„Immer wieder die gleichen Fehler in Untersuchungen zu Wasserstoffpipelines“

Merkwürdige Verzerrung der Realität

Einer Reihe jüngster Untersuchungen und Beiträge hätten eine merkwürdige Verzerrung der Realität zum Ausdruck gebracht, die von Lobbyisten der Öl- und Gasindustrie stark unterstützt werde, so Michael Barnard am 11.07.2022 im Magazin CleanTechnica. Die Behauptung: Gaspipelines transportierten viel mehr und viel billiger Energie als die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ). Barnard meint, das sei unter bestimmten Umständen tatsächlich wahr. Nur: In einer dekarbonisierten Welt sei es völlig falsch.

HGÜ-Trasse vor den Pyrenäen in Katalonien – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Barnard legt auseinander:

  1. Man braucht eine Pipeline zwischen einem Erdgasvorkommen und einem Energiebedarfsmarkt. Mit anderen Worten: Wenn sich die Welt überhaupt nicht verändern müsse, dann seien bewegliche Moleküle sehr sinnvoll. Aber: „Leider hält dies nicht der geringsten Prüfung stand“. Denn die Autoren der Arbeiten (Saadi et al. – 2018 – und deSantis et al. – 2021) – zögen die Systemgrenzen um ihre Untersuchungen herum so willkürlich, dass sie zu irreführenden Ergebnissen führten. „Diese werden von denselben Organisationen verbreitet, die seit Jahrzehnten Desinformationen über das Klima und die Lösung des Problems verbreiten.“
  2. Wasserstoff werde nicht extrem billig. Selbst mit einem massiven Ausbau der erneuerbaren Energien, der Stromübertragung und -speicherung bis 2100 zu Strompreisen von etwa 2 ct/kWh 2020, aber das sei das eigentliche Endspiel eines vollständig dekarbonisierten Netzes.
  3. Viertens sollte man bedenken, dass bei der Herstellung von grünem Wasserstoff etwa 20 % der in der Elektrizität enthaltenen Energie weggeworfen würden – und noch einmal 40 bis 50 % der im Wasserstoff enthaltenen Energie , wenn wir ihn wieder in elektrischen Strom mit hohem Exergiegehalt umwandeln.
  4. Schließlich sei da noch die Übertragung selbst. HGÜ-Leitungen von Wind- und Solarparks zu den Verbrauchszentren häten Energieverluste von 3,5 % pro 600 Meilen oder weniger, während für die Komprimierung und Leitung von Wasserstoff dreimal mehr Energie benötige wird als für Erdgas.

->Quelle und vollständiger Artikel (Englisch): cleantechnica.com/studies-showing-hydrogen-pipelines-carry-far-more-energy-keep-making-the-same-mistakes