GLS-Chef sieht EnBWs Prokon-Pläne kritisch

Soll Prokon den Stromkonzern EnBW retten?

Die GLS Bank („Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken“) setzt sich für die Umwandlung des Windparkbetreibers Prokon in eine Genossenschaft ein. Sie hat seit der Insolvenz im Januar 2014 mehrere Zeichner von Genussrechten sowie Die Freunde von Prokon e.V. beraten, ein Zusammenschluss von mehr als 10.000 Anlegern. Aufgrund der jüngsten Berichterstattung meldet sich GLS-Vorstandssprecher Thomas Jorberg zu Wort: Er sieht eine Übernahme durch EnBW (Solarify berichtete über die Pläne) kritisch.

Den Zeitungslesern bot sich am Wochenende ein widersprüchliches Bild. Es wurde berichtet, dass der ehemalige Wirtschaftsminister und Chef der RAG-Stiftung, Werner Müller, vor einer drohenden Zahlungsunfähigkeit großer Kraftwerksbetreiber wie Energie Baden-Württemberg (EnBW) warnt und eine Teilverstaatlichung der Unternehmen ins Gespräch bringt. Müller fragte: „Ist die öffentliche Hand vorausschauend zu einer Mithaftung bereit, solange die Atomkraftwerksbetreiber noch nicht insolvent sind?“ Er verwies auf die staatliche Mitverantwortung beim Atomausstieg, stellte aber auch „gravierende unternehmerische Fehlentscheidungen“ der Energiekonzerne fest.

EnBW-Anzeigenkampagne

Gleichzeitig veröffentlichte EnBW einen offenen Brief in Form einer großflächigen Anzeigenkampagne. EnBW versucht darin, die Gläubiger von Prokon davon abzuhalten, ihr Unternehmen in einer Genossenschaft weiter zu führen. In dem Brief heißt es: „Wir glauben, dass Prokon eine erfolgreiche Zukunft hat, wenn wir – die EnBW – […] die volle Verantwortung übernehmen.“ Dafür wolle EnBW erhebliche Mittel bereitstellen: „Wir werden in den nächsten Jahren 3,5 Milliarden Euro in erneuerbare Energien investieren und weitere 3 Milliarden in Stromnetze. […] Zusammen mit der EnBW kann Prokon seine Erfolgsgeschichte als Pionier der Windenergie fortsetzen.“

Dabei hat EnBW im letzten Jahr rund 450 Millionen Euro Verlust geschrieben. Der Kurswert der EnBW-Aktie ist in den vergangenen vier Jahren um rund 40% gesunken. Die Aktionäre von EnBW haben dadurch rund 2,6 Mrd. Euro an Wertverlust erlitten.

GLS Bank für Umwandlung von Prokon in Energiegenossenschaft

Bereits seit einem Jahr spricht sich die GLS Bank für die Umwandlung von Prokon in eine Energiegenossenschaft aus. Vorstandssprecher Thomas Jorberg erklärt: „Durch die Gründung einer Genossenschaft würden die engagierten Kapitalgeber zu stimmberechtigen Eigentümern. Sie könnten eine erfolgreiche Neuausrichtung von Prokon gewährleisten“.
Seit 1988 finanziert und fördert die GLS Bank regenerative Energien. Tausende von Wind- und Photovoltaikanlagen wurden mit den Kundeneinlagen der GLS Bank finanziert, in sehr vielen Fällen in der Form von Bürgerwind- bzw. Solarparks.

Das Angebot von EnBW, Prokon für 550 Millionen Euro zu kaufen, unterstreicht die Werthaltigkeit und Zukunftsfähigkeit des Windparkbetreibers. Fragwürdig ist allerdings, wie die EnBW das Genossenschaftsmodell öffentlich zu diskreditieren versucht.

EnBW-Chef Frank Mastiaux warnt vor vermeintlichen unternehmerischen Risiken – obwohl die Zeichner der Genussrechte diese bereits getragen haben. Als Genossen hätten sie die Chance, Prokon in einer zukunftsweisenden Struktur weiterzuentwickeln.

Die GLS Bank ist bereits mit Prokon über die Entwicklung verschiedener Projekte im Gespräch und sieht deren Finanzierung sehr positiv.

Die 1974 in Bochum gegründete GLS Bank setzt als sozial-ökologische Bank konsequent auf Transparenz und Nachhaltigkeit. Sie ist die einzige Bank, die werteorientierte Geldanlagen, alle Leistungen einer Hausbank, Finanzierungen, Beteiligungskapital, Stiftungen und Schenkungen aus einer Hand anbietet. Dazu arbeitet sie eng mit der GLS Treuhand zusammen, die u.a. maßgeblich bei der Gründung des Bündnis Bürgerenergie (BBEn) beteiligt war. Mit zielgerichtet sozial-ökologischen Investitionen bietet die GLS Bank ihren Mitgliedern und Kunden einen dreifachen Gewinn: menschlich, zukunftsweisend, ökonomisch.

->Quelle und mehr: