Abwärme von Rechenzentren nutzen

Heizung und Warmwasser für 350.000 Wohnungen

Einer am 26.07.2022 veröffentlichten Untersuchung des Branchenverbands Bitkom zufolge ließe sich die Abwärme großer Rechenzentren dazu nutzen 350.000 Wohnungen in Deutschland mit Energie für Heizungen und Warmwasser zu versorgen. Dazu müssten die Rechenzentren direkt an private und öffentliche Fernwärmenetze angeschlossen werden. Die Abwärme könnte neben Privatwohnungen auch Schwimmbäder, Gewerbebetriebe und andere kommunale Einrichtungen versorgen. Voraussetzung dafür sind jedoch auch Investitionen in die Infrastruktur.

Fernwärmeleitung Berlin-Ruhleben – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Angesichts der aktuellen Sorge vor einer drohenden Gasknappheit sollte die Abwärme von Rechenzentren in Deutschland viel stärker als bislang für Heizung und Warmwasser genutzt werden. Durch die direkte Anbindung von Rechenzentren an öffentliche und private Fernwärmenetze könnte nicht nur ein direkter Beitrag zur Grundversorgung geleistet, sondern auch die Energiebilanz der stark wachsenden Rechenzentrums-Branche selbst deutlich verbessert werden. In der Praxis wird die anfallende CO2-freie Wärme der Rechenzentren aktuell meist ungenutzt an die Umwelt abgegeben. „Die Abwärme der Rechenzentren kann für die Fernwärmeversorgung von kommunalen Einrichtungen wie Schwimmbädern, für Privatwohnungen und auch Gewerbegebäude eingesetzt werden“, sagte Bitkom-Präsident Achim Berg. „Dieses Potenzial sollten wir nicht weiter brachliegen lassen.“ Nach Bitkom-Berechnungen könnten mit der Nutzung der Rechenzentrumsabwärme jährlich rund 350.000 Wohnungen versorgt werden – das entspricht fast dem Bestand des Stadtstaates Bremen. Insgesamt gibt es in Deutschland rund 42,8 Mio. Wohnungen.

Für die Nutzung von Abwärme kommen vor allem mittlere und größere Rechenzentren ab einer jährlichen IT-Anschlussleistung von mehr als 5 Megawatt in Betracht. Diese befinden sich in Deutschland vor allem in den Regionen Frankfurt/ Main, Berlin, Hamburg und München und kommen zusammen auf eine Anschlussleistung von 965 MW, wie die vom Borderstep Institut durchgeführte Bitkom-Studie „Rechenzentren in Deutschland“, ergeben hat. Rund die Hälftekann demnach für die reale Abwärmenutzung herangezogen werden. Nach Angaben des Umweltbundesamtes werden in privaten Haushalten in Deutschland jährlich 131 kWh/m2 für Heizen und Warmwasser verbraucht. Bezogen auf 24 Stunden und 365 Tage ließen sich per Rechenzentrumsabwärme also 31,9 Mio. Quadratmeter versorgen. Wo kein Fernwärmenetz vorhanden ist, könnte die Abwärme der Rechenzentren genutzt werden, um die umliegenden Gebäude zu versorgen.

Dieses Potenzial liegt weitgehend brach, da in der Regel Wärmenetze fehlen oder nicht nutzbar sind. Die Abwärme der Rechenzentren erreicht in aller Regel nicht ganz die Temperatur der Fernwärmenetze.  Daher werden meist spezielle, hocheffiziente Wärmepumpen eingesetzt, um die Temperatur auf das Niveau des Wärmenetzes zu bringen und Schwankungen beim Anfall von Abwärme auszugleichen. Um diesen Markt anzuschieben, fordert Bitkom, den netzdienlichen Einsatz von Wärmepumpen in Kombination mit anderen Wärmeerzeugern von den Netzentgelten zu befreien. „Um unabhängig von russischem Gas zu werden und den Klimaschutz weiter voranzutreiben, sollten alle verfügbaren Quellen ausgeschöpft werden“, betont Bitkom-Präsident Berg.

->Quellen: