Sovello: keine Hilfe mehr vom Land

„Transfergesellschaft aus eigener Kraft sicherstellen
Investorenprozess bis Ende August abschließen“

Mit einem harten Angriff auf Sovello-Geschäftsführer Reiner Beutel drehte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Haseloff (CDU) dem angeschlagenen Solarzellen-Hersteller in Bitterfeld-Wolfen den Hahn ab. Er sei „tief enttäuscht“ von der Geschäftsführung. Trotz erheblicher Unterstützung durch das Land sei kein zukunftsfähiges Unternehmenskonzept vorgelegt worden. „Die zunächst angestrebte Hilfe von Seiten des Landes kann aufgrund einer beihilferechtlichen Regelung der EU, nach der Unternehmen in Schwierigkeiten nicht unterstützt werden können, nicht gewährt werden“, erklärte das Landeswirtschaftsministerium und warf Sovello vor, die Geschäftsführung habe keine tauglichen Konzepte. Auch die Vorstellungen eines potenziellen chinesischen Investors seien nicht tragfähig:  „Das mit einem potenziellen Investor aus China entwickelte Modell zur Bildung eines Joint Ventures, bei dem das Land erhebliche Forderungsverzichte hinnehmen müsste, konnte vom Land nicht mitgetragen werde“.  Jetzt werde ein Insolvenzverfahren für Sovello eröffnet.

Die Firma hatte noch 2010 mehr als 200 Millionen Euro Umsatz gemacht, geriet dann aber in den Strudel der Solarkrise. Sovello ist mit gut 1 000 Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber der Region. Seit Mai hatte sich die Firma bereits in eigenverantwortlicher Insolvenz befunden. Im Unterschied zur förmlichen Insolvenz behielt die Geschäftsführung dabei die Initiative. Das Land hat nach Angaben des Wirtschaftsministeriums 37 Millionen Euro über die Investitionsbank als Darlehen für die angeschlagene Firma bereit gestellt. Der Plan der Geschäftsführung und eines chinesischen Investors sah nun vor, die Hälfte der Belegschaft in eine Transfergesellschaft zu überführen. Diese wäre zum Teil von der Arbeitsagentur finanziert worden. Der Plan des Investors sah vor, in Bitterfeld-Wolfen nur zu forschen und zu entwickeln, aber kaum mehr zu produzieren. Der Großteil der Maschinen sollte nach China gebracht werden. Auch eine Zusicherung für den Erhalt der übrigen 500 Jobs habe es nicht gegeben. Aufgrund der Gesamtsituation werde das Land Sachsen-Anhalt keine weiteren finanziellen Mittel bereitstellen. Es wolle aber nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens sich weiter an der Suche nach einem Investor beteiligen.

Produktion weiter reduzieren und konzentrieren

Die Geschäftsführung der Sovello GmbH allerdings will den Investorenprozess bis Ende August 2012 abschließen.  „Wir sind auf einem guten Weg, den Investorenprozess erfolgreich abzuschließen. Im Ergebnis ist die Fortführung von Sovello die wirtschaftlich sinnvollste Lösung im Interesse der Gläubiger“, kommentiert Dr. Reiner Beutel, Vorsitzender der Geschäftsführung der Sovello GmbH, die Pressemitteilung des Wirtschaftsministeriums, die „Sovello kalt erwischt hat, die Sachverhalte auf den Kopf stellt und gegenüber der gesamten Belegschaft unverantwortlich ist“.
Zwei Erkenntnisse habe die Geschäftsführung aus ihren jüngsten Gesprächen in Asien mitgenommen, so Beutel: „Das Interesse an unserem integrierten Produktionsprozess, bei der wir bis zu 50 Prozent weniger Silizium und 50 Prozent weniger Energie benötigen als konventionelle Wettbewerber, ist unverändert sehr hoch. Und: Unsere Verhandlungspartner haben jeweils eine klare Vorstellung von der Struktur der Transaktion. Der Prozess wird umfangreicher als bislang geplant und wir werden noch wenige Wochen für einen erfolgreichen Abschluss benötigen.“

Transfergesellschaft aus eigener Kraft sicherstellen

Die Investitionsbank habe beschlossen, trotz der Vorteile für alle Gläubiger die Finanzierung einer Transfergesellschaft nicht abzusichern. 475 Beschäftigte sollen für eine Absicherung von gut drei Millionen Euro bis zu fünf Monate lang weiter beschäftigt, weiter qualifiziert und weiter vermittelt werden. Beutel: „Wir unterstreichen unser Argument, dass die Fortführung die wirtschaftlich sinnvollste Lösung im Interesse aller Gläubiger ist, indem wir die Transfergesellschaft aus eigener Kraft stemmen wollen.“
Beutel versicherte, er werde gemeinsam mit der Sachwaltung „alles in seiner Macht stehende dafür tun, Sovello und rund 500 Arbeitsplätze zu erhalten“. Trotz permanenten Dialogs mit den Politikern und der Investitionsbank hätten diese sich gegen ein überschaubares und kalkulierbares unternehmerisches Risiko bis zum Abschluss des Investorenprozesses entschieden.

Produktion konzentrieren und weiter reduzieren

Am Standort Thalheim wird die Produktion mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens zunächst weiter reduziert und auf die Produktionsanlagen mit modernen Quad-Öfen konzentriert: „Bis zum Abschluss des Investorenprozesses reduzieren wir für einen Großteil unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die regelmäßige Arbeitszeit“, erklärt Beutel. „Ich zolle allen Sovello-Beschäftigten, Lieferanten und Kunden Respekt, die unsere Sanierungsanstrengungen engagiert und loyal begleitet haben.“

Über die Sovello GmbH: Die Sovello GmbH ist einer der weltweit größten integrierten Solarmodulhersteller, der Solarwafer, Solarzellen und Solarmodule unter einem Dach produziert. Der Solarmodulhersteller produziert in Sachsen-Anhalt STRING RIBBON(TM) Wafer bei bis zu 50 Prozent weniger Silizium und 50 Prozent weniger Energieverbrauch. Durch diese besonders ressourcenschonende Herstellung unterscheiden sich die sehr leistungsfähigen Sovello Solarmodule von herkömmlichen multikristallinen Solarmodulen und durch ihre kurze Energieamortisationszeit.
->Quelle und Material von Photovoltaik (Sandra Enkhardt)