Steag geht an spanischen Investor Asterion

Für 2,6 Milliarden Euro

Milliardenschwere Übernahme im Energiesektor: Zwei Bieter waren noch im Rennen für den Essener Energieproduzenten, der einmal Steinkohlen-Elektrizitäts AG hieß. Jetzt haben sich die kommunalen Eigner entschieden – und sorgen damit für eine Überraschung. Die spanische Beteiligungsgesellschaft Asterion kauft für 2,6 Milliarden Euro das Essener Energieunternehmen Steag.  Am 25.08.2023 hatten die Fondsgesellschaft und die bisherigen Eigentümer, ein Konsortium von sechs Stadtwerken aus dem Ruhrgebiet, den Verkauf samt der Milliardensumme bekannt gegeben. Er soll bis Ende des Jahres vollzogen werden. Asterion ist auf Infrastrukturunternehmen vor allem in den Bereichen Energie und Telekommunikation spezialisiert. Der Steag-Kauf bedeutet für die Spanier den Einstieg in den deutschen Markt.

Kohlekraftwerk bei Leuna – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Iqony soll ausgebaut werden

Seit Beginn des Jahres 2023 ist der Steag-Konzern in einen schwarzen Bereich (Steinkohleverstromung – Steag Power) und einen grünen Bereich (regeneratives Wachstumsgeschäft – Iqony) aufgeteilt. Der Fokus liegt mittlerweile auf dem Geschäft mit regenerativen Energien. Steags Anteil an der gesamten Stromerzeugung in Deutschland beträgt nach eigenen Angaben nur noch rund fünf Prozent. Seit 2011 gehört die Holding Steag GmbH zu unterschiedlichen Anteilen den Stadtwerken Dortmund, Duisburg, Bochum, Essen, Oberhausen und Dinslaken. Diese hatten 2021 entschieden, das damals unter großem wirtschaftlichem Druck stehende Unternehmen zu verkaufen. Jetzt erwarten sie sich von dem Verkauf einen „erheblicher Betrag“. Asterion hatte mitgeteilt, man wolle den Geschäftsbereich Iqony durch Investitionen in grüne Technologien erheblich ausbauen. Entsprechend soll das Ziel der Steag, bis 2040 klimaneutral zu werden, unterstützt werden. Asterion unterstütze die Pläne der Bundesregierung zum Kohleausstieg, heißt es in einer Medienmitteilung von Asterion.

Der Investor plant, das Iqony-Geschäft durch Investitionen in grüne Technologien wie Wasserstoff, Batterien, Solar- und Windenergie sowie Fernwärme deutlich auszubauen. Dies werde neue grüne Arbeitsplätze schaffen und die Beschäftigung unter anderem im Ruhrgebiet und an der Saar fördern. In Kombination mit Asterions industrieller und operativer Ausrichtung und Erfahrung sowie der herausragenden technischen Kompetenz des Unternehmens im Bereich der dezentralen Versorgung wolle Asterion zudem die Energie- und Wärmewende gemeinsam mit seinen Kunden gestalten.

IG BCE: „Wir sind zufrieden“

Der Verkauf an Asterion trägt nach Darstellung der Steag-Geschäftsführung zur Arbeitsplatzsicherung bei. „Die jetzt getroffene Entscheidung sorgt für größere wirtschaftliche Handlungsspielräume bei anstehenden Zukunftsinvestitionen“, sagte Steag-Vorstandschef und Arbeitsdirektor Andreas Reichel am Montag. Insofern trage der Verkauf perspektivisch auch zur Sicherung der bestehenden Arbeitsplätze bei. Steag beschäftigt aktuell weltweit rund 5.300 Menschen, davon etwa 2.300 bei Iqony (1.900 in Deutschland) und gut 3.000 bei Steag Power (1000 in Deutschland).

Die Gewerkschaft IG BCE begrüßte den Verkauf an Asterion. „Wir sind zufrieden mit dem Ergebnis des Verkaufsprozesses“, sagte IG-BCE-Chef Michael Vassiliadis der Rheinischen Post. Mit Asterion habe Steag nun einen starken Partner, der gewillt sei und über die notwendigen Finanzmittel verfüge, dem Unternehmen eine gesicherte Zukunftsperspektive zu eröffnen. „Nach dem schmerzlichen Arbeitsplatzabbau in den vergangenen, für Steag sehr schwierigen Jahren ist das ein ermutigendes Signal.“

Das Stadtwerke-Konsortium KSBG hatte 2011 zunächst 51 Prozent und 2014 die restlichen Anteile an der Steag übernommen. Damals stand das Unternehmen vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen. Nach einer erfolgreichen Restrukturierung und Neuausrichtung der Steag wäre aber auf die Eigentümer ein erheblicher weiterer Investitionsbedarf zugekommen. Angesichts dieser Entwicklung hatten die Eigentümer im Jahr 2022 entschieden, das Unternehmen zu verkaufen. In einem mehrmonatigen Bieterverfahren setzte sich nun Asterion mit dem wirtschaftlich besten Angebot durch. Zudem ist es erklärtes Ziel, die Steag als Ganzes zu erhalten. In der Kohleverstromung leisten die Kraftwerke der Steag weiterhin einen wesentlichen Beitrag zur Gewährleistung von Versorgungssicherheit in der Bundesrepublik und Europa. Für die in der Iqony gebündelten Zukunftstechnologien wird ein weiteres Wachstum erwartet.

Heike Heim, Vorstandsvorsitzende der Dortmunder Stadtwerke (DSW21) und Aufsichtsratsvorsitzende der KSBG sagte: „Mit Asterion ist für die bisherigen Anteilseigner und das Unternehmen die bestmögliche Lösung gefunden, damit sich beide Sparten des Steag-Konzerns positiv weiterentwickeln können. Wir wünschen den Mannschaften von Steag Power und Iqony von ganzem Herzen alles Gute und viel Erfolg auf ihrem weiteren Weg. Dass der Steag-Konzern sich wandelt und für die Energiemärkte der Zukunft gut gerüstet ist, zeigen nicht zuletzt die aktuell sehr stabilen wirtschaftlichen Ergebnisse.“

„Mit dem erfolgreichen Abschluss des Verkaufsprozesses kommt das Engagement der kommunalen Anteilseigner zu einem versöhnlichen Ende“, so Dietmar Spohn, Sprecher der Geschäftsführung der Stadtwerke Bochum und Sprecher der Konsorten: „Die Stadtwerke des Ruhrgebiets sind unter anderen energiepolitischen Rahmenbedingungen eingestiegen und haben Verantwortung für die Steag und deren Beschäftige übernommen. Die Restrukturierung war ein Erfolg, und wir freuen uns vor diesem Hintergrund, dass wir das Unternehmen mit dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als ein gut aufgestelltes Haus an Asterion übergeben können.“

Ralf Schmitz, der als Chief Transformation Officer (CTO) in der Geschäftsführung der Steag und als Mitglied der Geschäftsführung der KSBG erst die Restrukturierung und anschließend den Verkaufsprozess zu verantworten hatte, stellt fest: „Ich bin den Führungskräften und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dankbar für ihren ungeheuren Einsatz während der herausfordernden Restrukturierung und dann im Prozess des eigentlichen Verkaufs. Nur so konnte es gelingen, dass die Steag eine Zukunftsperspektive entwickelt hat und für potentielle Investoren zu einem attraktiven Kaufziel geworden ist. Wir sind sehr stolz auf das Erreichte.“

Dr. Andreas Reichel, Vorsitzender der Geschäftsführung der Steag GmbH und Arbeitsdirektor, sagte: „Ich begrüße die nun getroffene Verkaufsentscheidung ausdrücklich und halte sie für wegweisend für die Zukunft des Konzerns und seiner beiden Sparten. Denn diese Entscheidung sorgt für größere wirtschaftliche Handlungsspielräume bei anstehenden Zukunftsinvestitionen und trägt insofern perspektivisch auch zur Sicherung der bestehenden Arbeitsplätze bei. Damit ist für alle Beteiligten einschließlich unserer Beschäftigten die bestmögliche Lösung gefunden worden.“

Jesús Olmos, CEO von Asterion Industrial Partners, kommentierte: „Unser Unternehmen engagiert sich voll und ganz für die Energie- und Wärmewende, und Steag ist sehr gut positioniert, um in Deutschland und Europa ein sehr wichtiger Akteur in diesem Prozess hin zu saubereren, wettbewerbsfähigeren und zuverlässigeren Energien wie Solar- und Windenergie zu sein, wobei das Unternehmen einen interessanten Energiemix anbietet, der auch durch Kohle und Gas unterstützt wird, um die Tragfähigkeit dieser Wende zu gewährleisten. Außerdem verfügt das Unternehmen über ein Team erfahrener Führungskräfte und qualifizierter Mitarbeiter mit technischem Know-how in den Bereichen Wind, Solar und Fernwärme. Seine Energiestandorte verfügen über eine hervorragende Infrastruktur und sind optimal an das deutsche Energienetz angeschlossen. Mit der Erfahrung von Asterions Team in der Führung von Unternehmen in der grünen Transformation freuen wir uns auf die Zusammenarbeit, um Steags Dekarbonisierungspläne umzusetzen und neue, grüne Arbeitsplätze zu schaffen.“

Asterion ist der wichtigste Private-Equity- und Infrastrukturfonds in Spanien und mit einem verwalteten Vermögen von rund 5 Milliarden Euro einer der größten infrastrukturorientierten Fonds in Europa. Etwa die Hälfte der bisherigen Investitionen des Unternehmens war im Energiesektor angesiedelt, wo es eine starke Erfolgsbilanz vorweisen kann. Im Jahr 2019 startete das Unternehmen Asterion Energies, eine Entwicklungsplattform, die ein Projektportfolio von insgesamt 7.700 Megawatt (MW) erneuerbarer Energie in Spanien, Italien und Frankreich verwaltete und Ende vergangenen Jahres an den spanischen Energiekonzern Repsol verkauft wurde. Asterion bleibt durch seine Beteiligung an Barter Energy im spanischen Energiesektor investiert und ist auch im Vereinigten Königreich durch AMP Clean Energy präsent, um ein Portfolio von dezentralen Wärme- und Stromanlagen zu entwickeln. 2022 erwarb Asterion ein Erdgas-Kombikraftwerk in Frankreich im Rahmen eines 50%igen Joint Ventures mit TotalEnergies. Darüber hinaus hat Asterion mit seiner Beteiligung an Sorgenia, einem italienischen Energiekonzern mit Sitz in Mailand, die Energiewende in Italien vorangetrieben, indem es den Beitrag erneuerbarer Energien neben Sorgenias flexibler Erzeugungskapazität deutlich erhöht hat. Mit der Übernahme von Steag steigt Asterion nun auch in den deutschen Energiemarkt ein.

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