Der Fußabdruck des Internets

E-Mail-Verkehr erzeugt CO2

2022 wurden in Deutschland etwa 666 Millionen Tonnen CO2 emittiert. 147 davon vom Verkehr. Häufiges Fliegen und langes Autofahren sind schädlich fürs Klima. Diese Tatsache wird von kaum jemandem bestritten. Viel seltener dagegen wird in der Klimadebatte der digitale Raum betrachtet. Denn auch durch das Internet können immense Massen an CO2 erzeugt werden, beim Streamen zum Beispiel. Und auch die gute alte E-Mail könnte sich als Klimasünde entpuppen – so das Carbon Literacy Project“.

Tastatur – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Eine kurze E-Mail, die zwischen Laptops verschickt wird, generiert nach Angaben des „Carbon Literacy Project“ etwa 0,3 Gramm CO2. Es wird erwartet, dass die Zahl der versandten Mails bis 2025 auf 376 Milliarden steigt. Während jede einzelne E-Mail relativ harmlos erscheinen mag, können sich die kollektiven Auswirkungen von Milliarden schnell summieren. Aber wie groß sind die Auswirkungen all dieser E-Mails wirklich?

Die Berechnung der durch eine E-Mail verursachten Emissionen ist keine leichte Aufgabe. Es hängt davon ab, mit welchem Gerät die E-Mail erstellt wird, ob es sich um das neueste Telefon oder einen alten Desktop-Computer handelt. Außerdem muss berücksichtigt werden, wie lange der Absender für das Schreiben und der Leser für das Lesen der E-Mail gebraucht hat. Hat der Absender Bilder hinzugefügt, ein umfangreiches Dokument angehängt oder eine Unterschrift mit dem Firmenlogo geleistet? Dann gibt es noch die Energie, die für den Versand verbraucht wird, und wie effizient die verschiedenen Datenzentren sind, durch die die Nachricht geschickt wird. All diese Dinge haben Auswirkungen. Wir können also bestenfalls eine Spanne angeben.

In der neuesten Fassung seines Buches „How Bad are Bananas? The Carbon Footprint of Everything“ (2020) schätzt der britische Physiker und World-Wide-Web-(Mit-)Begründer Tim Berners-Lee diese Spanne auf 0,03 g bis 26 g. Das ist weniger als die Schätzungen in seiner früheren Arbeit – zum Teil, weil Geräte und Datenzentren immer effizienter werden. Aber wie wir bereits erwähnt haben, nimmt die Zahl der E-Mails zu.

Wie sieht es nun mit den verschiedenen Arten von E-Mails aus? Am unteren Ende stehen die Spam-E-Mails, die von Spam-Filtern abgefangen werden und gar nicht erst im Posteingang landen. Das ist etwa die Hälfte aller E-Mails, die jemals verschickt werden. Am anderen Ende stehen die Massenmails, deren Erstellung viel Zeit in Anspruch nimmt, die aber nur von wenigen Personen gelesen werden.

E-Mail-Typ Emissionen (CO2e):

  • Spam-E-Mails, die von Ihren Filtern aufgefangen werden 0,03 g
  • Kurze E-Mail, die über ein Telefon gesendet und empfangen wird 0,2 g
  • Kurze E-Mail, die auf einem Laptop gesendet und empfangen wird 0,3 g
  • Lange E-Mail, die 10 Minuten zum Schreiben und 3 Minuten zum Lesen benötigt, gesendet und empfangen auf einem Laptop 17 g
  • Eine E-Mail, die in 10 Minuten geschrieben und an 100 Personen geschickt wird, von denen 1 sie liest und die anderen 99 sie 3 Sekunden lang ansehen und dann entscheiden, dass sie sie ignorieren sollten 26 g

Brauche ich mir Sorgen zu machen?

Berners-Lee schätzt, dass E-Mails im Jahr 2019 weltweit bis zu 150 Millionen Tonnen CO2e verursacht haben könnten, was etwa 0,3 % des weltweiten CO2-Fußabdrucks entspricht. Dabei wird davon ausgegangen, dass etwa die Hälfte einigermaßen nützliche Nachrichten sind, für die der Absender drei Minuten und der Leser etwa eine Minute zum Lesen benötigt. Auf dieser Grundlage entspricht die durchschnittliche E-Mail-Nutzung der Fahrleistung eines Kleinwagens mit Benzinmotor für etwa 128 Meilen.

Im Großen und Ganzen ist die Auswirkung der E-Mail nicht das größte Kohlenstoffproblem der Menschheit, aber es ist ein leicht zu lösendes Problem. Berners-Lee räumt ein, dass das Nachdenken über E-Mail ein guter Einstieg in eine Diskussion über die Vorteile der Beseitigung aller Arten von Müll in unserem Leben ist. Es gibt eine Reihe von Dingen, die Sie tun können, um nicht nur das E-Mail-Aufkommen auf ein Minimum zu beschränken, sondern auch den Stress und die Ängste zu bekämpfen, die durch die E-Mail-Überlastung entstehen:

  • Abonnieren Sie nur die Nachrichtendienste, die Sie wollen.
  • Melden Sie sich von Mailinglisten ab, die für Sie nicht mehr relevant sind
  • Vergewissern Sie sich, dass die Mailinglisten, die Sie benutzen, auf dem neuesten Stand sind.
  • Schreiben Sie prägnant und halten Sie Ihre Nachrichten so kurz wie möglich
  • Schreiben Sie nur denjenigen eine Nachricht, die die Informationen benötigen; kopieren Sie nicht andere, nur um sich selbst abzusichern.

Der lange Weg einer E-Mail

Aber wie kommt es, dass bloße Mails so viel CO2 hervorbringen? Einfach gesagt: Die Daten einer Mail werden an Rechenzentren geschickt, die sich oft tausende, wenn nicht sogar zehntausende Kilometer entfernt befinden. Eine E-Mail durchläuft dabei Dutzende von Routern, Servern und anderen Computern. Jedes dieser technischen Geräte verbraucht Energie, um zu funktionieren. Die Serverparks werden heiß und müssen künstlich gekühlt werden. All das verbraucht enorm viele Ressourcen.

Dabei werden insgesamt 80 % der E-Mails nie geöffnet. Trotzdem verbrauchen sie weiterhin Energie für ihre Lagerung. Denn alle Daten werden in Rechenzentren gespeichert, die abhängig von ihrer Größe jährlich enorm viel Strom benötigen. 2021 waren es für alle Rechenzentren weltweit 500 bis 650 Terawattstunden. Zum Vergleich: Deutschland hat 2022 insgesamt 484,2 Terawattstunden verbraucht.

Tipps: Das können Sie tun

Die gute Nachricht nach all den überraschenden Zahlen: Jeder kann persönlich etwas gegen den hohen CO2-Verbrauch tun.

  • E-Mails regelmäßig löschen
  • Spamfilter einrichten: Ihr persönlicher Spamfilter wird auf „Spam“ und „Kein Spam“ trainiert, um ähnliche E-Mails in Zukunft leichter erkennen zu können.
  • Fotos nur in komprimierter Version, also kleiner, versenden.
  • E-Mail-Verläufe nicht immer mit versenden.
  • Adressat genau wählen und unnötige Kontakte vermeiden.
  • Überprüfen, welche Newsletter wirklich gebraucht werden und ggf. davon abmelden.

->Quellen: