Deutsche Energiewende:
Keine Blaupause für Europa, aber Inspiration für die Welt

Weltenergierat: Umfrage unter Experten aus mehr als 60 Ländern

Die deutsche Energiepolitik werde weltweit wahrgenommen und habe Einfluss, schreibt der Weltenergierat Deutschland in einer Pressemitteilung über eine weltweite Umfrage unter dem Titel „Deutsche Energiepolitik – eine Blaupause für die Welt?“. So hätten 77 % der weltweit befragten Energieexperten angegeben, dass die Energiewende in Deutschland beobachtet werde, zu Diskussionen oder sogar konkreten Maßnahmen in ihren Ländern geführt habe. Eine Bewertung der deutschen Energiepolitik falle dabei unterschiedlich aus. 11 % der europäischen Experten würden die deutsche Energiepolitik als Blaupause für die Welt bewerten, im Vergleich zu 43 % der Experten aus dem nicht-EU-Ausland.

Deutsche Energiepolitik – eine Blaupause für die Welt?“ – Titel © Weltenergierat Deutschland

„Nur wenn wir die spezifischen Prioritäten und Voraussetzungen in den einzelnen Staaten kennen und adressieren, kann die deutsche Energiewende mehr Nachahmer finden und so einen Beitrag zur nachhaltigen Energieversorgung leisten,“ so Carsten Rolle, Geschäftsführer des Weltenergierat–Deutschland anlässlich der Veröffentlichung der Umfrage-Ergebnisse. 119 Energieexperten aus über 60 Ländern teilten darin ihre Perspektive auf die deutsche Energiepolitik sowie auf die Energiesituation in ihren eigenen Ländern mit.

Die energiepolitischen Prioritäten unterschieden sich deutlich zwischen Europa und dem Rest der Welt. Während für europäische Experten der Klimaschutz die wichtigste Motivation für einen Energiewende im eigenen Land darstelle (58 %), stehe außerhalb Europas das Wirtschaftswachstum an erster Stelle mit 26 % vor Versorgungssicherheit (23 %) und Zugang zu Energie (17 %). Wie sich die Energiewende in Deutschland auf die Wirtschaftskraft auswirke, sei umstritten: Laut Umfrage erwarteten 67 % der europäischen Experten eine Abschwächung der Wirtschaftskraft Deutschlands aufgrund der Energiepolitik bis 2030. Demgegenüber stehe eine Mehrheit von Experten aus dem außereuropäischen Ausland, die mittelfristig bis 2030 (57 %) bzw. langfristig bis 2050 (84 %) eine Stärkung der Wirtschaftskraft erwarteten. „Die Ergebnisse zeigen, dass noch offen ist, wie sich die Energiepolitik auf die Wirtschaftskraft Deutschlands auswirkt. Erst wenn die Energiewende einen positiven wirtschaftlichen Effekt hat, werden insbesondere auch Länder außerhalb Europas sich stärker ein Beispiel nehmen,“ so Rolle.

Widerspruch in Bezug auf CO2-Bepreisung

Auch die Bereitschaft, für Klimaschutz höhere Energiepreise zu akzeptieren, werde in Europa zumindest für Haushalte höher eingeschätzt. Die Hälfte der europäischen Experten würde glauben, dass die Bevölkerung bis zu 20 % höhere Energiepreise für mehr Klimaschutz akzeptieren würde. Im Rest der Welt sei man skeptischer: Die Mehrheit glaube nicht, dass eine Bereitschaft für höhere Energiepreise für Klimaschutz für Haushalte (66 %) und Industrie (57 %) vorhanden sei. Zugleich hätten über 80 % aller Befragten eine CO2-Bepreisung als wichtige Maßnahme für den Klimaschutz gesehen. Für Carsten Rolle werde hier ein Widerspruch sichtbar: „Einerseits gilt eine CO2-Bepreisung als effektiv in der Bekämpfung des Klimawandels. Andererseits existiert kaum eine Bereitschaft, einen Preisaufschlag zu bezahlen, um die notwendigen Investitionen zu realisieren.“ Dieser Widerspruch müsse offen diskutiert und politisch aufgelöst werden.

->Quelle und weitere Informationen: