Wohin mit überschüssigem Windstrom?

Freileitungsmonitoring und HGÜ-Kabel die besten Ergebnisse erzielen

Wird die zuvor beschriebene, hier als Standard gesetzte Gewichtung angewendet, ergibt sich daraus, dass Freileitungsmonitoring und HGÜ-Kabel die besten Ergebnisse erzielen. Die Abregelung erreicht eine im Vergleich zu den anderen Alternativen mittlere Punktzahl. Zusätzlich werden die HGÜ-Freileitungen, die adiabaten Druckluftspeicher, die 380 kV AC-Freileitungen, die Hochtemperaturleiterseile und die innovative Pumpspeicher besser als die Abregelung bewertet. Die Punktzahlen der konventionellen Pumpspeicher, der Wasserstofftechnologien und der 380 kV AC-Kabeln, liegen allerdings nur knapp unter der Abregelung. Batterietechnologien und konventionelle Druckluftspeicher schneiden deutlich schlechter ab als die Abregelung und bilden das Schlusslicht in der Bewertung. Kavernenspeicherung von Wasserstoff und die Einspeisung von Wasserstoff ins Gasnetz werden schlechter als die Abregelung bewertet, wobei die Gasnetzeinspeisung eine etwas höhere Punktzahl erhält als die Kavernenspeicherung.

Diese Ergebnisse gelten, wenn die zuvor beschriebene Gewichtung genutzt wird. Werden andere Prioritäten gesetzt, verschieben sich auch die Resultate der MCA. Eine Sensitivitätenanalyse zeigt, dass das Freileitungsmonitoring stets gute Resultate erzielt. HGÜ- Kabel und Hochtemperaturleiterseile sowie adiabate Druckluftspeicher erreichen ebenfalls unabhängig von der Gewichtung gute Ergebnisse. Ebenfalls robust ist die Position konventioneller Pumpspeicher im mittleren bis hinteren Bereich des Rankings. Die Ergebnisse für HGÜ- und AC Freileitungen sowie für die Wasserstoffeinspeisung ins Gasnetz hängen hingegen stark von der gewählten Gewichtung ab.

Bei der Interpretation der zuvor dargestellten Ergebnisse sind folgende Aspekte (Analysegrenzen) zu beachten:

  • Die einzelnen Bewertungen wurden Anfang des Jahres 2012 abgeschlossen, neue Erkenntnisse bzw. Entwicklungen konnten daher nicht berücksichtigt werden. Die Bewertungsgrundlagen für die Kriterien unterscheiden sich jedoch zum Teil im Hinblick auf ihre dynamische Entwicklung. Manche wie z. B. Realisierungsdauer und Ressourcen sind eher als träge und damit als robust anzusehen. Andere Kriterien wie z. B. Innovationspotenzial und politische Zielkonformität können aufgrund der hohen Dynamik bei der Transformation der Energieversorgung bereits kurzfristig zu anderen Einschätzungen führen.
  • Die Bewertungen der Technologien wurden ferner im Hinblick auf das gewählte Zieljahr 2020 durchgeführt. Bei zeitlicher Verschiebung des Zieljahres in die Zukunft ist mit zunehmenden Änderungen bei den Bewertungen und damit auch bei den Gesamtergebnissen zu rechnen. So kann es zum Beispiel Verschiebungen zu Gunsten der Speicher geben, wenn für diese künftig u.a. mit einer höheren Marktreife gerechnet werden kann bzw. der Problemabdeckungsgrad im Vergleich zum Wirkungsgrad wichtiger wird.
  • Bei der Vielzahl der ausgewählten Kriterien konnte die Einzelbewertung häufig nicht in die Tiefe gehen bzw. stärker differenziert werden. Es wurden daher z. B. keine Bandbreiten betrachtet, sondern mittlere Kennwerte zu Grunde gelegt oder pauschale Abschätzungen vorgenommen. Bei Verwendung von signifikant abweichenden, z. B. oberen oder unteren, Kennwerten wird sich daher voraussichtlich die einzelne Bewertung ändern. Dies führt allerdings nicht automatisch zu einer signifikanten Änderung des Gesamtergebnisses, da die Einzelbewertungen nur gemäß ihrer Gewichtungsfaktoren dort eingehen. Eine Abschätzung der möglichen Auswirkung einer geänderten Einzelbewertung auf das Gesamtergebnis ist in der Regel ohne explizite neue Berechnung der MCA-Matrix nicht möglich.
  • Andere Gewichtungen als die Betrachteten könnten ebenso (teilweise) zu anderen Ergebnissen führen. Daher wurden in dieser Studie die Auswirkungen verschiedener Varianten ausgewertet, um robuste und weniger robuste Ergebnisse zu identifizieren.Gleichwohl kann nicht gänzlich ausgeschlossen werden, dass sich die robusten Ergebnisse nicht unter anderen Einzelbewertungen und anderen Gewichtungen noch verändern könnten.
  • Abschließend aber nicht zuletzt ist zu beachten, dass die ermittelten Ergebnisse zwar wichtige Hinweise für Prioritätensetzungen geben, nicht aber für wahrscheinliche bzw. zeitliche Entwicklungen. Dabei sind die Flexibilisierungsoptionen nicht als gegenseitig ausschließend zu betrachten, sondern als einander ergänzende Optionen, die jedoch im Wettbewerb zueinander stehen. Die hier durchgeführte MCA dient als Orientierung im Sinne von grundsätzlichen Leitplanken. Sie kann nicht die individuelle, vertiefte Bewertung für konkrete individuelle Projekte für den Umgang mit Windstromüberschüsse ersetzen.

->Quelle: wupperinst.org