Plastic Credits: Geeignetes Übergangskonzept zur Kreislaufwirtschaft für Kunststoff-Abfall?

Wuppertaler Studienarbeit untersucht aktive Unternehmen

Eine der größten Herausforderungen auf dem Weg zu einer Kreislaufwirtschaft sind die  verheerenden Abfall-Mengen, die am Ende des Lebenszyklus von Produkten entstehen. Eine entsprechende Entsorgungsinfrastruktur sowie höhere Sammel- und Recyclingraten können hier helfen, jedoch braucht es angesichts des allgegenwärtigen Handlungsdrucks schnelle Lösungen. Hier kann der Handel mit Gutschriften (sogenannten Plastic Credits) für Kunststoff-Abfall helfen. Allerdings ist noch weitgehend unerforscht, wie Organisationen Plastics Credits nutzen und in ihre Gesamtstrategie integrieren. Vor diesem Hintergrund widmete sich Aileen Richter in ihrer am 11.08.2023 publizierten Wuppertaler StudienarbeitPlastic Credits als Instrument zur Annäherung an eine Circular Economy – Einordnung der Nutzung des Marktmechanismus auf Abnehmerseite“ insbesondere der Frage, welche Art von Unternehmen in Plastic Credits investieren und ob sich diese strukturieren lassen.

Inschrift „Wuppertal-Institut“ – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Dazu griff Richter auf zehn Interviews zurück, die das Wuppertal Institut mit unterschiedlichen AkteurInnen des Plastic-Credit-Marktes durchgeführt hat. Ziel war es herauszufinden, was die Unternehmen motiviert, Plastic Credits zu erwerben, wo sie vorrangig ansässig sind und aus welchen Branchen sie stammen.

Bei der Circular Economy als elementarer Lösungsansatz sollen Stoffströme geschlossen und Produktlebenszyklen verlängert werden. Ein Instrument zur Annäherung an dieses Modell ist der Handel mit sogenannten Plastic Credits – ein Mittel, um den Ausbau regionaler Infrastrukturen für die Sammlung und das Recycling von Kunststoffabfällen zu finanzieren.

Ihre Ergebnisse zeigen: Die Unternehmen, die Plastic Credits beziehen, beschäftigen sich bereits umfangreich mit der Kunststoff-Abfallproblematik und der damit verbundenen Umwelt-Auswirkung. Zudem sind sie in Branchen tätig, in denen der Einsatz von recyceltem Material erschwert ist, wie etwa in der Lebensmittelindustrie oder Medizin. Die Interviews deuten darauf hin, dass zurzeit vorrangig Unternehmen aus dem Globalen Norden Plastic Credits erwerben. Eine Finanzierung der Abfall-Infrastrukturen aus Projektländern wie Indien, Nepal oder Kambodscha heraus wird jedoch angestrebt.

Die Abnehmer von Plastic Credits sind die treibende Kraft hinter dem Mechanismus. Es ist weiterführende Forschung notwendig, insbesondere in Bezug auf die Frage, wie Unternehmen das Instrument der Plastic Credits nutzen und in ihre Gesamtstrategie integrieren. Diese Masterarbeit widmet sich der dabei vorgelagerten Frage: Existieren bestimmte Profile bei Unternehmen, die in Plastic Credits investieren, und lassen sich hierbei spezifische Cluster bilden?

Im Rahmen der Beantwortung dieser Frage wurden ExpertInnen-Interviews mit Hilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet. Dabei haben sich drei konkrete Unterfragen ergeben, die sich auf die Motivation, Branchenzugehörigkeit und räumliche Verortung der Abnehmer beziehen. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Abnehmer von Plastic Credits bereits umfangreich mit der Kunststoffabfallproblematik und der damit verbundenen Auswirkung auf die Umwelt beschäftigen. Offen bleibt, inwiefern Maßnahmen zur Vermeidung von neuartigem Kunststoff, der Verbesserung der Recyclingfähigkeit der Produkte oder der Einsatz von Rezyklaten in der Herstellung dem Weg der Kompensation vorangestellt werden. In Bezug auf die Branchenzugehörigkeit legen die Ergebnisse nahe, dass vorrangig Unternehmen, die mit einem erschwerten Rezyklate-Einsatz konfrontiert sind, in Plastic Credits investieren. Welche Auswirkungen Maßnahmen wie die Entbürokratisierung der Zulassungsverfahren für neue Recyclingprozesse oder verpflichtende Anteile an recycelten Materialien in bestimmten Produkten auf die Investition in Plastic Credits haben, wird sich in Zukunft zeigen.

In der Reihe „Wuppertaler Studienarbeiten zur nachhaltigen Entwicklung“ werden herausragende wissenschaftliche Diplom-, Master- oder Staatsexamensarbeiten publiziert, die im Rahmen der Nachhaltigkeitsforschung am Wuppertal Institut entstanden sind.

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