Innovationscluster für klimafreundliche Lkw-Antriebstechnologien

Scheuer: „Technologie-offen!“

Schon im November 2020 hat das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) mit der Veröffentlichung des Gesamtkonzepts klimafreundliche Nutzfahrzeuge den Weg zu einem klimafreundlichen Straßengüterverkehr aufgezeigt. Dazu zählen konkrete Fahrpläne für die einzelnen Antriebstechnologien bis 2030 und notwendigen Maßnahmen für deren Markthochlauf. Ein zentrales Element des Maßnahmen-Fahrplans sind Innovationscluster, in denen alternative Antriebstechnologien im Zusammenspiel von Fahrzeugen und Infrastruktur auf längeren Korridoren erprobt werden können.

Lkw-Stau auf A8 – Foto © Gerhard Hofmann für SolarifyBundesminister Andreas Scheuer: „Wir werden mehr Güter auf die Schiene und auf das Wasser verlagern. Tatsache ist aber auch, dass der Straßengüterverkehr, der derzeit etwa ein Drittel der CO2-Emissionen des Verkehrssektors verursacht, weiterhin einen großen Anteil am Gütertransport haben wird. Darum muss er schnell sauberer werden. Und wie das gehen kann, zeigen wir auf diesen Strecken. Hier kann sich die Theorie an der Praxis messen. Von Wasserstoff über Oberleitung bis hin zum Megacharger für Batterie-Lkw. Hier zeigt sich erneut: Die Diskussion um den Antrieb der Zukunft muss technologieoffen geführt werden.“

TU Berlin ist am Innovationscluster für klimaschonende Lkw-Antriebe beteiligt

Der Langstreckenverkehr mit schweren Lkw stellt Batterie- und Ladesysteme vor große Herausforderungen. Das sogenannte Hochleistungsladen soll es ermöglichen, dass batteriebetriebene Lkw innerhalb der gesetzlichen Pausenzeiten von 45 Minuten auf den Rastplätzen ausreichend schnell laden können. Das Volumendes Forschungsprojekts „Hochleistungsladen im Lkw-Fernverkehr“ (HoLa) beträgt 27 Millionen Euro.

Ziel ist ein emissionsarmer Langstreckentransport ohne Reichweitenbeschränkung. Das deutsche Klimaschutzgesetz sieht vor, dass Deutschland bis 2030 die CO2-Emissionen im Verkehrssektor um 48 Prozent gegenüber 1990 senkt. Das Projekt Hochleistungsladen im Lkw-Fernverkehr (HoLa) ist eines von drei Innovationsclustern für klimafreundlichere Lkw-Antriebstechnologien, mit denen das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) dazu beitragen möchte. Mit „HoLa“ werden Hochleistungs-Ladepunkte an vier Standorten entlang der Autobahn A2 zwischen dem Ruhrgebiet und Berlin aufgebaut und betrieben. Zunächst wird in einer ersten Phase die international standardisierte Combined Charging Ladetechnologie (CCS) mit einer Ladeleistung von max. 450 Kilowatt verwendet. In einer zweiten Phase werden dann neuartige Hochleistungsladepunkte mit dem Megawatt Charging System (MCS) mit einer Ladeleistung von nahezu 1000 Kilowatt aufgebaut.

Das BMVI hat die ersten drei Innovationscluster festgelegt:

1. Förderprojekt Hochleistungsladen im LkwFernverkehr (HoLa)

  • Im Projekt werden an vier Standorten entlang der A2 vom Ruhrgebiet bis Berlin exemplarisch zunächst je zwei Hochleistungsladepunkte mit CCS-Ladepunkten (Combined Charging System) und in einer späteren Phase mit dem Megawatt Charging System (MCS) aufgebaut.
  • Ziel ist es, unterschiedliche Anwendungsfälle im Realbetrieb an Autobahn-Raststätten, Logistikzentren und Betriebshöfen zu testen.
  • Durch den Aufbau und Betrieb von prototypischer Technologie sollen Erkenntnisse für einen flächendeckenden Lkw-Hochleistungs-Ladenetzaufbau gewonnen werden.
  • Das Projekt wird umgesetzt durch ein Konsortium mit 13 Partnern (Fahrzeughersteller und Energiewirtschaft) und hat ein Volumen von 27 Mio. € (Fördersumme 12 Mio. € über die Förder-RL Elektromobilität des BMVI). Das Projekt beginnt Mitte September 2021.

