Um- und Ausbaubedarf in den Verteilernetzen

Bundeswirtschaftsministerium stellt Studie zur Modernisierung der Verteilernetze vor – Gutachter empfehlen Einsatz neuer Konzepte

Ein vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) beauftragtes Gutachterkonsortium hat heute in der Plenarsitzung der Plattform Energienetze die Ergebnisse der Studie „Moderne Verteilernetze für Deutschland“ vorgestellt. Die Gutachter haben in der Studie erstmals den Um- und Ausbaubedarf in den Verteilernetzen vor dem Hintergrund des weiteren Ausbaus erneuerbarer Energien untersucht, monetär bewertet und hierbei innovative Planungsgrundsätze und intelligente Netztechnologien berücksichtigt.

Rainer Baake, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, hierzu: „Der Umbau unserer Energieversorgung hin zu mehr erneuerbaren Energien erhöht zweifelsfrei den Investitionsbedarf in die Verteilernetze. Allerdings macht die Studie zugleich deutlich, dass mit den nun gesetzlich verankerten Ausbaukorridoren des EEG 2014 und einem dadurch besser planbaren Erneuerbaren-Ausbau die Kosteneffizienz des Aus- und Umbaus der Verteilernetze erheblich verbessert wird. Es kommt nun darauf an, das enorme Einsparpotenzial, das der Einsatz intelligenter Methoden bei der Netzplanung und intelligenter Technik im Netzbetrieb bietet, zu nutzen. Die Weiterentwicklung des Regulierungsrahmens ist in der 10-Punkte-Energie-Agenda daher bereits angelegt, und das setzen wir jetzt um.“

Die Gutachter kommen in der Studie unter anderem zu dem Ergebnis, dass neue innovative Planungsgrundsätze und neue Technologien, wie beispielsweise regelbare Ortstransformatoren, zentrale Elemente für eine effiziente Integration der erneuerbaren Energien bilden und die Kosteneffizienz des Aus- und Umbaus der Verteilernetze erhöhen.

Die Studie wurde erstellt von einem Gutachterkonsortium bestehend aus dem Institut und Lehrstuhl für Elektrische Anlagen und Energiewirtschaft (IAEW) der RWTH Aachen, dem Oldenburger Institut für Informatik (OFFIS) sowie dem Beratungsunternehmen E-Bridge Consulting GmbH. Die Plattform Energienetze hat die Erstellung der Studie stark unterstützt und beispielsweise wichtige Datenabfragen bei Verteilernetzbetreibern ermöglicht.

VKU-Kritik: Regulatorischer Rahmen muss angepasst werden

Der Verband Kommunaler Energien fühlt sich durch die Studie bestätigt, vor allem von deren Ergebnis, dass effiziente Lösungen – gerade in den unteren Spannungsebenen – zunehmend durch einen Mix aus konventionellem Netzausbau und intelligenten Netztechnologien erreicht würden. Besonders das Erzeugungsmanagement und der Einsatz  regelbarer Ortsnetztransformatoren leisteten dazu die wesentlichen Beiträge. Hingegen könne durch die Steuerung der Verbraucherlast der durch den EE-Zubau verursachte Netzausbau nicht nennenswert reduziert werden.

Der VKU wertet das als klare Absage an den Rollout von Smart Metern in Haushalten. Bereits veröffentlichte Studien, wie das vom VKU „Zukunftsfähiges Energiemarktdesign“ aus dem März 2013, würden durch diese Ergebnisse in den wesentlichen Aussagen bestätigt.

VKU-Hauptgeschäftsführer Hans-Joachim Reck dazu: „Diese Erkenntnisse müssen sich nun in Gesetzen wiederfinden.“ Der regulatorische Rahmen für den Betrieb der Netze ist auf Kostensenkung ausgelegt und geht wenig auf die unterschiedlichen Herausforderungen der Energiewende für Verteilnetzbetreiber ein. Das hemmt die dringend benötigten Investitionen in die Verteilnetze. Gerade die sind jedoch wichtig, um die erneuerbaren Energien – 97 Prozent werden über diese Netzebenen eingespeist – möglichst umfangreich und zugleich kosteneffizient zu integrieren.

Auch müssen die Erkenntnisse zum Einfluss von Informations- und Kommunikationstechnologien dringend Eingang in die Rollout-Verordnung finden, deren Ziel es ist, das Potenzial von Smart Metern besser auszuschöpfen. Der VKU plädiert seit Langem dafür, sich bei der Einführung von Smart Metern auf die Mittel- und Großabnehmer, das heißt auf Industrie und Gewerbe, in den Verteilernetzen zu konzentrieren. Diese stehen für rund zwei Millionen Zählpunkte, beziehen aber zwei Drittel des gesamten Stroms aus diesen Netzebenen.

Reck: „Die Kosten für einen Rollout über die mehr als 40 Millionen Haushalte wären volkswirtschaftlich nicht zu vertreten. Die heute vorgestellte Studie zeigt, dass der Rollout mit Augenmaß vorangetrieben werden muss und dass dringender Novellierungsbedarf des Regulierungsrahmens besteht. Ich hoffe, dass das Bundeswirtschaftsministerium den Worten der Studienleiter nun auch endlich Taten folgen lässt.“

Die kommunalen Netzbetreiber betreiben rund 40 Prozent der Verteilnetze in Deutschland und sind somit für 650.000 Kilometer Verteilnetz zuständig. Dies entspricht einer 16-fachen Erdumrundung.

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