Atommüll stark unterschätzt

Schwach- und mittelradioaktiver Abfall verdoppelt sich möglicherweise

Der künftig anfallende schwach- und mittelradioaktive Abfall werde sich unter Umständen verdoppeln, schreibt Michael Bauchmüller in der  Süddeutschen Zeitung unter Berufung auf einen ihm vorliegenden Entwurf des „nationalen Entsorgungsplans“, den die Bundesregierung mit den Ländern abstimme. Deutschland wird in den nächsten Jahrzehnten insgesamt voraussichtlich deutlich mehr Atommüll entsorgen müssen als bislang angenommen.

Für den schwach- und mittelradioaktiven Nuklearmüll wird bei Salzgitter derzeit das Endlager Schacht Konrad errichtet; dafür sei bisher eine Abfallmenge von 298.000 Kubikmetern Atommüll prognostiziert worden, meist aus dem Abriss der Atomkraftwerke. Stattdessen gehe der Bund nun „von einer Gesamtmenge der zu entsorgenden Abfälle mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung von rund 600.000 Kubikmetern“ aus, zitiert die Süddeutsche aus dem Entwurf.

Die Menge habe sich auch deshalb vergrößert, weil erstmals Abfälle aus der Urananreicherungsanlage in Gronau als Atommüll mitgezählt worden seien. Dessen Betreiber Urenco lagere dort derzeit 13.000 Tonnen sogenannte Urantails, die bei der Anreicherung übrig blieben, und die bisher nicht mitgezählt worden, sondern als „Wertstoffe“ durchgegangen seien. Jetzt rechne der Entsorgungsplan „mit bis zu 100.000 Kubikmetern Atommüll allein aus der Urananreicherung. Weitere 200.000 Kubikmeter kämen hinzu, wenn das marode Salzbergwerk Asse II bei Wolfenbüttel geräumt wird,“ so Bauchmüller.

Nationales Entsorgungsprogramm – Die Richtlinie 2011/70 / Euratom verpflichtet die Mitgliedstaaten der Europäischen Union, ein nationales Programm für die Entsorgung abgebrannter Brennelemente und radioaktiver Abfälle aufzustellen, dieses durchzuführen, regelmäßig zu überprüfen und zu aktualisieren. Das Entsorgungsprogramm ist der Europäischen Kommission erstmalig spätestens zum 23. August 2015 und bei späteren wesentlichen Änderungen vorzulegen. Es soll darlegen, wie die Mitgliedstaaten ihre Strategie für die verantwortungsvolle und sichere Entsorgung abgebrannter Brennelemente und radioaktiver Abfälle umzusetzen beabsichtigen. Das BMUB ist innerhalb der Bundesregierung federführend für die Erstellung des nationalen Entsorgungsprogramms zuständig. (Stand: 04.06.2014)

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