstoffproduktion. Er bestätigte den C2C-Ansatz, dass nämlich CO2 mittel- bis langfristig ein wichtiger Grundstoff für die Chemie werden könne, wie etwa für Treibstoffe, schwere LkW, Schiffe und Flugzeuge. Dabei würden einige Mineralisierungsrouten die Möglichkeit eröffnen, „gleich mehrere Probleme gleichzeitig zu lösen: Vermeidung industrieller Emissionen und nachhaltige Bildung von CO2, z. B. in Baumaterialien“. Hier bestünden die nächsten Schritte in verstärkter Forschung zur Optimierung der technischen Prozesse, einschließlich Direct Air Capture (DAC) und Förderung industrieller Symbiosen wie etwa

  • Bildung von CCUS-Clustern zur Optimierung energetischer und materieller Ströme
  • Anreize für sektor-übergreifende Innovationen.

Schließlich will Runge-Metzger mehr Fallstudien zur Erstellung vollumfänglicher Ökobilanzen, einschließlich der Schätzung der Wirkungen auf die Treibhausgasemissionen und der Vorteile für die Kreislaufwirtschaft. Schließlich sollten die gesetzlichen Rahmenbedingungen überprüft werden: die THG-Berichterstattung ebenso wie die Erneuerbare-Energien-Richtlinie II, der Emissionshandel, die öffentliche Beschaffung und Staatsbeihilfen. Dafür (und für Landwirtschaft sowie Maritime Politik) möchte er ein Drittel des EU-Haushalts von 2021 bis 2027 ausgeben – allein 114,2 Milliarden Euro sind für das Programm Horizon Europe vorgesehen, fast doppelt so viel wie 2014-2020.

Verbesserungen im EU-Innovationsfonds – Grafik © EU Runge-Metzger

Im Innovationsfonds werden ca. 2 Mrd. zur Verfügung gestellt (vorher hieß das „NER“, war aber zu teuer und klappte nicht) jetzt CCUS-Projekte mit flexibler Projektauswahl, Break-Through-Technologien und „Spill-Over“ auf andere Sektoren.

Es gehe jetzt um Synergien von Forschung, Demonstration und Infrastruktur: Die  Forschungsmittel seien bisher zu fraktioniert gewesen – jetzt sei das verbessert worden. Aus dem Innovationsfonds würden wohl ein bis drei größere CCU-Projekte gefördert (auch C2C sei Kandidat). Es würden nämlich vor allem umweltverträgliche CCU Projekte gefördert, potenziell mit einem substantiellen Beitrag zur Verringerung des Klimawandels, also einem Beitrag zur Nettoreduktion von THG-Emissionen durch Vermeidung oder permanente Lagerung von  und/oder Vermeidung oder Lagerung einer signifikanten Menge CO2-Emissionen. Die erste Ausschreibung erwartet Runge-Metzger für 2020, dabei sei man angewiesen auf Hilfe der Industrie (Expertengruppe).

Insgesamt sei die EU immer noch Vorreiter in Sachen Klimagesetzgebung in Bezug auf das, was in Paris beschlossen worden ist. Diese EU-Klimagesetzgebung bis 2030 wurde gerade verabschiedet und die notwendigen nationalen Aktionspläne seien in Vorbereitung. Runge-Metzger: „In der EU wird in den nächsten Monaten die langfristige Klimapolitik bis 2050 mit Blick auf die Ergebnisse des jüngsten Berichts zu 1,5° C des Weltklimarates beraten. CCU-Technologien können ein wichtige Rolle spielen, bedürfen in der kommenden Dekade allerdings der Weiterentwicklung und Demonstration zur Kostensenkung. Die künftige EU-Innovationsförderung, i.e. Horizon Europe und Innovationsfonds, wird derzeit gestaltet.“ Schließlich bleibe die Frage: „Wie müssen wir die Randbedingungen gestalten, wie soll der ETS nach 2030 aussehen? Wie der Regionalfonds nach 2030?“

Folgt: Robert Schlögl (MPI CEC): Anforderungen an eine klimaneutrale Wirtschaft