2. Innovationscluster E-Highway Bayern

  • In der Innovationsregion „E-Highway Bayern“ steht die praktische Erprobung des dynamischen und stationären Ladens von Batterie- und Brennstoffzellen-LKW entlang der A 9 von München über Ingolstadt nach Nürnberg (alternativ wird die Strecke entlang der A 92 von München über Landshut und Dingolfing nach Deggendorf betrachtet) im Vordergrund. Im Einzugsgebiet einer Oberleitungsstrecke (Laden während der Fahrt) soll ein ergänzendes Netz von Wasserstofftankstellen und stationären Elektro-Schnellladestationen auf Rast- und Betriebshöfen errichtet werden. Damit können die eingesetzten Fahrzeuge auch außerhalb der Oberleitungsstrecke emissionsfrei betrieben werden.
  • Ziel des Innovationsclusters ist es, die Vorteile der Kombination der verschiedenen Antriebstechnologien zu erproben, die Auswirkungen auf das Energienetz zu untersuchen sowie umwelt- und kostenseitige Synergien zu heben.
  • Die genaue Ausgestaltung des Projektes wird im Rahmen einer Projektgruppe unter Leitung des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr und Beteiligung der bayerischen Speditions- und Logistikverbände festgelegt. Das BMVI wird die Projektdurchführung zusammen mit der Autobahn GmbH unterstützen.
  • Geschätztes Projektvolumen: niedriger bis mittlerer dreistelliger Millionenbetrag (abhängig von konkreter Ausgestaltung) aus dem Haushaltstitel „Zuschüsse zur Errichtung von Tank- und Ladeinfrastruktur“ des Energie- und Klimafonds.

3. Lkw-Innovationskorridor Rhein-Main/Rhein-Neckar

  • Im Projekt werden die Antriebstechnologien Batterie-, Brennstoffzellen- und Hybrid-Lkw durch den Aufbau einer Tank-, Lade- und Oberleitungsinfrastruktur vom Frankfurter Kreuz über die A 5 bis Darmstadt und weiter über die A 67 oder die A 5 bis zur Landesgrenze mit Baden-Württemberg praktisch erprobt. Eine Verlängerung bis Mannheim bzw. Heidelberg wird geprüft.
  • Ziele des Innovationsclusters sind die Optimierung von Planungs-, Genehmigungs- und Vergabeverfahren sowie der technischen Gestaltung von Infrastruktur für Lkw mit alternativen Antrieben auf längeren, stark befahrenen Streckenabschnitten.
  • Die genaue Ausgestaltung des Projektes wird im Rahmen einer Projektgruppe unter Leitung des Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen (StMB) und Beteiligung insbesondere der regionalen Wirtschaft festgelegt. Das BMVI wird die Projektdurchführung zusammen mit der Autobahn GmbH unterstützen.
  • Geschätztes Projektvolumen: niedriger bis mittlerer dreistelliger Millionenbetrag (abhängig von konkreter Ausgestaltung) aus dem Haushaltstitel „Zuschüsse zur Errichtung von Tank- und Ladeinfrastruktur“ des Energie- und Klimafonds.

Zu weiteren Maßnahmen zur Umsetzung des Gesamtkonzepts klimafreundliche Nutzfahrzeuge: Task Forces „Backcasting“ als Grundlage für den Infrastruktur-Roll-out

Neben den drei Innovationsclustern startet das BMVI für die drei Technologien (Batterie, Brennstoffzelle Wasserstoff und Dynamisches Laden) Task-Forces zusammen mit zentralen Akteuren aus der Praxis. Hier werden insbesondere notwendige Planungs-, Genehmigungs- und Entscheidungsschritte für den Roll-Out der jeweiligen Infrastrukturen definiert:

a) Task-Force „Backcasting Ladeinfrastruktur für batterieelektrische Lkw“: Start im Juni 2021 und erste Arbeitsgruppen derzeit laufen

b) Task-Force „Dynamisches und stationäres Laden mithilfe der Oberleitungstechnologie“: Zur Interessenbekundung gelangen Sie hier.

c) Task-Force „Backcasting Wasserstofftankinfrastruktur“: Start in Kürze

Zu den Klimazielen
Gemäß dem Bundes-Klimaschutzgesetz müssen die CO2-Emissionen im Verkehr bis 2030 um 48 % gegenüber 1990 sinken. Für den schweren Straßengüterverkehr ist im Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung festgelegt, dass 2030 ein Drittel der Fahrleistung elektrisch oder auf Basis strombasierter Kraftstoffe erfolgen soll. Derzeit verursacht der Straßengüterverkehr etwa ein Drittel der CO2-Emissionen des Verkehrssektors.

->Quelle: bmvi.de/104-scheuer-innovationscluster-strassennutzverkehr