Energiewende: International vernetzt und kostengünstig

Zweites Buch der Desertec-Autoren

Es gibt keinen Mangel an klimaneutraler Energie. Es gibt nur die weltumspannende Aufgabe, klimaneutrale Energiequellen sowohl lokal im Kleinen, als auch global im Großen zu erschließen und mit den Verbrauchszentren zu verbinden. Im Mittelpunkt des Buches „Sonne, Wind und Wüste” stehen die enormen Potenziale in Europas Nachbarschaft. Die riesige, sehr kostengünstige und sichere Sonnen- und Windenergie aus den Wüsten Nordafrikas und des Nahen Ostens wird in den nächsten Jahren in großem Tempo erschlossen werden. Gleichzeitig wird die Offshore-Windenergie in Europas Meeren zur tragenden Säule der Energieversorgung unserer Industrie werden.

Buchtitel ‚Sonne,_Wind_und_Wüste‘ © bod.de

So fasst Paul van Son, die Essenz des Buches  zusammen, das er jetzt gemeinsam mit dem Wissenschaftsjournalisten Dr. Thomas Isenburg verfasst hat. Seit 1979 ist der gelernte Elektroingenieur van Son im internationalen Energiebereich tätig. Unter anderem hat er bereits 2002 bei einem niederländischen Energieversorger das Produkt „grüner Strom” initiiert.

Das Buch ist bereits das zweite des Autorenpaars und zeichnet eine durchaus optimistisches Bild der Energiezukunft. So sind zum Beispiel die Kosten für die Erzeugung von Solarstrom heute viel niedriger als selbst die optimistischsten Schätzungen vorausgesagt haben. Erzeugungskosten von rund einem Cent pro Kilowattstunde sind heute in sonnenreichen Regionen Realität. Die Autoren betrachten deshalb schwerpunktmäßig die Entwicklung Erneuerbarer Energien in der sogenannten MENA-Region (Middle East North Africa) sowie die Offshore-Windenergie im Norden Europas.

Von den Maghreb-Staaten im Westen bis zum arabischen Golf wachsen nahezu überall die Kapazitäten zur Erzeugung klimaneutralen Stroms deutlich. Insbesondere Marokko, die Golfstaaten und Ägypten haben milliardenschwere Investitionen nicht nur angekündigt, sondern auch die Umsetzung bereits vorangetrieben. Gleiches gilt auch für Offshore-Wind-Projekte in Nord- und Ostsee. Damit rückt die Frage in den Mittelpunkt, wie diese preiswerte Energie für Europa und seine Industrie verfügbar gemacht werden kann.

Ausführlich beschäftigt sich das Buch deshalb unter anderem mit Wasserstoff als Transport- und Speichermedium. Neben den technischen Grundlagen gehen die Autoren vor allem darauf ein, wie der Markt für Erneuerbare Energien einen möglichst schnellen Hochlauf ermöglicht. Wie beim „grünen Strom” sehen sie es als unabdingbar an, durch ein System internationaler Zertifikate den Handel mit netto emissionsfreien Produkten unabhängig vom physischen Transport zu machen.

„Moleküle und Elektronen haben keinen Herkunftsstempel. Für den Transport müssen wir die bestehende Infrastruktur nutzen, wo immer es geht. Das geht nur mit handelbaren Kohlenstoff- bzw. Grün-Zertifikaten,” erklärt van Son. Er warnt gleichzeitig davor, die Zertifikate an zu enge Kriterien zu knüpfen, wie es die EU derzeit plant: „So schnell wie möglich muss ein liquider Markt geschaffen werden. Das wird weitere Investitionen in Erneuerbare Energien erleichtern und zu einem schnellen Markthochlauf führen.”

Im Buch wird auch deutlich, dass nur eine ganzheitliche Denkweise zum Erfolg führt, die weder Technologien noch Regionen ausschließt. Die Autoren sehen keinen Gegensatz zwischen dem Solarpanel auf dem Dach des Eigenheims und der großtechnischen Gewinnung Erneuerbarer Energien. Auch wenn der wichtige Ausbau dezentraler Energiequellen konsequent vorangetrieben werde, seien Deutschland und Europa in Zukunft auf Energieimporte angewiesen. Diesen Bedarf gelte es, so kostengünstig wie möglich zu decken.

Insgesamt blicken van Son und Isenburg optimistisch in die Zukunft. Sie sehen die Erneuerbaren Energien nicht zuletzt deshalb auf dem Vormarsch, weil sie neben der CO?-Neutralität auch wirtschaftlich sind und Energiesicherheit bieten. In vielen Bereichen stehen sie inzwischen besser da als ihre fossilen Konkurrenten. Es komme jetzt darauf an, den Markt so zu gestalten, dass dieses Wachstumspotenzial auch wirksam werde.

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