Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg EE-Vorreiter

6. Studie mit Bundesländervergleich Erneuerbare Energien zeigt Stärken und Schwächen

Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg sind führende Bundesländer im Bereich erneuerbarer Energien – 6. jährlicher Bundesländervergleich vom DIW Berlin und das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) im Auftrag von und in Kooperation mit der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) –  Analyse bewertet auf Basis von 61 Indikatoren politische Anstrengungen und Erfolge der Länder bei Nutzung von erneuerbaren Energien und beim wirtschaftlich-technischen Wandel.

Im Gesamtranking des 6. Bundesländervergleichs Erneuerbare Energien belegen Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg die Spitzenpositionen. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien sind ein zentraler Baustein der Klimapolitik.

„Die international vereinbarten Klimaschutzziele erfordern, dass die Energieversorgung schnell auf Erneuerbare Energien umgestellt wird. Hierfür müssen Bund und Länder noch mehr tun, sowohl im Stromsektor als auch im Wärmebereich und im Verkehr ”, erläutert Claudia Kemfert, Abteilungsleiterin Energie, Verkehr, Umwelt am DIW Berlin.

Schleswig-Holstein schneide in allen vier Indikatorengruppen gut ab und zeichne sich insbesondere durch große Fortschritte bei der Nutzung der Erneuerbaren im Strombereich aus. Dies sei unter anderem auf die Windkraft zurückzuführen. Auch bei der energiepolitischen Programmatik liege Schleswig-Holstein in der Spitzengruppe. Gegenüber der Vorgängerstudie von 2017 schaffe das nördliche Bundesland in der Gesamtplatzierung den größten Sprung nach vorne: vom fünften auf den ersten Rang, so Kemfert.

Sieger im EE-Bund-Länder-Vergleich – Grafik © DIW

Baden-Württemberg, das seit dem ersten Bundesländervergleich 2008 in der Spitzengruppe liege, zeichne sich unter anderem durch eine vorbildliche energiepolitische Programmatik, umfassende Klimaschutz- und Ausbauziele sowie ambitionierte Maßnahmen zur Steigerung des Erneuerbaren-Anteils im Wärmebereich aus.

EE-Ländervergleich – Grafik © unendlich-viel-energie.de

„Mit Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg stehen zwei Länder an der Spitze des Gesamtrankings, die sehr unterschiedliche Voraussetzungen für die Nutzung Erneuerbarer Energien mitbringen. Deshalb liegen die besonderen Stärken der beiden Länder in der Studie auch an verschiedenen Stellen“, sagt Robert Brandt, Geschäftsführer der AEE.

Basierend auf 61 Einzelindikatoren wurden vier zusammenfassende Indikatorengruppen gebildet, welche die politischen Anstrengungen ebenso wie die Erfolge bei der Nutzung Erneuerbarer Energien und beim technologischen und wirtschaftlichen Strukturwandel untersuchen. In der Indikatorengruppe 1A zur Bewertung der Anstrengungen für die Nutzung Erneuerbarer Energien hat Baden-Württemberg einen großen Vorsprung gegenüber den zweit- und drittplatzierten Ländern Rheinland-Pfalz und Thüringen sowie Schleswig-Holstein auf dem vierten Rang.

Die Erfolge bei der Nutzung Erneuerbarer Energien (Indikatorengruppe 2A) seien in Bayern am größten, vor allem in den Bereichen Solar- und Bioenergie. Das Potenzial der Windenergie werde dort allerdings stark vernachlässigt. Die auf den Plätzen zwei und drei folgenden Länder Schleswig-Holstein und Thüringen hätten ihren Punkteabstand zu Bayern in dieser Indikatorengruppe gegenüber der Vorgängerstudie von 2017 deutlich verringern können, intrpretiert Brandt die Studie.

Mit Blick auf die Anstrengungen zum technologischen und wirtschaftlichen Wandel (Indikatorengruppe 1B) liege Niedersachsen auf Platz eins, gefolgt von Thüringen und Bremen. Niedersachsen zeichne sich insbesondere durch die höchsten Forschungsausgaben für Erneuerbare Energien aus.

Die größten industrie- und technologiepolitischen Erfolge (Indikatorengruppe 2B) könne Hamburg verbuchen. Die Hansestadt punkte vor allem bei den Patentanmeldungen sowie bei den Indikatoren zur Nutzung der Elektromobilität. Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt (Plätze zwei und drei) hätten die höchsten Anteile von Beschäftigten im Bereich der Erneuerbaren Energien.

Handlungsbedarf auch bei bisherigen Erfolgen

Während bei vielen Einzelindikatoren Fortschritte zu verzeichnen seien, so die Wissenschaftler weiter, könnten an verschiedenen Stellen auch Rückschritte beobachtet werden. So habe etwa die Ausbaudynamik bei der Nutzung Erneuerbarer Energien im Wärmebereich gegenüber der Vorgängerstudie abgenommen. Auch die Anstrengungen zum technologischen und wirtschaftlichen Wandel sollten weiter intensiviert werden.

Des Weiteren zeige die Studie auf, dass auch die Schlusslichter im Gesamtranking bei einzelnen Indikatoren durchaus ganz vorne lägen und Anstrengungen oder Erfolge verzeichneten, von denen andere Länder lernen könnten: So werde in Berlin beispielsweise die Politik für Erneuerbare Energien, im Speziellen zur Solarenergie, gut bewertet. Auch bei der Nutzung der Elektromobilität stehe die Bundeshauptstadt vergleichsweise gut dar. Sachsen wiederum könne die höchsten Forschungsausgaben zur Systemintegration Erneuerbarer Energien vorweisen.

„Die Studie zeigt, dass es für einen erfolgreichen Fortgang der Energiewende und das Erreichen der Klimaziele noch vieler weiterer Anstrengungen in allen Bundesländern bedarf“, kommentiert Frithjof Staiß, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des ZSW, die Ergebnisse. Dazu sollten die Länder ihre Gestaltungsspielräume insbesondere im Wärmesektor wesentlich stärker nutzen. Beispiele wären eine verpflichtende kommunale Wärme- und Kälteplanung, Maßnahmen zur Defossilisierung der Fernwärme und Vorgaben zur Nutzung Erneuerbarer Energien auch im Gebäudebestand, so Staiß. Diesbezüglich sollten die Länder auch ihrer Vorbildfunktion gerecht werden und die landeseigenen Liegenschaften verstärkt mit Erneuerbaren Energien versorgen.

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