Impulspapier: Wie gelingt die Dekarbonisierung der Fernwärme?

Klimafreundliche Fernwärme zentraler Baustein der Wärmewende – dena-Impulspapier zeigt, was zu tun ist

Am 12.06-2023 lädt das BMWK Expertinnen und Experten sowie Branchenvertreter zum Fernwärmegipfel ein, um Strategien für die Dekarbonisierung der Fernwärme zu diskutieren. Das am 08.06.2023 veröffentlichte Impulspapier der dena stellt vier zentrale Herausforderungen und Ansatzpunkte für einen schnellen Umbau der Fernwärmeversorgung bis 2045 dar.

Fernwärmeleitung in Berlin – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Die Fernwärmeerzeugung in Deutschland ist heute noch überwiegend durch den Einsatz fossiler Energieträger geprägt. 2021 lag der Anteil erneuerbarer Energien im Fernwärmenetz bei 22 Prozent. Der Großteil der Erzeugung basierte auf fossilen, den Energieträgern Erdgas (44 Prozent) und Kohle (21 Prozent). Mit Blick auf die übergeordneten Energie- und Klimaziele bestehe daher ein großer Handlungsdruck, in kurzer Zeit einen schnellen Beitrag zur Dekarbonisierung zu leisten, heißt es in einer dena-Pressemitteilung vom 08.06.2023. Gemäß Koalitionsvertrag sollen bis 2030 mindestens 50 Prozent klimaneutrale Wärme genutzt werden. Der Fernwärme komme dabei eine wichtige Rolle zu. Bis 2045 solle sich die Bedeutung der Fernwärme in Versorgungskonzepten nahezu verdoppeln: Insbesondere in dicht besiedelten urbanen Gebieten sei aufgrund der Kostenvorteile gegenüber dezentralen Lösungen in der Wärmeversorgung mit einer steigenden Bedeutung und einem starken Ausbau der Fernwärme zu rechnen, heißt es weiter.

Im Vorfeld des Fernwärmegipfels am 12.06.2023 in Berlin zeige das am 08.06.23 veröffentlichte Impulspapier zentrale Herausforderungen und mögliche Lösungen für eine Dekarbonisierung und den Ausbau der Fernwärme auf.

Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der dena, sagte: „Die Transformation der Wärmeversorgung ist eine der wichtigsten Aufgaben der Energiewende. Mit über 1.229 TWh entfällt über die Hälfte des gesamten Energieverbrauchs in Deutschland auf den Wärmesektor. Der Ausbau erneuerbarer Fernwärme spielt dabei eine zentrale Rolle. Erneuerbare Fernwärme kann großflächige Räume schnell, effizient und klimafreundlich versorgen. Dafür müssen wir schnell die richtigen Anreize schaffen, um zügig Investitionen in die erneuerbare Fernwärme zu stärken. Dabei sollten neben den rechtlichen und wirtschaftlichen Punkten auch die planerischen Aspekte als Teil einer übergreifenden Strategie schnell adressiert werden.“

Das neue Impulspapier stellt folgende vier Herausforderungen in das Zentrum einer zukunftsfähigen Fernwärmestrategie:

  • Schaffung eines klaren Ordnungsrahmens durch die Vereinbarung konkreter Wärmenetz-Ziele und der Weiterentwicklung der bestehenden Förderkulisse
  • Klärung der Chancen und Regulierungsanforderungen des Drittzugangs von Erzeugungsanlagen
  • Integrierte Planung lokaler Energieinfrastrukturen auf Basis der Wärmeplanung und Systementwicklungsstrategie
  • Sicherstellung ausreichender Investitionen in Produktionskapazitäten für Erzeugungstechnologien sowie die Ausbildung der entsprechenden Fachkräfte

Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) zum Fernwärmegipfel: Alle Erneuerbaren Wärmelösungen in Nah- und Fernwärmenetzen nutzen und eine faire Lastenverteilung sichern

Der Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) begrüße den Fernwärmegipfel des Bundeswirtschafts- und Bundesbauministeriums am 12.06.2023. Der BEE erwarte lösungsorientierte Gespräche, wie das Ministerium sie schon bei den Gipfeln zu PV und dem letzten Windgipfel ermöglicht habe, heißt es in einer Pressemitteilung des BEE vom 09.06.2023. Hier seien die Vorschläge der Akteure gehört und berücksichtigt worden.

„Der Aus- und Umbau der Fern- und Nahwärme ist für das Erreichen der Klimaschutzziele von herausragender Bedeutung. Neben Geothermie, KWK und Solarthermie spielt auch die Bioenergie eine wichtige Rolle. Denn sie ist für den Wärmesektor und zunehmend auch als Back-up für den Stromsektor zu nutzen. Deshalb hätte die Branche zum Gipfel geladen werden müssen. Auch eine faire, sozial verträgliche Lastenverteilung ist weiterhin notwendig, um Bezahlbarkeit von Wärme und Akzeptanz der Maßnahmen zu sichern“, so BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter.

„BMWK und BMWSB haben die Chance erkannt, die Stellschrauben für einen schnellen Hochlauf zentraler Erneuerbarer Wärmelösungen zu definieren und anschließend zu stellen, sowohl für Gebäude als auch für Netze. Die vorhandenen Netze müssen schnell dekarbonisiert und ausgebaut werden. Dabei müssen alle Erneuerbaren Lösungen genutzt werden“, so Peter.

Der BEE habe in seinem Wärmeszenario gezeigt, dass eine schnelle Umstellung von fossilen Energien auf Erneuerbare in der Nah- und Fernwärme möglich sei, wenn alle Erneuerbaren Optionen genutzt und bestehende Hemmnisse beseitigt würden. „Für die Biomasse ist die Diskriminierung durch Biomassedeckel und Förderausschluss zu beenden. Für die Nutzung der Abwasserwärme, deren Energieschatz bisher weitgehend ungenutzt unter unseren Städten liegt, braucht es standardisierte Genehmigungsprozesse. Ein schneller Hochlauf der Solarthermie benötigt unter anderem eine Berücksichtigung in der Flächenausweisung. Für die Geothermienutzung müssen Genehmigungsprozesse beschleunigt, Geodaten bereitgestellt und eine finanzielle Absicherung von Geothermie-Projekten gewährleistet werden.“

„Auch eine faire Lastenverteilung ist unverzichtbar. Deswegen dürfen Kosten der Wärmelieferung die Kosten der Eigenversorgung mit Wärme für Mieter*innen nicht übertreffen. Oder es braucht einen anderen Ausgleich zur Abfederung sozialer Härten. Die Energiewende bietet die Chance, in allen Sektoren eine dauerhaft verlässliche und bezahlbare Versorgung auf Basis heimischer Erneuerbarer Quellen zu sichern und resilienter gegenüber Preisschwankungen zu werden, wie wir sie im vergangenen Jahr in der kriegsbedingten fossilen Kostenkrise gesehen haben. Hierfür ist auch schon bei der Umstellung eine soziale Flankierung und damit eine breite Akzeptanz zu sichern“, so Peter abschließend.

->Quelle und Impulspapier: