Bundesregierung legt Leichtbaustrategie vor

Kreislauffähiges Design

Die „Leichtbaustrategie der Bundesregierung“ liegt – so der parlamentseigene Pressedienst heute im bundestag – als Unterrichtung (20/7930) vor. Die im Koalitionsvertrag vorgesehene Strategie solle „einen entscheidenden Beitrag zur Senkung der Treibhausgas-Emissionen und des Primärrohstoffverbrauchs leisten“, schreibt die Bundesregierung in der Zusammenfassung. Auch Abhängigkeiten bei Energie- und Rohstoffimporten soll die strategische Förderung des Leichtbaus begegnen. Leichtbau solle so als Instrument zur Stärkung der ökonomischen Resilienz und der technologischen Souveränität„ genutzt werden.

Funkmast, Leichtbau – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Wie die Bundesregierung ausführt, erfordere der fortschreitende Klimawandel Technologien, welche “die Transformation der Wirtschaft, eine ressourcenschonende Wertschöpfung und eine nachhaltige und resiliente Rohstoffversorgung sicherstellen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts Deutschland stärken“. Leichtbau sei eine solche Transformationstechnologie. Sie ziele auf die Einsparung von Material und Energie unter anderem durch “Gewichtsoptimierung, kreislauffähiges Design oder fortschrittliche Fertigungsverfahren und Werkstoffe„.

Kern der Strategie sind danach acht Maßnahmenpakete. Unter anderem will die Bundesregierung so eine “lückenlose Förderung entlang der gesamten Innovationskette„ realisieren. Ferne soll mit der Strategie die Vernetzung der relevanten Akteure gefördert werden. Weiterhin sollen durch Normen und Standardisierung Innovationen im Leichtbau unterstützt werden. (hib/SCR)

Zusammenfassung

Der fortschreitende Klimawandel erfordert Technologien, die die Transformation der Wirtschaft, eine ressour-censchonende Wertschöpfung und eine nachhaltige und resiliente Rohstoffversorgung sicherstellen und gleich-zeitig die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts Deutschland stärken.

Hier setzt die Transformationstechnologie Leichtbau an: Leichtbau zielt auf Material- und Energieeinsparungen insbesondere durch Gewichtsoptimierung, kreislauffähiges Design oder fortschrittliche Fertigungsverfahren und Werkstoffe bei gleichbleibender oder verbesserter Funktionalität von Produkten ab und setzt verstärkt auf Technologien, Verfahren und Produkte, deren Materialkreisläufe derart optimiert sind, dass mehrere Lebenszyklen durchlaufen werden können und somit natürliche Ressourcen geschont werden. Leichtbau schließt alle Phasen der Wertschöpfungskette ein: Sowohl die Design-, als auch die Herstellungs-, die Nutzungsphase und das Recycling sowie die Wiederverwendung gehören zu einem materialeffizienten und nachhaltigen Leichtbau. Dabei ist Leichtbau branchen- und materialübergreifend, z. B. für den Automobilbau, die Luft- und Raumfahrtindustrie, den Maschinen- und Anlagenbau sowie die Energie- und Bauwirtschaft, relevant. Leichtbautechnologien adressieren außerdem gesellschaftliche Bedürfnisse indem sie z. B. die Schaffung von Wohnraum durch die Aufstockung von Immobilien in Leichtbauweise ermöglichen.

Die im Koalitionsvertrag vorgesehene Leichtbaustrategie der Bundesregierung soll einen entscheidenden Beitrag zur Senkung der Treibhausgas (THG)-Emissionen und des Primärrohstoffverbrauchs leisten. Sie wird insbesondere dann ihre Stärken voll ausspielen, wenn der schonende Einsatz von Ressourcen mit dem Kreislaufgedanken verknüpft wird. Zudem werden mit der Umsetzung der Strategie Abhängigkeiten bei Energie- und Rohstoffimporten begegnet, die Innovationsfähigkeit der Industrie gestärkt und es werden Arbeitsplätze am Wirtschaftsstandort Deutschland gesichert. Damit reagiert die Strategie der Bundesregierung auf veränderte Rahmenbedingungen der letzten Jahre und nutzt den Leichtbau als Instrument zur Stärkung der ökonomischen Resilienz, und der technologischen Souveränität.

Diese Strategie verfolgt einen ganzheitlichen, branchen- und materialübergreifenden Ansatz, der alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft – adressiert. Darüber hinaus verfolgt sie das Ziel, den Nutzen des Leichtbaus besser verständlich, bewusster und damit auch besser umsetzbar zu machen. Sie basiert auf der Leichtbaustrategie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie von Januar 2021 und wurde unter der Federführung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) in einem systematischen Ressortprozess mit weiteren Bundesministerien erarbeitet. Zudem sind die Anliegen der Leichtbaucommunity, die über eine Umfrage identifiziert wurden, in die Strategie eingeflossen.

Da die Bundesregierung den Leichtbau in zahlreichen Bereichen bereits sehr erfolgreich unterstützt, wird auf einer soliden Basis aufgebaut. Die Strategie soll laufende Aktivitäten strategisch bündeln und gezielt ausbauen. Sie enthält darüber hinaus neue Maßnahmen, z. B. für eine Ausweitung der ökologischen und ökonomischen Messbarkeit und für die verbraucherorientierte Nutzenkommunikation des Leichtbaus.

Den Kern der Leichtbaustrategie bilden acht Maßnahmenpakete. Die darin genannten Einzelvorhaben werden von den zuständigen Ressorts in eigener Verantwortung und unter Vorbehalt der verfügbaren Haushaltsmittel umgesetzt. Sie umfassen die folgenden Handlungsfelder, Ziele und Leuchtturmprojekte:

  1. Wir realisieren eine lückenlose Förderung entlang der gesamten Innovationskette und nutzen Synergien zwischen einzelnen Förderprogrammen, um die förderpolitischen Rahmenbedingungen für den Leichtbau noch weiter zu verbessern. Ökonomische Resilienz ist die Fähigkeit einer Volkswirtschaft, vorbereitende Maßnahmen zur Krisenbewältigung zu ergreifen, unmittelbare Krisenfolgen abzumildern und sich an veränderte Rahmenbedingungen anzupassen. Technologische Souveränität beschreibt das Ziel und die Fähigkeit, Schlüsseltechnologien international auf Augenhöhe mitzugestalten und die Technologieentwicklung eigenständig zu gestalten.
    Leuchtturmprojekt: Ressortübergreifende Förderung über die gesamte Innovationskette
  2. Wir beschleunigen durch die Vernetzung der relevanten Leichtbauakteure, durch die Förderung branchen- und materialübergreifender Kooperationen sowie durch Studien, Reallabore und Demonstrationsprojekteden Transfer von Wissen und Technologien aus der Forschung in die industrielle Praxis.
  3. Wir stärken die Anwendung des Leichtbaus auch in Hinblick auf die Kreislaufwirtschaft durch regulatorischeVorgaben u. a. im Bereich Ökodesign und prüfen die mögliche Verankerung des Leichtbaus in öffentlichen Aufträgen und Vergabeverfahren.
    Leuchtturmprojekt: Aufnahme des Leichtbaus in die neue Ecodesign for Sustainable Products Regulation als Parameter für Materialeffizienz.
    Leuchtturmprojekt: Aufnahme des Leichtbaus in die neue Ecodesign for Sustainable Products Regulationals Parameter für Materialeffizienz.
  4. Durch Normen und Standardisierung unterstützen wir Innovationen im Leichtbau.
  5. Zur Stärkung der Resilienz unserer Wirtschaft nutzen wir neben der Reduzierung des absoluten Materialeinsatzes durch Leichtbaulösungen auch die Diversifizierung der Rohstoffversorgung sowie die Stärkung der technologischen Souveränität.
    Leuchtturmprojekt: Novellierung des Technologietransfer-Programms „Leichtbau und Materialeffizienz“.
  6. Zur verbesserten Messbarkeit der positiven Effekte der Querschnittstechnologie Leichtbau für Klima, Um-welt, Wirtschaft und Gesellschaft fördern wir die Entwicklung quantitativer Instrumente und Kennzahlen.
    Leuchtturmprojekt: Verbesserung der Messbarkeit der ökonomischen Bedeutung des Leichtbaus.
  7. Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit und Netzwerkbildung sensibilisieren wir sowohl Expertinnen und Ex-perten als auch die breite Öffentlichkeit für die vielfältigen Potenziale des Leichtbaus.
    Leuchtturmprojekt: Erstellung einer verbraucherorientierten Kommunikationsstrategie
  8. Um die internationale Wettbewerbsfähigkeit auf nachhaltige Weise zu erhöhen und internationale Allianzenfür den Leichtbau zu schmieden, unterstützen wir Unternehmen bei der Erschließung ausländischer Absatz-märkte und treiben gegenseitig gewinnbringende internationale Kooperationen im Leichtbau voran.
    Leuchtturmprojekt: Etablierung eines gemeinsamen Aktivitätenprogramms zum Leichtbau auf europäischerEbene im Rahmen des European Lightweighting Network (ELN)

->Quellen: