Klimaschutz als Voraussetzung für wettbewerbsfähige Wirtschaft und Wohlstand
Klimaschutz ist aber mehr als nur eine moralische Aufgabe. Ich bin der festen Überzeugung: Klimaschutz ist im 21. Jahrhundert die Voraussetzung für eine wettbewerbsfähige moderne Wirtschaft und damit für nachhaltigen Wohlstand. Wer hätte zum Beispiel noch vor zehn Jahren gedacht, dass Photovoltaik- oder Windkraftanlangen Strom zu marktgerechten Preisen produzieren können? Heute wissen wir: Es geht. In Deutschland decken wir schon über ein Viertel unseres Strombedarfs aus Erneuerbare Energien. Bis 2050 wollen wir fast vollständig auf fossile Energieträger verzichten.
Geld, das bislang für den Import teurer fossiler Rohstoffe benötigt wurde, fließt in die Kassen der Bürgerinnen und Bürger, Genossenschaften, Landwirte oder mittelständischen Betriebe, die alle ihr eigenes Energieunternehmen geworden sind. Gleichzeitig müssen wir effizienter werden und weniger Strom verbrauchen. Nachhaltige Energie und Energieeffizienz, das sind die Schlüsselworte für nachhaltigen Wohlstand.
Auch deshalb hat Deutschland seine Bemühungen beim Klimaschutz noch einmal verstärkt. Für die Bundesregierung ist völlig klar: Wir wollen mit aller Kraft unser Ziel erreichen, bis 2020 40 Prozent weniger CO2 auszustoßen als 1990.
Ein „weiter so“ ist ökonomisch unklug. Das haben all die Länder erkannt, die zurzeit mit Hochdruck an ehrgeizigen Beiträgen für das neue Klimaabkommen arbeiten. Die Menschen in unseren Ländern werden uns für einen Umstieg auf Erneuerbare Energien danken. Weniger Emissionen, das bedeutet auch weniger Umweltzerstörung, weniger Luftverschmutzung, weniger Lungenkrebs, Schlaganfälle und andere Erkrankungen.
Klimaschutz als Investition in Gesundheit und Wohlstand
Klimaschutz ist kein Luxus, er ist eine Investition in die Gesundheit und den Wohlstand der Menschen. Wir sollten also mutig sein. Wer hätte schon vor dreißig Jahren gedacht, dass jeder von uns heute ein Telefon in der Tasche hat, mit dem wir Fotos machen, ein Busticket lösen oder den nächsten Supermarkt finden können?
Ich selbst komme aus einer Gegend in der Nähe des Ruhrgebietes, dem Zentrum der Industrialisierung in Deutschland. Über viele Jahrzehnte waren die Fördertürme der Kohleminen das Symbol wirtschaftlichen Erfolges – mittlerweile sind die meisten davon verschwunden. An ihre Stelle treten überall im Lande Windkraft- und Photovoltaikanlagen und andere Technologien, die den Strom für die Wirtschaft von morgen liefern werden und Ausdruck einer neuen Zeit sind.
Nach wie vor gibt es viele nachvollziehbare Interessen, die dem Klimaschutz auf den ersten Blick entgegenstehen. Das ist auch in Deutschland so, wo zum Beispiel Menschen Angst haben, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Es ist unsere Aufgabe den wirtschaftlichen Wandel so zu organisieren, dass er keine neuen Verlierer schafft. Das bedeutet auch, berechenbar zu sein. Auch deshalb haben wir uns in Deutschland vorgenommen, unsere Wirtschaft langfristig klimaneutral zu machen.
Ziel von Paris: Klimaneutrale Wirtschaft
Und ich sage auch: Wir müssen ein solches Ziel in das Paket von Paris mitaufnehmen. Wir brauchen eine klimaneutrale Weltwirtschaft in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts, wenn wir die Erderwärmung auf zwei Grad begrenzen wollen. Wenn wir uns gemeinsam dieses Ziel setzen, dann wäre das ein starkes Signal. Ich bin überzeugt: Wir sollten die Formulierung unserer nationalen Klimaziele für das neue Abkommen auf langfristigen Erwägungen aufbauen.
Es gibt auch Stimmen, die sagen, die Industrieländer hätten so lange vom fossilen Zeitalter profitiert, jetzt hätten auch andere Länder das Recht, ihren Wohlstand auf Kohle und Öl aufzubauen. Ich denke, die Frage ist nicht: „Haben wir ein gleiches Recht auf die Ausbeutung unseres Planeten?“, sondern „Wie schaffen wir es, Technologien und finanzielle Mittel so einzusetzen, dass wir das fossile Zeitalter beenden.“ Die besondere Verantwortung der Industrieländer steht dabei außer Frage.
Faire Formen der Finanzierung von Klimaschutz und Klimaanpassung
Das ist der Grund, warum wir im Hinblick auf Paris nicht nur über verbindliche Klimaziele, sondern auch über faire Formen der Finanzierung von Klimaschutz und Klimaanpassung reden sollten. Das Abkommen muss ambitioniert sein. Es muss inklusiv sein im Hinblick auf die Beiträge der Schwellen- und Entwicklungsländer und die Lastenverteilung. Und es muss fair sein im Hinblick auf die Interessen der besonders armen und verwundbaren Staaten. Ich freue mich auf fruchtbare Debatten und einen ehrlichen Austausch.
->Quelle: bmub.bund.de