„Wir bräuchten 1.300 Windkraftanlagen pro Jahr“

„Wir bräuchten etwa 1.300 Windkraftanlagen pro Jahr“

Fehlende Flächen, langsame Genehmigungsverfahren: Wenn die aktuelle Entwicklung bei der Windkraft so weitergehe, dann sei die Energiewende in Gefahr, sagte Patrick Graichen vom Thinktank Agora Energiewende im Deutschlandfunk. Die Zahl der neuen Windräder müsse deutlich steigen. – Patrick Graichen im Gespräch mit Niklas Potthoff – in der Sendereihe „Umwelt und Verbraucher“ des DLF vom 11.06.2019.

Bau eines Windgenerators in der Lausitz – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Der DLF-Redakteur stellte zur Einleitung dar, dass man wesentlich mehr Ökostrom brauche, damit der Kohleausstieg gelinge; der Ausbau Erneuerbarer Energien müsste daher schneller vorangehen als derzeit. Doch es sei eher das Gegenteil der Fall: Sei 2017 noch ein Rekordjahr gewesen, wurden 2018 mit knapp 740 schon weniger Anlagen gebaut – jetzt berichte das Internationale Wirtschaftsforum für regenerative Energien von einem massiven Einbruch: 2019 seien bisher nur ganze 60 neue Anlagen gebaut worden. An Graichen richtete er die Frage, wie diese Zahl einzuordnen sei.

Der nannte die Entwicklungdramatisch“. Im Juni seien gerade mal fünf neue Windräder gebaut worden. Dafür sei zweierlei verantwortlich: „Das eine ist, dass die Bundesländer keine Flächen mehr ausweisen beziehungsweise in diesen ganzen Verfahren extrem langsam sind, jetzt viele Runden drehen. Und das zweite ist, dass die Genehmigungsbehörden neue Genehmigungen auch nur sehr langsam erteilen. Die durchschnittliche Dauer der Bearbeitung von Anträgen hat sich von einem halben Jahr auf über zwei Jahre vervierfacht.“

Graichen hält die Genehmigungsbehörden für „eingeschüchtert“, sie hätten „Angst vor den Windkraft-Gegnern, die sehr organisiert durch die Lande ziehen und mit professionellem Rechtsbeistand eine Klage nach der anderen gegen neue Genehmigungen“ anstrengen. Es gehe zudem um den Naturschutz, der von vielen Windkraftgegnern als Argument ins Feld geführt werde und abgewogen werden müsse. Graichen hält das für unehrlich: „Das sind welche, die eigentlich gegen die Energiewende sind, aber den Rotmilan vorschieben.“ Wir bräuchten ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Naturschutz und Klimaschutz.“ Obwohl der Rotmilan einen enormen Zuwachs habe, sei er nach wie vor noch eine bedrohte Art. Um Naturschutz und Klimaschutz in ein gutes Verhältnis zueinander zu bringen, seien Leitlinien für die Auslegung des Naturschutzrechts im Kontext von Windkraftanlagen nötig, die bundesweit verbindlich gemacht würden.

Insgesamt bräuchten wir pro Jahr „ungefähr 4.000 Megawatt zusätzlichen Wind. Wenn man davon ausgeht, dass eine Anlage im Schnitt drei Megawatt hat, dann bräuchten wir etwa 1.300 Anlagen pro Jahr.“ Graichen äußerte die Hoffnung, „dass das in den letzten beiden Quartalen besser wird.“ Aber es sei „eine Katastrophe, was sich da im Moment anbahnt. Wenn das so weitergeht, dann ist die Energiewende in Gefahr.“ …

->Quelle und weiterlesen:  Deutschlandfunk.de/windkraft-wir-braeuchten-etwa-1-300-anlagen-pro-jahr