„Geschäfte machen, als ob der Planet wichtig wäre“

Leitartikel: Die Sicht des Guardian auf grüne Finanzen

„Der Klimawandel findet statt, und die Unternehmen wissen das. Warum also zeigen sie es nicht in ihren Berichten?“ fragte der Londoner Guardian  eingangs eines Leitartikel am 08.12.2021. Kürzlich – so der Guardian – erklärte Shell mit der Aufgabe seiner Beteiligung an 170 Millionen Barrel Öl im Cambo-Ölfeld vor der Küste der Shetland-Inseln , die „wirtschaftlichen Argumente für Investitionen“ seien zu schwach (siehe: bbc.com/uk-scotland-59512742*)). Und das britische Blatt mutmaßt: „Wie bei einem politisch so sensiblen Projekt nicht anders zu erwarten, gab es viele Spekulationen darüber, welche anderen Faktoren eine Rolle gespielt haben könnten. Aber: Wie kam Shell überhaupt zu dem Schluss, dass das wirtschaftlich sinnvoll ist?“

Shell-Tankstelle in Bochum – Shell „gibt offen zu, dass sich seine Grundannahmen nicht geändert haben, um der größten einzelnen Bedrohung unseres Planeten Rechnung zu tragen“ – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

*)Aus der BBC: Der Ölriese Shell hat sich [am 02.12.2021] aus dem umstrittenen, bei Umweltgruppen auf anhaltende Kritik gestoßenen Cambo-Ölfeld westlich der Shetlandinseln zurückgezogen. Das Unternehmen war mit 30 % an dem Feld beteiligt. Shell erklärte, die wirtschaftlichen Argumente für eine Investition in das nordatlantische Projekt seien „nicht überzeugend genug“. Man habe eine „umfassende Prüfung“ durchgeführt, bevor man eine Entscheidung getroffen habe, um „die beste Rendite für das Unternehmen sicherzustellen“. Die wirtschaftlichen Argumente für Investitionen in dieses Projekt seien aktuell zwar nicht überzeugend genug, aber fortgesetzte Investitionen in Öl und Gas seien für die Energiesicherheit Großbritanniens von entscheidender Bedeutung.

Guardian: „Schließlich leugnet der Energieriese nicht, dass sich sein gesamtes Geschäft ändern muss. Er wirbt mit seinem Ziel, bis zum Jahr 2050 ein Netto-Null-Emissionsunternehmen“ zu werden, veröffentlicht einen Nachhaltigkeitsbericht“ und arbeitet mit Umweltorganisationen in aller Welt zusammen. Doch dieses Umweltbewusstsein schlägt sich nur wenig in den harten Zahlen nieder.“…

Der jüngste Jahresabschluss des Unternehmens enthalte einen Haftungsausschluss: „Shells Betriebspläne, Ausblicke, Budgets und Preisannahmen spiegeln nicht unser Netto-Null-Emissionsziel wider.“ „Mit anderen Worten: Was der Ölriese sagt, ist nicht das, was er denkt“….

Das sei kein Vorwurf wegen Heuchelei an die Adresse des Unternehmens, „das eine Sache sagt und etwas ganz anderes tut. Hier geht es um etwas viel Beunruhigenderes: Der multinationale Konzern gibt offen zu, dass sich seine Grundannahmen nicht geändert haben, um die größte einzelne Bedrohung unseres Planeten, unserer Wirtschaft – und seines Geschäftsmodells – zu berücksichtigen….

Damit soll Shell nicht herausgegriffen werden; es ist nur ein offensichtliches Beispiel. Der Thinktank Carbon Tracker hat kürzlich in einer Untersuchung festgestellt, dass 70 % der Unternehmen und 80 % der Wirtschaftsprüfer das Klimarisiko in ihren Finanzberichten nicht offenlegen“…

->Quellen: