EE überholen Fossile als Energiequelle der EU

2020 erstmals wichtigste Stromquelle

38 Prozent des Stroms kamen 2020 aus erneuerbaren Quellen, für 37 Prozent wurden fossile Brennstoffe genutzt. Das zeigt der aktuelle Bericht zur Energieunion, den die Europäische Kommission am 26.10.2021 vorgelegt hat. Um den Einsatz erneuerbarer Energien weiter voranzutreiben, ist dem Bericht zur Energieunion zufolge für 2022 eine EU-Solarenergiestrategie geplant. Die Kommission hat am 26.10.2021 ihren Bericht zur Lage der Energieunion für 2021 angenommen, in dem sie fast zwei Jahre nach dem Start des europäischen Grünen Deals in Bezug auf die von der EU bei der Verwirklichung der Energiewende erzielten Fortschritte Bilanz zieht.

„Lage der Energieunion 2021“

Grünes Licht für Erneuerbare – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Zwar gibt es eine Reihe ermutigender Entwicklungen, doch werden größere Anstrengungen erforderlich sein, um das Ziel zu verwirklichen, die Nettoemissionen bis 2030 um mindestens 55 % zu senken und bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Zudem müssen die Daten im nächsten Jahr sorgfältig im Hinblick auf weitere langfristige Trends nach der COVID-19-Krise analysiert werden.

Aus dem Bericht geht hervor, dass 2020 die erneuerbaren Energieträger in der EU zum ersten Mal die fossilen Brennstoffe als wichtigste Energiequelle überholten. Auf sie gingen 38 % des erzeugten Stroms zurück, während der Anteil fossiler Brennstoffe an der Stromerzeugung 37 % betrug. Bisher haben bereits neun EU-Mitgliedstaaten den Kohleausstieg vollzogen, 13 weitere haben sich zu einem Ausstiegsdatum verpflichtet und vier Mitgliedstaaten prüfen mögliche Zeitpläne. Im Vergleich zu 2019 gingen die Treibhausgasemissionen der EU-27 im Jahr 2020 aufgrund der COVID-19-Pandemie auf beispiellose Weise um fast 10 % zurück, woraus sich eine Verringerung der Gesamtemissionen gegenüber 1990 um 31 % ergibt.

Der Primärenergieverbrauch verringerte sich im vergangenen Jahr um 1,9 % und der Endenergieverbrauch um 0,6 %. Beide Zahlen liegen jedoch über dem Zielpfad, der erforderlich ist, um die Ziele der EU für 2020 und 2030 zu erreichen, und es müssen weitere Anstrengungen unternommen werden, um dieses Problem auf Ebene der Mitgliedstaaten und der EU zu bewältigen. Die Subventionen für fossile Brennstoffe gingen 2020 aufgrund des insgesamt niedrigeren Energieverbrauchs leicht zurück. Sowohl die Subventionen für erneuerbare Energien als auch die Energieeffizienzsubventionen nahmen 2020 zu.

Der diesjährige Bericht wird auch vor dem Hintergrund eines Anstiegs der Energiepreise in ganz Europa und weltweit, der vor allem auf steigende Gaspreise zurückzuführen ist, veröffentlicht. Zwar wird davon ausgegangen, dass es sich hierbei um eine vorübergehende Situation handelt, doch rückt sie die Abhängigkeit der EU von Energieimporten, die den höchsten Stand seit 30 Jahren erreicht hat, und die Bedeutung der Energiewende für die Erhöhung der Energieversorgungssicherheit der EU in den Vordergrund. Den jüngsten Daten zufolge sind bis zu 31 Mio. Menschen in der EU von Energiearmut betroffen, wobei dieses Problem angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen durch die COVID-19-Krise und die derzeitige Preislage weiterhin im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen wird. Aus diesem Grund hat die Kommission in ihrer jüngsten Mitteilung zu den Energiepreisen den Schwerpunkt auf den Schutz schutzbedürftiger Verbraucherinnen und Verbraucher gelegt.

