Greenpeace: G7 dürfen nur noch wenig CO2 ausstoßen

2-Grad-Grenze nur mit drastischen CO2-Einsparungen zu erreichen – China gibt G7 mit deutlichem Kohlerückgang Richtung vor

Wenn sie die 2-Grad-Grenze nicht überschreiten wollen, müssen die G7-Staaten ihren Ausstoß von Treibhausgasen rasch und deutlich senken. Dazu müssen sie die besonders klimaschädliche Kohleverstromung deutlich reduzieren. Dies zeigen Berechnungen der Umweltschutzorganisation Greenpeace zum Beginn des G7-Gipfels am 07.06.2015. Auf ihren Anteil an der Weltbevölkerung umgelegt, stehen den G7-Staaten noch etwa zehn Prozent des globalen CO2-Budgets (565 Mrd. t) zu, das noch in die Atmosphäre gelangen darf. Auf Basis ihrer jüngsten Jahresemissionen werden die G7-Staaten dieses anteilige CO2-Budget von 60 Mrd. t in weniger als sieben Jahren aufgebraucht haben. „Wenn die G7 weiter Anspruch auf eine Führungsrolle in der Welt erheben wollen, müssen sie jetzt einen Fahrplan für den Ausstieg aus der Kohle vorlegen“, sagt Greenpeace-Klimaexperte Tobias Münchmeyer.

Kraftwerk Berlin Reuter West (laut UBA 2,9 Mio. t CO2 jährlich – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Die Zwei-Grad-Grenze, irrtümlicherweise oft als Zwei-Grad-”Ziel” bezeichnet, ist eine Linie für den (inzwischen unumstritten) menschengemachten Klimawandel, welche die Erderwärmung bei Androhung existenzieller Folgen keineswegs nur für die Südseeinsulaner nicht überschreiten darf. Seit fast 40 Jahren ist sie schon bekannt: 1977 veröffentlichte der US-Wirtschaftsprofessor William Nordhaus eine Grafik mit einer als Zwei-Grad-Grenze bezeichneten Linie – er fügte dieser Grenze eine Zeitachse, die natürlichen Schwankungsbreiten samt einer nach oben verlaufenden Temperatur- Kurve hinzu: 2040 schnitten beide einander.

Zwei-Grad-Grenze erstmals erwähnt (Hervorhebung: Solarify)

Von 1990 bis 2013 haben die G7 den Anteil der Kohle an ihrem Energiemix lediglich um 8,2 Prozentpunkte gesenkt. Entsprechend gering fiel der Rückgang des CO2-Ausstoßes zwischen 1990 und 2012 mit 1,3 Prozent aus. Dabei zeigt zuletzt ausgerechnet China, dass sich Emissionen bei Kohlekraftwerken rasch senken lassen. Während das Land mit seinen vielen neuen Kohlekraftwerken zwischen 2000 und 2010 die Hälfte des Anstiegs der globalen CO2 Emissionen verantwortete, sind die energiebedingten Emissionen 2014 erstmalig um etwa 1 Prozent gefallen. Dieser Trend hat sich in den ersten vier Monaten des Jahres mit einem Minus von 5 Prozent noch verstärkt. Jahrelang haben die G7-Länder mit Verweis auf China beim Klimaschutz zu wenig unternommen. (Briefing zu Chinas Auswirkungen auf den globalen Ausstoß von Treibhausgasen).

Widerstand gegen Kohle wird breiter

Weltweit reagieren immer mehr Akteure auf die Erkenntnisse der Klimawissenschaft, dass große Teile der Kohle- und Ölvorräte im Boden bleiben müssen, um die Erderwärmung unter der als kritisch angesehenen Grenze von 2 Grad zu halten. Erst am 05.06.2015 stimmte Norwegens Parlament einstimmig dafür, dass der Pensionsfond des Landes – einer der größten Staatsfonds weltweit – seine Investitionen aus Unternehmen abzieht, die Geschäfte mit fossilen Energien machen. Finanzdienstleister wie die Axa-Versicherungsgruppe, große Stiftungen wie die Rockefeller Foundation und Kirchen wie die Church of England hatte zuvor ähnliche Beschlüsse gefasst. „Die G7-Staaten drohen beim Klimaschutz zum Bremser zu werden. Der Erfolg des Gipfels wird davon abhängen, ob Merkel gemeinsam mit ihren sechs Kollegen ein klares Signal für den Ausstieg aus der Kohle liefert“, so Münchmeyer.

In Deutschland hat Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) eine Klimaabgabe vorgeschlagen, die den CO2-Ausstoß besonders alter und schmutziger Kohlekraftwerke drosseln soll. Doch Kanzlerin Merkel schweigt im heftigen Streit um diesen notwendigen ersten Schritt. „Ohne ein klares Bekenntnis der Kanzlerin zur Klimaabgabe wird Merkel auf Elmau nicht glaubhaft mehr Klimaschutz von ihren G7-Partnern fordern können“, so Münchmeyer.

Folgt: Greenpeace veröffentlicht vor Elmau-Gipfel Länderübersichten zu Klima und Energie: G7-Staaten bauen Erneuerbare Energien für wirksamen Klimaschutz zu langsam aus