Australischer Wasserstoff für deutsche Energiewende

Bundesforschungsministerin setzt auf Importe – Reise nach Down Under

Produktion und Transport Grünen Wasserstoffs in Australien untersuchen einer Medienmitteilung aus dem BMBF vom 18.05.2022 zufolge Forschende in der Machbarkeitsstudie „HySupply“. Mit „HyGATE“ werden zudem Projekte zur Entwicklung von Wasserstofftechnologien gefördert. Mit Grünem Wasserstoff könne die globale Energiewende gelingen, zeigt sich das BMBF überzeugt: Dafür will man ein weltweites Wasserstoff-Netz knüpfen – angefangen mit Australien. Dorthin reist Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger vom 23.05. bis 27.05.2022 in Begleitung einer Wirtschafts- und Wissenschaftsdelegation: „Meine Vision ist, dass schon in wenigen Jahren Schiffe beladen mit grünem Wasserstoff, erzeugt mit Hilfe der Energie der Sonne und des Windes in Australien, in Deutschland anlegen“, so die Ministerin.

Wasserstoff-Tanklastzug - Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Wasserstoff-Tanklastzug – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Mit Australien sollen die Beziehungen über den Bezug von Wasserstoff intensiviert werden. Außerdem müsse auch eine „europäische Wasserstoff-Union“ geschaffen und die Zusammenarbeit bei diesen Zukunftstechnologien in der EU gefördert werden. Aus Anlass der Konferenz „Green Hydrogen for a Sustainable European Future“ vom 16. bis 17. Mai in Berlin hatte die Ministerin Investitionen von mehr als 2 Mrd. Euro in den nächsten vier Jahren angekündigt. Deutschland brauche grüne Energie „in allen Lebensbereichen, ob Industrie, im Verkehr oder im Wärmesektor“.

Australien komme als deutscher Wasserstoffpartner in der Nationalen Wasserstoffstrategie ins Spiel, so die BMBF-Medienmitteilung: Denn Deutschland habe zwar das technologische Know-how, aber nicht ausreichend Sonne und Wind, um den Bedarf an Grünem Wasserstoff allein zu decken. Grünstrom, der für Grünen Wasserstoff gebraucht werde, sei „auf absehbare Zeit ein knappes und teures Gut in Deutschland. Australien hat dagegen viel bessere Bedingungen: Neben etwa der doppelten Sonneneinstrahlung und sehr guten Windverhältnissen können auch riesige Landflächen genutzt werden, um erneuerbaren Strom zu gewinnen“.

Australien und Deutschland wollen daher eine Wasserstoffpartnerschaft aufbauen und die Potenziale beider Länder nutzen. In der gemeinsamen Machbarkeitsstudie „HySupply“ untersuchen Fachleute aus Wissenschaft und Wirtschaft seit November 2020, wie der Grüne Wasserstoff von „A“ nach „D“ kommen soll. Dabei beziehen sie alle Schritte von der Produktion und Speicherung bis hin zum Transport und zur Verteilung und Nutzung in verschiedenen Anwendungsbereichen mit ein. Zudem betrachten sie auch volks- und betriebswirtschaftliche sowie naturwissenschaftlich-technische Aspekte ebenso wie regulatorische, rechtliche und logistische Rahmenbedingungen.

Koordiniert wird die Studie auf deutscher Seite von der acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften unter Leitung von Prof Robert Schlögl vom Fritz-Haber-Institut Berlin gemeinsam mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (Holger Lösch) und auf australischer Seite von der University of New South Wales in Sydney, nach eigenem Bekunden „eine der besten Universitäten Australiens“. Das Bundesforschungsministerium fördert die Machbarkeits-Untersuchung mit 1,7 Millionen Euro.

Im Februar 2022 haben das BMBF und die Australian Renewable Energy Agency (ARENA) zudem die Fördermaßnahme HyGATE auf den Weg gebracht, ein gemeinsames Instrument zur Förderung von Projekten zur Entwicklung und Demonstration von innovativen grünen Wasserstofftechnologien. Mit der Förderung werden zwei grundlegende Ziele der Nationalen Wasserstoffstrategie verfolgt: Erstens der Import von nachhaltigen Energieträgern und zweitens der Export von Klimaschutztechnologien „made in Germany“.

Der Weg des Wasserstoffs: Mit der Kraft aus Wind, Sonne, Biomasse oder Wasser wird erneuerbare Energie erzeugt. Diese wird genutzt, um Wasser-Elektrolyse zu betreiben. Dabei wird Wasser (H2O) unter Strom gesetzt, wobei es sich in Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O2) teilt. Der hierbei gewonnene Wasserstoff wird dann für die Nutzung transportiert – Grafik © Projektträger Jülich im Auftrag des BMBF

Je nach Distanz und Menge des transportierten Wasserstoffs sind unterschiedliche Transportmethoden sinnvoll. Für große Mengen über kurze Distanzen sind Wasserstoff-Leitungen die beste Option. Für mittlere und längere Distanzen wie nach Afrika oder Australien bieten sich andere Methoden an, die derzeit in den Wasserstoff-Leitprojekten des BMBF erforscht werden, etwa im Projekt TransHyDE.

Im TransHyDE-Projekt Mukran entwickeln Forschende einen innovativen Hochdruck-Kugelspeicher für Wasserstoff. Dieser soll im Laufe des Projekts auf hoher See zum Einsatz kommen. Ziel ist die Integration in die Offshore-Anlage von H2Mare, um den dort produzierten Grünen Wasserstoff zu speichern. Zudem soll der Kugelspeicher auch im Einsatz als Transportbehälter getestet werden. So will Mukran testweise Wasserstoff per Schiff nach Hamburg transportieren.

Im TransHyDE-Projekt Campfire testen Forschende das Potenzial von Ammoniak als Wasserstoff-Transportmöglichkeit. Ziel ist die Bindung von Wasserstoff in Ammoniak für den Transport und die anschließende Wieder-Auslösung. Campfire testet zudem Demonstratoren für die zentrale und dezentrale Nutzung von Ammoniak sowie Logistikstrukturen für den Ammoniak-Import und die -Verteilung.

Im TransHyDE-Projekt Helgoland testen Forschende eine Wasserstoff-Logistikkette über Land und über See. Via Pipeline gelangt Grüner Wasserstoff von der Offshore-Anlage des Leitprojekts H2Mare auf die Insel Helgoland. Für den weiteren Transport wird der Wasserstoff an organische Trägerflüssigkeiten – sogenannte LOHC, gebunden. Dadurch lässt sich Wasserstoff wie Öl oder Kraftstoff transportieren und kann mit bereits bestehender Infrastruktur verschifft werden. Dazu baut das TransHyDE-Projekt Helgoland im Hamburger Hafen eine Dehydrieranlage, die den Wasserstoff wieder vom LOHC löst.

->Quellen: