Zirkulär in die Zukunft

Am 07.11.2023: Kreislaufwirtschaftskongress der Kultur- und Kreativwirtschaft

Prinzipien der Natur abzuschauen hat schon viele Erfindungen hervorgebracht. Insbesondere sind Kreislaufsysteme der Natur Vorbilder für ein nachhaltigeres Leben. Die Umgestaltung unserer Wirtschaft zu einem kreislaufwirtschaftlichen System stellt jedoch eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung dar, die nur branchenübergreifend und ganzheitlich gelöst werden kann. Im Unterschied zum deutschen Begriff „Kreislaufwirtschaft“, der sich auf den Umgang mit Abfall fokussiert, ist der englische Begriff „Circular Economy“ (also „zirkuläres Wirtschaften“) bereits viel weiter gefasst und betrachtet das gesamte Produktsystem. Hier geht es um durchdachte Kreisläufe von Anfang an, die bereits beim Design von Produkten beginnt. Darum geht es beim Kreislaufwirtschafts-Kongress der Kultur- und Kreativwirtschaft am 07.11.2023 in Berlin.

Kreislaufwirtschaftskongress 07.11.2023 – © kreativ-bund.de

Innovative Ideen und praktische Ansätze für zirkuläres Wirtschaften finden sich schon seit Jahren in der Kultur- und Kreativwirtschaft, zum Beispiel im Produkt- und Materialdesign, der Film- und Veranstaltungsindustrie sowie dem Modemarkt. Die Kultur- und Kreativwirtschaft setzt mit ihrem Creative Impact auch hier als VordenkerIn relevante Impulse, die branchenübergreifend Mehrwerte bieten. Andererseits besteht in der Branche selbst Handlungsbedarf, um mehr zur Erreichung der angestrebten Klimaziele der Bundesregierung beitragen zu können. Als Repräsentant auf politischer Ebene wird Michael Kellner, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und Ansprechpartner für die Kultur- und Kreativwirtschaft, beim Kongress dabei sein.

Drei Bereiche stehen im Mittelpunkt:

  1. Wie kreislauffähig ist die Kultur- und Kreativwirtschaft?
    Hier schauen wir uns den Status Quo an: Was passiert bereits, wo sind Grenzen und wo muss gehandelt werden?
  2. Die Kultur- und Kreativwirtschaft als Probelabor
    Welche Beispiele für zirkuläres Wirtschaften aus der Kultur- und Kreativwirtschaft können Anknüpfungspunkte für andere Wirtschaftsbereiche und deren Herausforderungen bieten?
  3. Wie kann der Creative Impact der Kultur- und Kreativwirtschaft für die nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie besser genutzt werden?
    Hier ist ein Format angedacht, bei dem AkteurInnen aus der Kultur- und Kreativwirtschaft, der Verwaltung und der Politik die Rolle der Kultur- und Kreativwirtschaft für die nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie diskutieren und Angebote entwickeln.

Workshop #1 – Pitch Your Green Idea! mit Caroline Frumert

Das Brett-Planspiel Pitch Your Green Idea bringt den Spielenden das Thema Nachhaltige Unternehmensführung näher. Im geschützten Raum des Spiels können die Teilnehmenden kreative Ideen zur Lösung drängender gesellschaftlicher und ökologischer Probleme entwickeln und sich auf unterhaltsame Weise mit Nachhaltigkeit und Organisationsentwicklung auseinandersetzen. Entscheidungen können reflektiert werden, ohne tatsächliche Auswirkungen auf die eigentliche Realität befürchten zu müssen. In dem Spiel können neue Geschäftsideen kreiert oder vorhandene Ideen aus der Nachhaltigkeitsperspektive weiterentwickelt werden. Probieren Sie es im Rahmen des Kongresses selbst! Im Workshop werden zunächst Problemstellungen der Teilnehmenden der Kultur- und Kreativbranche abgefragt. Daran schließt sich die Durchführung des Spiels an. Die Ergebnisse hieraus werden gesammelt, reflektiert und auf die jeweiligen Lebens-/Arbeitsrealität übertragen.

Workshop #2 – Suffizienzstrategie mit Johanna Götz

In dem Workshop gehen wir davon aus, dass die Kulturstiftung des Bundes eine neue Fo?rderlinie entwickelt hat. Gefo?rdert werden o?ffentliche Institutionen, die das Prinzip der Suffizienz erproben. Suffizienz steht für so viel wie Verzicht – beispielsweise auf Marketingmaßnahmen oder Druckerzeugnisse in einer Instiution. Das Prinzip wird zu Beginn des Workshops erklärt. Die freigewordenen Kapazita?ten sollen dafür eingesetzt werden, das Thema Nachhaltigkeit, vielleicht auch das der Kreislaufwirtschaft, in der Institution zu sta?rken. Ihr wollt euch auf diese Fo?rderung bewerben und entwickelt nach dem Prinzip des Golden Circle eine Argumentation für euer Haus.

Workshop #3 – „Co-creating the circular transition“ mit Maximilian Mauracher

Der Workshop „Co-creating the circular transition“ wird sich um die Frage drehen: Was kann die Kultur- und Kreativwirtschaft von heute zur Kreislaufwirtschaft von morgen beitragen? Oder andersrum: Wo braucht es sogar Kreative und Kulturschaffende, damit die Circular Economy künftig ihr volles Potential entfalten kann? Im Workshop beleuchten wir den Creative Impact in den Ökosystemen der Teilnehmenden und finden heraus, wie jede*r in seiner Rolle die Circular Transition aktiv mitgestalten kann – denn Kreislaufwirtschaft braucht Kulturwandel! Der Workshop bietet außerdem erste Einblicke in das kommende Creative Lab #7, das sich ebenfalls rund um die Kreislaufwirtschaft dreht.

Panel – Best Practices aus der Veranstaltungswirtschaft

Wie können Veranstaltungen möglichst zirkulär geplant und umgesetzt werden? Dieses Panel wird die Fragestellung behandeln, wie Veranstaltungen, insbesondere Groß- und Theaterveranstaltungen, möglichst nachhaltig und zirkulär geplant und umgesetzt werden können.

Panel – Wieso müssen wir bei zirkulärer Mode international denken und welche Rolle spielen mittelständische Unternehmen in der Zusammenarbeit mit Designer*innen, um Fashion nachhaltiger zu machen?
Bei dem Panel mit anschließendem Publikumsgespräch geht es um die Zirkularität bzw. konsequent nachhaltig gedachtes Design von Fashion. Hier wird vor allem der Blick auf die Zusammenarbeit von Kultur- und Kreativwirtschaft mit mittelständischen Unternehmen sowie auf die internationale Perspektive gelenkt.

Kurzimpulse – Best Practices aus dem Produktdesign
Dieses Panel rund um zirkuläres Design mit Fokus auch auf Materialien und Skalierbarkeit wird eine Casepräsentation mit anschließendem Gespräch sein und auch Raum für Fragen aus dem Publikum lassen.

„Holy Shit“ – exklusives Preview des neuen Kinofilms

Was geschieht mit der Nahrung, die wir verdauen, nachdem sie unseren Körper verlassen hat? Ist es Abfall, der weggeworfen wird, oder eine Ressource, die wiederverwendet werden kann? Auf der Suche nach Antworten begibt sich der Regisseur Rubén Abruña auf eine investigative und unterhaltsame Suche durch 16 Städte auf vier Kontinenten. Er folgt der Fäkalienspur von den langen Pariser Abwasserkanälen bis zu einer riesigen Kläranlage in Chicago. Die vermeintliche, weltweit angewandte Lösung, die halbfesten Überreste der Kläranlage als Dünger zu verwenden, erweist sich als lebender Albtraum, denn sie enthalten Schwermetalle und giftige PFAS-Chemikalien. Können Ausscheidungen für den Anbau von Nahrungsmitteln genutzt werden und die drohende Düngerknappheit lindern? Er trifft die Poop Pirates aus Uganda, die mit ihrer Arbeit und ihren Liedern den Menschen beibringen, wie sie Fäkalien in sicheren Dünger verwandeln können. Im ländlichen Schweden zeigt ihm ein Ingenieur eine Trockentoilette, die aus Urin Dünger herstellt. In Hamburg und Genf entdeckt er Wohnkomplexe mit dezentralen Kläranlagen, die nicht an die Kanalisation angeschlossen sind und aus menschlichen Exkrementen Strom und Dünger erzeugen. Am Ende findet der Regisseur Antworten auf Fragen rund um die Wiederverwendung menschlicher Fäkalien, Umweltschutz, Hygiene, Ernährungssicherheit und Abschwächung des Klimawandels. (Holy Shit gewann den Deutschen NaturfilmPreis 2023 in den Kategorien „Bester Film – Mensch und Natur“ und „Publikumswahl“.)

Screening: Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen

Lösungen zeigen und Wohlfühl-Geschichten zu erzählen sind vielleicht die besten Wege, um die ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Krisen unserer Zeit zu lösen, durch welche unsere Länder gehen. Nach einem ungewöhnlichen Briefing mit dem Nature Magazin über das Aussterben der Menschheit vor dem Ende des 21. Jahrhunderts, machen sich Cyril Dion und Mélanie Laurent auf: Zusammen mit einem Team von vier Menschen beginnen sie eine Recherche in 10 verschiedenen Ländern, um rauszufinden, was zu diesem Desaster führt und vor allem, wie es vermieden werden kann. Während ihrer Reise treffen sie Pioniere, die Landwirtschaft, Energie, Wirtschaft, Demokratie und Bildung neu erfinden. Indem sie sich diesen konkreten und positiven Aktionen anschliessen, beginnen sie, die Welt von morgen zu entdecken.

->Quellen: