Unmoralisches Angebot

Juwi-Chef verschenkt seine Anteile, wenn…

Matthias Willenbacher macht der Kanzlerin ein „unmoralisches Angebot“ – allerdings soll der merkwürdige Titel „neugierig machen. Das Angebot selbst ist ein sehr moralisches – das ich übrigens völlig ernst meine“, sagt der Autor im Interview mit klimaretter.info.  Das Angebot ist wirklich hochmoralisch: Er will seine Unternehmensanteile an die 500 Bürger-Energiegenossenschaften Deutschlands verschenken, wenn Bundeskanzlerin Merkel bis 2020 die 100%ige und dezentrale Energiewende umsetzt. Willenbacher: „Dabei muss ich nicht warten, bis das im Jahr 2020 umgesetzt ist. Ich bin schon zufrieden, wenn Frau Merkel entsprechende Gesetze auf den Weg bringt. Wenn klar ist, dass alle politischen Weichen auf einen schnellstmöglichen Ausbau der erneuerbaren Energien gestellt sind, dann erfülle ich auch meinen Teil – entsprechend meinem Angebot“.

Der Herderverlag über Willenbacher: „Es klingt wie der typische ‚American Dream‘: Von der Zwei-Mann-Bude zum Weltunternehmen, vom Pfälzer Bauernsohn zum Chef von 1.800 Mitarbeitern. Doch der wahre Traum des Matthias Willenbacher ist ein anderer: Eine Welt ohne Atommüll und Kohlestaub.“ Am 20. 06.2013 erschien sein Buch „Mein unmoralisches Angebot an die Kanzlerin“. Es wird ein Erfolg: Inzwischen ergibt der Titel fast 70.000 Fundstellen in einschlägigen Suchmaschinen.

Matthias Willenbacher ist ein politisch denkender Windkraft-Unternehmer: Er plädiert für Kostenwahrheit bei den fossilen Energieträgern und mahnt die verdeckten Umweltkosten der Stromerzeugung an, die sich nicht im Herstellungspreis spiegeln. Er fordert als Alternative zum darnieder liegenden Emissionshandel eine Brennstoffsteuer für fossile Kraftwerke, um die Energiewende zu beschleunigen. „Dadurch würden konventionelle Kraftwerke endlich auch an den Kosten für die Beseitigung von Umweltschäden, die sichere Endlagerung radioaktiven Mülls und an der Bekämpfung der emissionsbedingten Gesundheitsschäden angemessen beteiligt. Dann schaffen wir mithilfe der Technik eine bessere Welt: eine Welt, in der die Energieversorgung ausschließlich sauber ist, im Mix von Wind- und Solarenergie, Wasserkraft, Bioenergie, Geothermie. Eine Welt, in der die Energiepreise niedrig sind und dauerhaft stabil bleiben, weil Wind- und Solarenergie überall kostenlos und unendlich verfügbar sind.“ (aus seiner Klimaretter-Kolumne).

Große Konzerne bremsen

Ein Viertel der in Deutschland erzeugten Energie ist bereits erneuerbar. Bald sollten es 100% sein. Doch die großen Konzerne haben kein Interesse an kleinen, dezentralen Wind- und Sonnenkraftwerken – sie würden ihr Geschäftsmodell überflüssig machen. Willenbacher: „Ein Durchschnittshaushalt zahlt 5.000€ jährlich für dieses Energiepaket. Die Politik diskutiert zwar die 200 € EEG-Umlage, nicht aber die restlichen 4.800 € des Energiepakets. Und sie ignoriert, was an Preiserhöhungen in Zukunft auf uns zukommt, wenn wir uns nicht unabhängig von den konventionellen Energieträgern machen, vor allem vom Öl.“2012 bestätigte Umweltminister Altmaier Willenbacher nach dessen Zeugnis, dass man schon 2020 zu 100 % erneuerbar sein könnte. Zumindest technisch machbar ist der Wandel aus dem fossilen Zeitalter in dieser Zeit hin zu Wind, Sonne und Wasser.

Matthias Willenbacher betreibt sein Geschäft aus Leidenschaft. Als die Bundesregierung vor zwei Jahren nach Fukushima den Atomausstieg beschloss, war er euphorisch. Endlich würden die Energieriesen entmachtet, endlich die erneuerbaren Energien eine echte Chance bekommen. Wenig davon wurde Wirklichkeit. Willenbacher traf Angela Merkel, aber die Kanzlerin interessierte sich mehr für Chicorée-Rezepte als für die Energiewende: „Schreiben Sie mir doch einen Brief“, lautete ihre Antwort auf Willenbachers Bitte nach einem Gespräch über die Energiewende. Und der schrieb einen Brief – gewissermaßen ein offenes Buch an die Kanzlerin.
Folgt: Erlöse werden gespendet