Australische Bergbauriesen steigen aus Kohle aus

Bergbaugigant setzt für riesiges Nickelprojekt auf Wind und Sonne, Kupfermine und Stahlproduktion sollen mit EE betrieben werden

Der australische Bergbaukonzern Oz Minerals will künftig Wind- und Sonnenenergie nutzen, um den Großteil des Strombedarfs für ein riesiges neues Nickelprojekt in einem abgelegenen Teil Zentralaustraliens zu decken. Mit einem 55-MW-Hybridkraftwerk will man Solar- und Windenergie nutzen, um 70 bis 80 Prozent des Strombedarfs des West Musgrave Projekts zu decken, unterstützt durch Batteriespeicher und Dieselgeneratoren. Gleichzeitig hat BHP Pläne bestätigt, in seinen riesigen Kupferminen in Chile auf Erneuerbare Energien umzusteigen. Wie es hieß, will man ab Mitte der 20er Jahre 100 Prozent des Strombedarfs aus Erneuerbaren Energien decken und die laufenden Kohlestromverträge kündigen. Der britisch-australische Bergbaukonzern Rio Tinto hat mit seinem größten chinesischen Eisenerzkunden, der China Baowu Steel Group, eine Vereinbarung getroffen, um Wege zur Reduzierung der im Rahmen des Stahlherstellungsprozesses in die Atmosphäre eingeleiteten Kohlenstoffemissionen zu entwickeln.

Australische Bergbauriesen setzen auf Erneuerbare – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Für Oz Minerals, neben neben Vale und BHP Billiton eines der drei größten Bergbauunternehmen der Welt, snd die kostengünstigere Wind- und Sonnenenergie entscheidende Faktoren bei der Entscheidung darüber, ob mit West Musgrave, dem größten unentwickelten Kupfer- und Nickelprojekt Australiens, fortgefahren werden soll, da die Energiekosten etwa 40 Prozent der Verarbeitungskosten ausmachen würden. „Großflächige Solar-Photovoltaik- und Windlösungen sind derzeit wirtschaftlich und technisch ausgereifte Lösungen, um die Abhängigkeit des Projekts von teuren fossilen Brennstoffen zur Stromerzeugung zu reduzieren“, sagt das Unternehmen in einer am 22.10.2019 zusammen mit den Halbjahresergebnissen veröffentlichten Präsentation. „Die im vergangenen Jahr gesammelten Basisdaten haben gezeigt, dass eine qualitativ hochwertige, beständige Solar- und Windressource verfügbar ist, wobei höhere Windgeschwindigkeiten in der Nacht den Mangel an Sonnenenergie ausgleichen.“

Oz Minerals ist nur die neueste von einer Reihe großer und kleiner Bergbaukonzerne, die sich jetzt Wind und Sonne zuwenden, um die in die Höhe schnellenden Kosten von Diesel- oder Gasgeneratoren abzufedern, der traditionellen Bezugsquelle für solche Bergbauvorhaben. Denn die Kosten für Wind und Solar sind in den letzten Jahren deutlich gesunken und sind eindeutig die mit Abstand billigste Massenstromquelle. Nun hat die Entwicklung von Batteriespeicher- und Integrationstechnologien bei den Bergleuten Vertrauen geschaffen, dass dies auch eine zuverlässige Energiequelle ist, vielleicht sogar mehr als Diesel- und Gasgeneratoren, die erhebliche Mengen an Subventionen benötigen.

Und die Einsparungen könnten enorm sein. Von Minen in solchen abgelegenen Gebieten könnte erwartet werden, dass sie bis zu 400 $/MWh für Strom aus Dieselkraftstoff zahlen und über die gesamte Lebensdauer der Mine hinweg Kraftstoffkosten in Höhe von mehr als 2 Mrd. $ verursachen. Wenn Wind- und Solarenergie 80 % dieser Versorgung ausmachen, wären erhebliche Einsparungen möglich.

Warner Priest von Siemens Australien sagt, ein Bergwerk, das rund 70% ihres Bedarfs aus Wind- und Sonnenenergie decken könne, sei letztendlich in der Lage, Wasserstofftechnologie wie Elektrolyseure zu nutzen und zu 100% auf Erneuerbare Energien umzusteigen – für Strom und Stromtransport – und sich vollständig von Diesel, Erdgas, LNG oder CNG zu trennen. Wind-Solar-Hybride haben sich an anderen netzfernen Standorten bewährt, und mehrere neue Projekte werden die Integration von Wind, Solar und Batterien in Bergwerken weiterentwickeln.

BHP ersetzt Kohleverstromung im Kupferbergbau

Der Bergbauriese BHP hat vier Verträge über Erneuerbare Energien zur Ersetzung der Kohleverstromung in zwei seiner Kupferminen in Chile unterzeichnet, mit der Folge, dass beide Standorte bis Mitte der 20er Jahre vollständig mit Erneuerbaren Energien betrieben werden.

Das Unternehmen teilte am 22.10.2019 mit, es habe die Verträge für seine Kupferbergwerke Escondida und Spence unterzeichnet. Das BHP-Bergwerk Escondida bei Antofagasta in der chilenischen Atacama-Wüste ist neben Chuquicamata bei Calama der weltweit größte Kupferproduzent. BHP stand unter dem Druck der Aktionäre, was seine CO2-Zertifikate betrifft.

In der vergangenen Woche unterstützten mehr als jeder fünfte Aktionär eine Resolution, in der das Unternehmen aufgefordert wurde, seine Mitgliedschaft in Branchenverbänden aufzugeben, deren Engagement mit dem Pariser Klimaschutzabkommen „unvereinbar“ ist. In Australien haben Aktionärsaktivisten das Unternehmen aufgefordert, den Mineralienrat zu verlassen.

Der Präsident von BHP Minerals Americas, Daniel Malchuk, sagte, dass die neuen Verträge in Chile die Energiepreise für die beiden Minenbetriebe um etwa 20% senken würden, und das Unternehmen schätzt, dass es bis zu drei Millionen Tonnen Kohlenstoffbelastung vermeiden wird. Er sagte, die Vereinbarungen würden der Wirtschaft zugute kommen, aber sie würden auch „einen starken ökologischen und sozialen Wert schaffen“. „Diese Verträge sind praktische Beispiele für unser Engagement für den sozialen Wert, die mit einem soliden Business Case verbunden sind“, sagte Malchuk.

In seiner Ankündigung vom 22.10.2019 teilte BHP mit, dass es zudem weitere Schritte unternehme, um die Auswirkungen auf die Grundwasserressourcen zu reduzieren. Man habe mehr als vier Milliarden US-Dollar in Entsalzungsanlagen in Escondida investiert, und ihr Betrieb in Spence würde ab Mitte der 20er Jahre mit der Verwendung von entsalztem Wasser beginnen.

Malchuk sagte, dass Bevölkerungswachstum, höherer Lebensstandard und Elektrifizierung durch die Umstellung auf grüne Energie die Nachfrage nach Kupfer in die Höhe trieben. Kupfer in Elektroautos und in der Infrastruktur für Erneuerbare Energien müsse „mit den höchsten Umweltansprüchen produziert werden“. Im Juli hatte der BHP-Chef erklärt, die Bewältigung der Klimakrise erfordere „die größte globale Mobilisierung seit dem Zweiten Weltkrieg“, aber das Unternehmen ist seither wegen seines CO2-Fußabdrucks in Gefahr. Denn BHP ist einer der 20 schlimmsten CO2-Emittenten weltweit.

Rio Tinto sucht mit großem chinesischen Kunden nach Wegen zur Emissionssenkung

Der Bergbaukonzern Rio Tinto hat mit seinem größten chinesischen Eisenerzkunden, der China Baowu Steel Group, eine Vereinbarung getroffen, um Wege zur Reduzierung der im Rahmen des Stahlherstellungsprozesses in die Atmosphäre eingeleiteten Kohlenstoffemissionen zu entwickeln. Die am 23.10.2019 unterzeichnete Partnerschaft ist laut dem britischen Guardian „ein Versuch von Rio Tinto, seine ‚Scope 3‘-Emissionen – die seiner Kunden – zu reduzieren, und folgt einer Zusage seines Konkurrenten BHP vom Juli, als Teil eines Plans zur Bewältigung der Klimakrise 400 Millionen Dollar zu investieren“. Das geschah trotz einer Kampagne der Morrison-Regierung, das Großkapital dazu zu bringen, über soziale Fragen wie die Umwelt zu schweigen und seine Aktivitäten auf ökonomisches Gebiet zu beschränken, einschließlich der Senkung der Unternehmenssteuern. (Die Australier lehnen Angriffe der Regierung auf Unternehmen ab, die sich um soziale Themen kümmern).

Kohleverbrennende Stahlwerke sind wichtige Quellen für Kohlendioxidemissionen, die etwa 1,8 t CO2-Emissionen pro Tonne Stahl verursachen und zwischen 7% und 9% der weltweiten Gesamtmenge ausmachen. Es ist möglich, die Emissionen zu reduzieren, indem aus Erneuerbaren Energien hergestellter Wasserstoff durch metallurgische Kohle ersetzt wird, aber die Technologie ist noch nicht kommerziell genutzt. Es versteht sich jedoch, dass die Partnerschaft zwischen Rio Tinto und China Baowu, zu der auch die Tsinghua University gehört, auch die Emissionen aus der Schifffahrt berücksichtigen wird. Die Schifffahrt stellt Unternehmen, die ihre Umweltbilanz verbessern wollen, vor leichte Aufgaben, denn durch den Wechsel von Schiffen mit Bunkerkraftstoff – kohlenstoffintensives Schweröl – zu Erdgas können die Emissionen schnell reduziert werden. Weltweit stehen Stahlproduzenten unter zunehmendem Druck, ihre Emissionen zu reduzieren.

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