Eine neue Studie des Bundesumweltministeriums warnt: Klimapolitik kostet, aber ihr Aufschub kostet mehr. Der Druck auf Staatshaushalt und Gesellschaft wächst, weil notwendige Investitionen in Klimaschutz, Infrastruktur und Kreislaufwirtschaft ausbleiben und sich die Konflikte um knappe Mittel verschärfen.

Ohne Investitionen in Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft geraten Wohlstand und sozialer Zusammenhalt unter Druck. Foto von Nico Roicke
In der Publikation „Materieller Wohlstand und Klimaschutz“ untersuchen das Umweltbundesamt, das Fraunhofer ISI und weitere Institute sechs Trends, die Deutschland bis 2040 prägen könnten. Die Analyse zeigt, dass Klimafolgekosten, Investitionsstau, Preissteigerungen und geopolitische Unsicherheiten nicht nur das wirtschaftliche Fundament, sondern auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt unter Druck setzen. Besonders in Regionen mit schwacher Infrastruktur. Die Studie betrachtet Wohlstand und Klimaschutz nicht als Gegensätze, sondern als gemeinsame Voraussetzung. Denn wenn man heute nicht investiert, riskiere man wachsende Schäden durch Extremwetter und strukturelle Versäumnisse.
Die sechs zentralen Trends laut Studie:
- Wachsende Klimafolgekosten
- Steigender Investitionsdruck auf Infrastruktur
- Höhere Belastung für Haushalte und Unternehmen
- Demografischer Wandel
- Technologische Umbrüche (z. B. Künstliche Intelligenz)
- Geopolitische Risiken und neue industriepolitische Ausrichtungen
Diese Entwicklungen verschärfen bereits bestehende Konflikte. Die Transformation zur Klimaneutralität ist nicht nur eine ökologische Notwendigkeit, sondern ebenso eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Umstellung. Wer heute nicht investiert, riskiert, dass sich die Schäden durch Extremwetter und strukturelle Versäumnisse langfristig vervielfachen. Laut Bericht könnten sich die Klimafolgekosten bis 2050 auf bis zu 900 Milliarden Euro summieren. Und das, obwohl schon jetzt über 600 Milliarden Euro fehlen, um überfällige Infrastrukturmaßnahmen nachzuholen.
Die Belastungen für private Haushalte steigen, beispielsweise durch Wohn- und Energiekosten oder hohe Rohstoffpreise. Diese Entwicklung bringe auch den Staat unter Druck. Denn die nötigen Ausgaben für Klimaschutz und Anpassung stehen in direkter Konkurrenz zu anderen Aufgaben wie Sozialleistungen, Verteidigung oder Industriepolitik. Die Studie spricht von einer zunehmenden Mittelkonkurrenz, die, wenn sie politisch nicht ausgeglichen wird, die gesellschaftliche Unterstützung für die Klimapolitik schwächen könnte.
Eine wichtige Rolle in dieser Transformation spielt die Kreislaufwirtschaft. Laut Studie kann sie die regionale Wertschöpfung stärken, Abhängigkeiten verringern und Preisschwankungen abfedern. Die bestehenden Strukturen reichen dafür nicht aus. Der Bericht legt nahe, dass Investitionen und klare Förderungen notwendig sind, um Potenziale zu heben. Durch Wiederverwendung, Reparatur, Recycling und neue Geschäftsmodelle vor Ort. Man bleibt nicht bei der Analyse, sondern fordert klare politische Entscheidungen. Klimapolitik muss wirtschaftlich gedacht, die Kreislaufwirtschaft ausgebaut und soziale Gerechtigkeit mitverhandelt werden. Nur so gelingt der Umbau zur klimaneutralen Gesellschaft ohne zusätzliche Brüche.
Quelle: