Deutschland nur auf Platz 17 im globalen Energiewende-Ranking

Weltwirtschaftsforum mit Bericht „Fostering Effective Energy Transition“

„In den vergangenen fünf Jahren tat sich wenig bei der Energiewende“, schreibt am im Portal pv magazine. Global führend beim Übergang zu einem nachhaltigen Energiesystem sind der Studie zufolge Schweden, die Schweiz und Norwegen. Deutschland habe es angesichts seines ausgereiften fossilen Energiesystems schwer, rutsche gegenüber 2018 gar einen Platz auf 17 ab, lasse aber immerhin Bereitschaft erkennen.

Westeuropa ist bei der globalen Energiewende führend. Insgesamt sind 115 Länder für die Studie untersucht worden. – Grafik © World Economic Forum

Der einstige, allzu oft selbst ernannte Vorreiter der weltweit notwendigen Energiewende hat mittlerweile den Anschluss an die Spitze verloren“ – so jedenfalls der Bericht „Fostering Effective Energy Transition“*) zur globalen Energiewende des Weltwirtschaftsforums. Deutschland liegt mit einem Energy Transition Index (ETI)-Wert 2019 von 64,9 Prozent nur noch auf Platz 17 – hinter Portugal und vor Japan. Die höchsten Werte erreichen Schweden mit 74,9, die Schweiz (74,3) und Norwegen (73,4 %). Auch Österreich liegt weit vor Deutschland: mit 70,7 Prozent auf Platz sechs des Index.

Dennoch wird in dem Bericht zugleich festgestellt, dass die globale Energiewende in den vergangenen fünf Jahren stagniert und nur wenig oder gar keine Fortschritte gemacht habe. Weltweit sei das das Energiesystem weniger bezahlbar und nicht umweltfreundlicher geworden. Allerdings habe sich der Zugang zu Energie etwas verbessert: weltweit sind immer noch weniger als eine Milliarde Menschen ohne Zugang zu Strom. Die fehlende Geschwindigkeit bei der Energiewende sei alarmierend, schreiben die Autoren – gerade hinsichtlich des Pariser Klimaschutzabkommens vor drei Jahren und desm letzten IPCC-Berichts, wonach nur noch wenig Zeit bleibt, um das 1,5 Grad-Ziel wirklich zu erreichen.

Deutschland in der Kategorie Energiesystemstruktur nur auf Platz 111 von 115

Die Zahlen von Deutschland zeigen, dass der Wert der Bereitschaft zur Energiewende signifikant höher ist als der für die Gesamteffizienz des Energiesystems. Negativ wirkten sich auf die Platzierung vor allem die hohen Energiepreise aus, die relativ schlecht hinsichtlich des Wirtschaftswachstums und -entwicklung seien. Auch die CO2-Emissionen sind in Deutschland relativ hoch, obwohl das Land über saubere Luft und eine hohe Energieintensität verfügt. Bei der Bewertung der Bereitschaft zum Übergang könne sich Deutschland in vier der sechs Kategorien immerhin in den Top10 platzieren und in der fünften auf Rang elf. Nach Ansicht der Autoren ist die größte Herausforderung für die Energiewende in Deutschland, dass es über ein großes, ausgereiftes Energiesystem basierend auf fossilen Brennstoffen verfügt. Daher kommt Deutschland in der Kategorie Energiesystemstruktur nur auf Platz 111 von 115 Ländern.

Die Bewertung dieser verschiedenen Performance- und Bereitschaftskriterien flossen in die Erstellung des Energy Transition Index 2019 ein.Quelle: World Economic ForumIm Ranking erreichen vor allem kleinere Volkswirtschaften hohe Punktzahlen. Großbritannien auf Platz sieben sei der einzige G7-Staat in den Top 10. Zudem ist dort eine Dominanz Westeuropas festzustellen: Uruguay auf Platz elf ist das erste nicht europäische Land. Die größte Herausforderung für die Zukunft sei, dass die weltgrößten CO2-Emittenten wie die USA, China, Indien und Russland nur eine geringe Bereitschaft für die Energiewende aufwiesen. Die zehn führenden Länder in dieser Kategorie seien gerade einmal für 2,6 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich. Im Gesamtranking liegen die USA auf Platz 27, Indien auf Platz 76, Russland auf Platz 79 und China auf Platz 82 von insgesamt 115 untersuchten Staaten. Allerdings gebe es gerade hinsichtlich China und Indien auch Hoffnung, da sie bessere Platzierungen bei der Bereitschaft zur Energiewende aufwiesen. Sie hätten bereits ein Umfeld geschaffen, dass künftig eine Energiewende unterstützen werde. China belegt so den rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen den siebten Platz.

Die Hauptergebnisse der Studie zeigen jedoch auch, wie weit der Weg zur globalen Energiewende noch ist. Fossile Brennstoffe haben immer noch einen Anteil von 81 Prozent am Primärenergieverbrauch. Er sei damit stabil seit etwa drei Jahrzehnten. Die globalen CO2-Emissionen seien um mehr als zwei Prozent im vergangenen Jahr gestiegen und hätten den höchsten Stand seit 2014 erreicht. Auch der Verbrauch der Kohle sei 2018 wieder gestiegen, nachdem er in den drei Jahren davor rückläufig gewesen sei.

„Es besteht dringender Handlungsbedarf bei der Energiewende“, so das Fazit des Berichts. Zu den entscheidenden Maßnahmen gehöre die Entkopplung des Wirtschaftswachstums vom Energieverbrauch, insbesondere in den Schwellenländern, die Einbeziehung bahnbrechender technologischer Innovationen zur Verbesserung von Effizienz und Nachhaltigkeit sowie die Entwicklung von Gerechtigkeit und Gerechtigkeit im Energiewendeprozess. „Angesichts der Vernetzung des Energiesystems in allen wirtschaftlichen, sozialen und politischen Systemen besteht mehr denn je die Notwendigkeit, dass sich verschiedene Interessengruppen um ein gemeinsames Verständnis über die Vision und die Prioritäten des Energiewandels bemühen“, schreiben die Autoren weiter.

*) Förderung einer effektiven Energiewende 2019:
Der Bericht über die Förderung einer effektiven Energiewende ist Teil der Systeminitiative des Weltwirtschaftsforums zur Gestaltung der Zukunft der Energie. Der Bericht fasst die Erkenntnisse aus dem „Energy Transition Index“ zusammen, der auf der früheren Reihe des „Global Energy Architecture Performance Index“ aufbaut und ein zukunftsweisendes Element der Länderreife für den Energiewandel hinzufügt. Der Index vergleicht 115 Länder mit dem aktuellen Stand ihrer Energiesystemleistung und der Bereitschaft ihres Makroumfelds für den Übergang zu einem sicheren, nachhaltigen, erschwinglichen und integrativen zukünftigen Energiesystem. Der faktenbasierte Rahmen und die faktenbasierten Rankings sollen es politischen Entscheidungsträgern und Unternehmen ermöglichen, das Ziel für den Energiewandel zu identifizieren, Imperative zu iformulieren und Politik und Marktteilnehmer entsprechend auszurichten.

Folgt:  Im Wortlaut: Zusammenfassung (Executive Summary)