Klimaforscher immer pessimistischer

TAB-Bericht zum Climate Engineering

Mit dem Blick auf die Weltklimakonferenz ist das Thema Klima und Maßnahmen zur CO2-Reduktion wieder mehr in den öffentlichen Fokus gerückt. „Das erschreckende Ergebnis ist, dass die Szenarien der Klimaforscher immer pessimistischer werden.“ Das sagte der Leiter des Instituts für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse am Karlsruher Institut für Technologie sowie des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB), Professor Armin Grundwald bei der Vorstellung des TAB-Berichts zum „Climate Engineering“ (18/2121) am 24.09.2014 vor dem Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung des Bundestags im Berliner Paul-Löbe-Haus.

Umso mehr suche man nach neuen Strategien zum Klimaschutz. Unter Climate Engineering (CE) versteht man die gezielte technische Intervention in das globale Klimasystem, um die Folgen des Klimawandels einzudämmen. Ob die Strategien des CE, die erst am Anfang ihrer Erfindung und Erforschung stehen, letztlich ein probates Mittel sein können, um den CO2 Ausstoß effektiv zu begrenzen oder gleichzeitig und viel mehr irreparable Schäden für die Umwelt erzeugen, darüber diskutierte der Ausschuss knapp drei Stunden lang.

Zwei Technikansätze: Carbon Dioxide Removal und Radiation Management

Beim CE unterscheidet man zwei Technikansätze wie Dr. Claudio Caviezel und Dr. Christoph Revermann vom TAB vortrugen. Bei der Technik des Carbon Dioxide Removal (CDR) wird CO2 langfristig aus der Atmosphäre entfernt und deponiert. Ein Beispiel dafür ist die Ozeandüngung, nach der vermehrt wachsende Algen das CO2 aufnehmen können.

Mit der zweiten Technik nennt sich Radiation Management (RM) soll der globale Strahlenhaushalt beeinflusst werden, indem man zum Beispiel Schwefel in die Atmosphäre ausbringt – die Schwefelpartikel reflektieren einen Teil der Sonnenstrahlung in den Weltraum zurück, womit eine Temperatursenkung erreicht werden soll – eher eine Notfallmaßnahme.

Große Zurückhaltung

Die eingeladenen Sachverständigen äußerten sich alle recht kritisch und zurückhaltend zu den neuen, noch unausgereiften Techniken. Gleichwohl betonten sie aber, dass man die politische Diskussion zum CE führen müsste, da die Debatte bislang – wenn überhaupt – nur in der Wissenschaft und dann nur in den USA, Großbritannien und Deutschland geführt werde. Beim Thema Forschungsvorhaben reagierten die Wissenschaftler eine zurückhaltend. Der Tenor: alle würden im Moment allenfalls Grundlagen- und risikobezogene Begleitforschung zulassen.

Die Beiträge des TAB-Briefs Nr. 44 „untermauern eine der zentralen Aussagen des TA-Projekts, nämlich dass es angesichts der Bedeutung des Themas für die Klimaschutzpolitik einerseits und der vielen wissenschaftlichen Unsicherheiten andererseits dringend erforderlich ist, eine breite gesellschaftspolitische Debatte darüber anzustoßen, ob bzw. welche Ansätze des Climate Engineering weiter erforscht (und gegebenenfalls zur Anwendungsreife gebracht) und welche Risiken dafür eingegangen werden sollen.“ Sebastian Harnisch, Professor für Internationale Beziehungen und Außenpolitik an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, machte gleich zu Beginn seines Statements deutlich, dass CE keinesfalls dazu verleiten dürfe, die bisherigen Maßnahmen zur CO2-Reduktion zu ersetzen. Grundsätzlich schätzte er die Technik des CDR als weniger gefährlich ein als die Technik des RM, da die CDR-Technologien durchaus lokal begrenzt einsetzbar seien. Ralph Bodle, Senior Fellow am Ecologic Institut in Berlin, referierte zum rechtlichen und internationalen Rahmen. Es gebe bereits rechtliche Regulierungen. Diese seien zumindest im Moment ausreichend. Es sei aber durchaus sinnvoll, erst mal eigene Prinzipien zur Forschung und mögliche Anwendung von CE zu entwickeln.

Karl Eugen Huthmacher, Bundesministerium für Bildung und Forschung, lobte den Bericht des TAB als wichtigen Beitrag zur Debatte. Aber auch er betonte, dass der Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel immer noch absolute Priorität hätten. Vorsorgepolitik gehe immer vor Reparaturpolitik. Gleichwohl plädierte auch er dafür, die Techniken des CE genauer zu betrachten. Klaus Müschen vom Umweltbundesamt plädierte ebenfalls für das Prinzip Vorsorge vor Reparatur und trat dafür ein, die Risiken von CE zu erforschen. (hib/ROL)

->Quellen: