Merkel-Rede vor Petersberger Klimadialog IV „Shaping the Future“

Deutschland wird sich weiter dazu verpflichtet fühlen, sich 2015 für ein Nachfolgeabkommen ab 2020 mit großer Intensität einzusetzen. Ich mache mir keine Illusionen darüber, wie viel Arbeit noch vor uns liegt. Ich setze sehr auf unsere Kooperation mit China, Indien, den Golfstaaten und den
Vereinigten Staaten von Amerika.

Bei den Vereinigten Staaten von Amerika ist jetzt folgende Situation eingetreten: Durch große Funde und Nutzung von Erdgas in Form von shale gas werden die CO2-Emissionen der Vereinigten Staaten von Amerika sinken. Die Energiepreise werden deutlich geringer sein als zum Beispiel in Europa. Aber langfristig wird allein die Verwendung von Erdgas bezüglich der CO2-Emissionsreduzierung der Vereinigten Staaten von Amerika nicht ausreichen. Das heißt, auch hier brauchen wir noch den Ausbau der erneuerbaren Energien. Natürlich birgt jetzt die erstmalige Verbesserung auch die Gefahr, dass man sagt: Damit kommen wir erst einmal über die nächsten Jahre. Damit wird die Bereitschaft nicht unbedingt größer, auch langfristige Verpflichtungen zu übernehmen.

So, das ist die Gemengelange, in der in Polen die Konferenz stattfinden wird. Das Gute am Gastgeber Polen ist: Polen kennt all die Probleme des Wandels und des Übergangs von einer stark kohlenstoffbasierten Energiewirtschaft hin zu anderen Energieträgern. Polen kennt auch die Frage
der Abhängigkeit, in die man sich nicht bringen möchte, und die Frage, dass einem die eigene Versorgungssicherheit sehr viel wert ist.

Es wird die nächste große Aufgabe für Europa sein, eine Vertrauensbasis zu schaffen, damit wir nicht 27 einzelne Energiemärkte haben. Da macht man uns in Deutschland zurzeit manchmal den Vorwurf, dass wir alles nur national sehen. Wir müssen also durch eine bessere Verbindung unserer
Leitungen, durch Interkonnektoren, durch ein europäisches Netz, durch Verlässlichkeit, dass man sich gegenseitig Energie liefert, aus 27 nationalen Energiemärkten wirklich einen Energiebinnenmarkt machen. Das heißt, wir müssen europäisch denken lernen. Ich denke, das voranzubringen, ist eine wichtige Aufgabe für Polen als Gastgeber und dann auch für Frankreich als Gastgeber. Beide bieten sozusagen die Extreme der europäischen Energieerzeugung. Die einen erzeugen Energie sehr stark aus Kohle, Frankreich sehr stark aus der Kernenergie, mit der Ambition, in den nächsten Jahren mehr erneuerbare Energien ausbauen zu wollen.