Bergung der Fässer im AKW Brunsbüttel beginnt

Atomaufsicht stimmt zu: mehr als 150 rostige Fässer einzeln ferngesteuert bergen

Die Bergung der teilweise stark verrosteten Atommüllfässer im AKW Brunsbüttel kann beginnen. Ende Februar wird der Betreiber Vattenfall mit extra entwickelter Technik die ersten Fässer aus den Kavernen holen. Dem hat die schleswig-holsteinische Atomaufsichtsbehörde, das Energiewendeministerium, jetzt zugestimmt – wie die schleswig-holsteinische Landesregierung in einer Pressemitteilung schrieb.

Endlich kann die Räumung der Kavernen starten. Was hier zu leisten ist, ist Pionierarbeit, sagte Energiewendeminister Robert Habeck (li., mit Pieter Wasmuth, Vattenfall) in Brunsbüttel, wo er einen Probedurchlauf der Bergung verfolgte. Viel zu lange sind die Fässer nahezu unbeobachtet in den Kavernen vor sich hin gerostet. Es fehlte an Sicherheitskultur und entsprechenden Kontrollmechanismen. Daraus haben wir aber Konsequenzen gezogen. In den letzten vier Jahren wurden die Kavernen inspiziert und so weit kontrolliert, wie das möglich war. Es wurde ein Verfahren zur Bergung entwickelt und die Atomaufsicht hat die Kontrollmechanismen auf verschiedenen Ebenen gestärkt. Beim Umgang mit Atommüll jedweder Art sind höchste Sensibilität, Aufmerksamkeit und Sorgfalt geboten.

632 Fässer – mehr als 150 schwer beschädigt

In sechs unterirdischen, abgeschirmten Kavernen des Kernkraftwerks befinden sich nach bisherigem Kenntnisstand 632 Fässer mit schwach- und mittelradioaktiven Stoffen (Filterharze und Verdampferkonzentrate). Ein Großteil dieser Fässer weist – wie Kamerainspektionen ergaben – Korrosionsbefunde auf, mehr als 150 Fässer sind schwer beschädigt. Jedes Fass wird nach und nach ferngesteuert einzeln geborgen und dann in ein Überfass gestellt. Das sieht das unter Auflagen der Atomaufsichtsbehörde gebilligte Bergungskonzept der Betreibergesellschaft vor. [note Verrostete Atommüllfässer – Foto © Fotolia.com – mc] Von den Bergungsarbeiten gehen keine Gefahren für Umwelt und Bevölkerung aus. Die Arbeiten selbst finden zum Schutz der Mitarbeiter unter strenger Bachtung der Strahlenschutzvorschriften statt.

Es ist geplant, die Fässer mit Verdampferkonzentraten und erforderlichenfalls auch die mit Filterharzen in einer Trocknungsanlage nachzutrocknen, damit die vorhandene Restfeuchte reduziert wird. Anschließend sollen die Filterkonzentrate in endlagergerechte Gusscontainer umgesaugt werden. Die Verdampferkonzentrate werden in den Überfässern in endlagergerechte Stahlblechcontainer eingestellt. Die neukonditionierten Endlagergebinde werden zunächst in die Transportbereitstellungshalle II, später in das noch zu errichtende LasmA (Lager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle) eingestellt. Sobald das zentrale Endlager Konrad in Salzgitter für eine Aufnahme zur Verfügung steht, werden die Abfälle in den endlagergerechten Containern dorthin transportiert.

Trocknung der Fassinhalte soll Korrosionsschäden vorbeugen

Alle behördlichen Anforderungen sind inzwischen erfüllt. Aktuell hat die Atomaufsicht noch als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme angeordnet, dass die Restfeuchte jedes einzelnen Fasses mit Verdampferkonzentraten bei höchstens 20 Prozent liegen darf – zehn Prozent weniger als ursprünglich von der Betreibergesellschaft vorgesehen. Diese strenge Anforderung soll erneuten Korrosionsschäden vorbeugen. Die Atomaufsicht geht davon aus, dass besonders die Verdampferkonzentrate vor Jahrzehnten nicht ausreichend getrocknet worden waren, was die erheblichen Rostschäden auslöste. Das damalige Kraftwerkspersonal rechnete mit einem zügigen Abtransport der Fässer in ein Endlager für schwach- und mittelradioaktive Stoffe; vermutlich aus diesem Grund wurde die hohe Restfeuchte nicht als Problem gesehen.

Folgt: Auf schnellen Abtransport in Endlager verlassen