Energierevolution in Kuba

Vorbild für Deutschland?

Nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit, aber auch von den Energiefachleuten in Deutschland, vollzog sich in Kuba eine Ener­gierevolution („revolución energética“), die in manchen Aspekten weiter reicht als die Ener­giewende in Deutschland. Im Jahre 2005 rief Kubas Präsident Fidel Castro die „revolución energética“ aus, die weitreichende Maßnah­men umfasste: 2,5 Millionen Kühlschränke wurden durch ein staatliches Programm gegen effizientere Kühlgeräte ausgetauscht. Auch die Umstellung von Glühlampen auf Kompakt-Leuchtstofflampen wurde im Ver­gleich zu Deutschland und der EU bereits um 5 Jahre früher – und zwar vollständig vorge­nommen.

In einem weiteren Punkt hat sich eine über­raschende, grundlegende Wende vollzogen: Während die Stromversorgung in Kuba früher – wie in allen planwirtschaftlich orientierten Ländern – auf zentralen Großkraftwerken ba­sierte, wurde im Zuge der Energierevolution in dezentrale Kraftwerke investiert. Diese Wende machte auch den Weg für den verstärkten Ausbau der regenerativen Energiequellen frei, die im zentralistisch geplanten Energiesystem zunächst nur geringe Umsetzungschancen hatten.

Keine Blackouts mehr

Motivation für dieses umfassende Umbau­programm war in Kuba weniger der Klimaschutz als vielmehr die technische und ökonomische Notwendigkeit: Aufgrund der veralteten und schlecht gewarteten Kraftwer­ke und Netze sowie den Auswirkungen zweier Hurrikans hatte es in den Jahren 2004 und 2005 beinahe täglich Stromausfälle in weiten Teilen des Landes gegeben. Allein im Jahr 2005 kam es an 224 Tagen zu großflächigen Blackouts von jeweils mehr als einer Stun­de Dauer, die Industriebetriebe und private Haushalte lahm legten Mit der Energiere­volution konnten die durch fehlende Erzeu­gungskapazitäten bedingten Stromausfälle 2007 gänzlich vermieden werden.

Beispiel für Deutschland

Die Umbrüche auf der technischen Ebene wurden durch begleitende Maßnahmen ge­stützt, die auch für Deutschland und andere Länder von Interesse sein könnten: Ineffizien­te Altgeräte wurden durch effizientere Geräte ersetzt und parallel dazu wurden die Stromtarife innerhalb der progressiven Tarifstruktur so angepasst, dass Vielverbraucher deutlich mehr bezahlen müssen. Zudem wurde der Kauf von effizienten Haushaltsgeräten durch sogenannte Sozialkredite unterstützt. Sozialkredite deshalb, weil die Kreditbedingun­gen wie Zinssatz und Tilgungsdauer an die Einkommen und die Zahlungsfähigkeit der Haushalte angepasst wurden.

Der Bericht basiert auf einer Analyse des Büros Ö-quadrat. Dieter Seifried war vor Ort und beleuchtet in seinem Bericht die Bausteine der „revolutión energetíca“. Sein Bericht zeigt u.a. auf, dass der Kühlschranktausch aus volkswirtschaftlicher Sicht höchst rentabel war und jährlich über 150 Mio. Euro an volkswirtschaftlichen Kosten einspart. Der Bericht zieht auch Parallelen zur Energieeffizienzpolitik in Deutschland und macht deutlich, in welchen Bereichen das Kubanische Modell als interessante Anregung für die deutsche Energiepolitik gelten kann.
->Quelle: oe2.de; der Bericht