Dynamisch, zeitabhängig und sparsamer Strom verbrauchen

Drei flexible Tarife untersucht

Dynamische, zeitabhängige Stromtarife könnten für mehr Ökostromverbrauch und weniger CO2-Belastung sorgen. Kunden, Umwelt und das Klima sollen mit ihnen durch intensive, gezielte Ökostromnutzung profitieren. Beim Verbrauch soll Geld durch Mitnahmeeffekte bei niedrigen Börsenstrompreisen gespart und sogar der Aufbau von Eigenversorgung – auch für Mieter – möglich werden. Manfred Gorgus von SOLAR-professionell hat drei Tarife (Tibber, aWATTar und STROMDAO) miteinander verglichen: Zwei setzen auf den Börsenstrompreis als Indikator für viel Ökostrom im Netz. Ein Tarif auf regionale Wetter- und Erzeugungsdaten.

Stromzähler digital – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Tibber, aWATTar und STROMDAO bieten Tarife mit dynamischem Verbrauch an. Die Kundenversprechen reichen von günstigsten Stromkosten durch Einkauf und Weitergabe von Börsenpreisen bis zu effektivem, aktivem Klimaschutz. Alle drei Anbieter nutzen die Dynamik eines sich permanent ändernden Stromangebotes in Deutschland durch das schwankende Angebot Erneuerbaren Energien im Netz für ihr Geschäftsmodell.  Für volle Funktionalität und Transparenz werden von allen drei Anbietern Smart Meter empfohlen. Alle drei Unternehmen geben an, ihren Kunden 100 Prozent Ökostrom zu liefern.

Unterschiede

Tibber und  aWATTar setzen auf schwankende Börsenstrompreise, die sie nach eigenen Angaben an ihre Kunden weiterreichen. Dadurch und durch gezielten Verbrauch zu Zeiten niedriger Börsenstrompreise sollen Kunden Geld sparen.

STROMDAO realisiert mit IT, Big Data und Wetterdaten eine postleitzahlgenaue regionale Ökostromversorgung, mit der Kunden mit ihrem Verbrauchsverhalten in ganz Deutschland aktiv das Klima schützen sowie eine Eigenversorgung mit Photovoltaikanteilen aufbauen können.

Geld sparen durch Börsen-Einkaufspreise

Tibber schreibt auf seiner Internetseite: „Strom aus 100% Erneuerbaren Quellen zum Einkaufspreis ohne Margen“. Kunden zahlen eine monatliche Aufwandsentschädigung an den Anbieter und sollen durch dynamischen Verbrauch zu Zeiten mit niedrigen Börsenstrompreisen Geld und sogar weniger Strom verbrauchen.

aWATTar verspricht: „Kosten sparen und gleichzeitig Teil der Grünstrombewegung sein“. Wer seinen Verbrauch in Zeiten niedriger Börsenstrompreise verlagert, soll Geld sparen. Der Anbieter definiert seinen Strommix als 100 Prozent Grünstrom, aufgeteilt in rund 60 % Energie aus EEG-geförderten Erneuerbaren Quellen und rund 40 Prozent aus „sonstigen“ Erneuerbaren Quellen.

Einfache Regel mit unscharfem Ergebnis

Den Geschäftsmodellen  Tibber und aWATTar liegt die Annahme zugrunde, dass bei niedrigem Börsenstrompreis der Anteil Erneuerbarer Energien im Netz hoch ist. Das trifft in Kälteperioden aber nicht zu – nämlich dann, wenn Kohlekraftwerke Fernwärme liefern. Kohlestrom ist dann ein Abfallprodukt, wird ins Netz gedrückt und senkt den Börsenstrompreis. Ökostrommodelle, deren Fundament ein günstiger Börsenstrompreis ist, werden dann unscharf.

Eine weiter Unschärfe ist fehlende Regionalität. Photovoltaikleistung und Windkraft können je nach Standort sehr unterschiedlich sein. Der Börsenstrompreis bildet aber den Bundesdurchschnitt ab. Wenn in Kiel der Wind weht und die Sonne scheint, muss das in Frankfurt, Stuttgart und München noch lange nicht der Fall sein. Dort wird mit Atom- und Kohlestrom gepuffert.

Ökostromproduktion regional scharfgestellt

Das STROMDAO Versprechen lautet: „Wir machen Dich grün – entdecke einen Stromtarif, der Dich zum aktiven Klimaschützer macht“. Das Unternehmen bietet Kunden in ganz Deutschland eine postleitzahlgenaue, regionale Grünstromversorgung. Dafür hat STROMDAO Erzeugungs- und Standortdaten aller in Deutschland gemeldeten Photovoltaik- und Windkraftanlagen in einer Datenbank hinterlegt und diese mit regionalen Wettervorhersagen verknüpft. Der daraus errechnete Grünstromindex liefert Verbraucher/innen in ganz Deutschland eine 24-Stunden-Vorhersage, wann in welchem Postleitzahlgebiet wie viel Grünstrom zur Verfügung stehen wird. Wer diesen Service nutzt, kann viel Grünstrom aus der eigenen Region nutzen, minimiert Transportverluste und schützt so effektiv das Klima. Geld sparen können STROMDAO-Kunden durch Anteile an Photovoltaikanlagen, die sie für intensive Grünstromnutzung erhalten und die deren Grünstromerzeugung von der Stromrechnung abgezogen wird.

Fazit

Alle drei Anbieter arbeiten mit dynamischem Verbrauch. Die Anbieter Tibber und  aWATTar nutzen für ihre dynamischen Ökostrom-Verbrauchsempfehlungen ein zwar charmantes, weil einfaches, aber gleichzeitig auch ungenaues Modell. Das Modell von STROMDAO basiert auf tatsächlichen Daten zur Grünstromerzeugung in einer Postleitzahlregion. Das System ist daher sehr präzise.  Unschärfe, wie Fernwärme produzierende Kohlekraftwerke, deren Abfallstrom den Börsenpreis drücken und viel Ökostrom im Netz suggerieren sind ausgeschlossen. Für effektiven Klimaschutz und Aufbau einer Eigenversorgung mit Grünstrom ist STROMDAO daher der optimale Anbieter. Für ökologisch orientierte Vielwechsler und Schnäppchenjäger können Tibber und  aWATTar durchaus Optionen sein.

Manfred Gorgus leitet seit 2013 SOLAR-professionell Kommunikation & Marketing im Grünen Bereich als Spezialagentur für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikation und Marketing für Erneuerbare Energien und die Energiewende. Er teilt mit den Kunden die Begeisterung für 100 Prozent Vollversorgung, sicher, intelligent, zuverlässig, dezentral, regional und klimaneutral, aus Erneuerbaren Energiequellen.

->Quelle: solar-professionell.de/dynamisch-strom-verbrauchen-und-effektiver-klimaschutz-so-gehts