Im Bericht zur Lage der Energieunion wird analysiert, wie sich die COVID-19-Pandemie im vergangenen Jahr auf die Energie- und Klimapolitik ausgewirkt hat, und es werden die erheblichen Fortschritte bei den Rechtsvorschriften zur Fortsetzung der Dekarbonisierungsanstrengungen der EU dargelegt. Darüber hinaus werden ferner die politischen Bemühungen zur Kenntnis genommen, mit denen sichergestellt werden soll, dass unsere Klima- und Energieziele mehr denn je in unseren Aufbauplänen für die Zeit nach der COVID-19-Krise berücksichtigt werden.

Hintergrund

Im Bericht zur Lage der Energieunion werden die fünf Säulen der Energieunion analysiert:

  1. Beschleunigung der Dekarbonisierung, bei der das Emissionshandelssystems der EU (EHS) und die erneuerbaren Energien eine zentrale Bedeutung haben;
  2. Steigerung der Energieeffizienz;
  3. Verbesserung der Energieversorgungssicherheit und der Sicherheit von Energie;
  4. Stärkung des Binnenmarktes;
  5. Forschung, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit. Ferner werden darin Bereiche für künftige vorrangige Maßnahmen zur Verwirklichung des europäischen Grünen Deals genannt. Dem Hauptbericht sind fünf miteinander zusammenhängende Berichte beigefügt.
  • Anhang zu den Energiesubventionen in der EU: Die Subventionen für fossile Brennstoffe gingen 2020 zurück, was vor allem auf die sinkende Energienachfrage während COVID-19-Pandemie zurückzuführen ist. Es müssen jedoch zusätzliche Anstrengungen unternommen werden, um sicherzustellen, dass die Subventionen für fossile Brennstoffe in der EU auch künftig sinken und ein Wiederansteigen der Subventionen vor dem Hintergrund der allgemeinen wirtschaftlichen Erholung und steigenden Energienachfrage vermieden wird.
  • Im Bericht über die Fortschritte bei der Wettbewerbsfähigkeit sauberer Energietechnologien wird das Ökosystem für saubere Energien – angefangen bei Forschung und Innovation bis hin zur Einführung – bewertet. Die Bewertung der Fortschritte erfolgt dabei anhand wichtiger Indikatoren für die Wettbewerbsfähigkeit. Der Bericht macht deutlich, dass die EU in der Forschung im Bereich der sauberen Energien zwar weiterhin führend ist, aber weitere Anstrengungen erforderlich sind, um Investitionen in Forschung und Innovation zu erhöhen und die Lücke zwischen Innovation und Markt zu schließen.
  • Im EU-Fortschrittsbericht über den KlimaschutzBeschleunigung der europäischen Klimamaßnahmen für eine grüne, gerechte und prosperierende Zukunft“ werden die Fortschritte beschrieben, die die EU und ihre Mitgliedstaaten bei der Verwirklichung ihrer Ziele zur Verringerung der Treibhausgasemissionen erzielt haben, und wird über die jüngsten Entwicklungen in der EU-Klimapolitik berichtet. Der Bericht stützt sich auf Daten, die von den Mitgliedstaaten im Rahmen der EU-Verordnung über das Governance-System für die Energieunion und für den Klimaschutz übermittelt wurden.
  • Der Bericht über den CO2-Markt beschreibt die Entwicklungen in der Funktionsweise des europäischen CO2-Marktes, unter anderem in Bezug auf die Durchführung von Versteigerungen, die kostenlose Zuteilung, geprüfte Emissionen, die Abstimmung von Angebot und Nachfrage, die Marktaufsicht sowie die Infrastruktur und Compliance des EU-EHS.
  • Der Bericht über die Kraftstoffqualität enthält Informationen über die Fortschritte bei der Verringerung der Treibhausgasintensität von Kraftstoffen für den Straßenverkehr sowie zur Qualität und Zusammensetzung der in der EU gelieferten Kraftstoffe. Der Bericht fasst die von den Mitgliedstaaten gemäß Artikel 7a und Artikel 8 Absatz 3 der Richtlinie über die Kraftstoffqualität gemeldete Situation zusammen.

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