Klimawandel kaum im Bewusstsein

Klimawandel? Mir doch egal!

Amerikanische Meinungsforscher haben in 119 Ländern nachgefragt, was die Menschen vom Klimawandel halten. Ihr Resultat: Meistens kaum etwas. Während der weltweite wissenschaftliche Disput über den Klimawandel auf hohem Niveau abläuft, sehen viele die Anzeichen des menschengemachten Klimawandels wie Wetterextreme oder Überschwemmungen nicht als persönliche Bedrohung. Ein Artikel in Nature Climate Change (nach Süddeutsche Zeitung).

Überschwemmung bei Halle (Saale) – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft

Für ihre Studie über das Bewusstsein vom Klimawandel formulierte die Forschergruppe einfache Vermutungen, wie etwa: „Bildung steigert das Bewusstsein für den Klimawandel“. Oder: „Menschen, die Zugang zu Internet, Radio und Fernsehen haben, wissen mehr über den Klimawandel“. Auch hohe Einkommen und gute Gesundheit könnten das Bewusstsein für Umweltprobleme steigern. In 119 Ländern der Erde wurden Menschen gefragt: „Empfinden Sie die globale Erwärmung als bedrohlich?“ Die Antworten bestätigten die Vermutungen der Autoren. Die Wahrnehmung des Klimawandels ist in den Industrieländern besonders hoch (90 Prozent), in unterentwickelten oder Schwellen-Ländern wie Ägypten, Bangladesch, Nigeria und Indien besonders niedrig: Mehr als 65 Prozent der Befragten haben dort noch nie etwas vom Klimawandel gehört. Doch obwohl viele Europäer und Amerikaner Kenntnisse von Dürren und schmelzendem Eis bzw. Erfahrungen mit Starkregen oder Überschwemmungen haben, empfinden die meisten den Klimawandel nicht als persönliche Bedrohung.

Artikel in Nature Climate Change: Weltweite Wirkungsvariablen des öffentlichen Klimabewusstseins und der Risikowahrnehmung

Von: Tien Ming Lee, Ezra M. Markowitz, Peter D. Howe, Chia-Ying Ko & Anthony A. Leiserowitz

Kein Zweifel in der Arktis – die Eisberge vor Grönland nehmen ab – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft

Abstract: Der Klimawandel bedroht die menschliche Gesellschaft und die Ökosysteme der Natur; doch Umfragen ergaben, dass öffentliches Bewusstsein davon und Sorge darüber weit auseinanderklaffen. Im Folgenden beschreiben wir mit einer beispiellosen Übersicht über 119 Länder den relativen Einfluss von sozio-demografischen Merkmalen, der Geographie, des wahrgenommenen Wohlbefindens und von Überzeugungen auf das öffentliche Klimabewusstsein und die Risikowahrnehmung auf nationaler Ebene. Weltweit ist das Bildungsniveau der einzelnen der stärkste Anhaltspunkt für das Bewusstsein des Klimawandels. Das Verständnis seiner anthropogenen Ursachen ist die stärkste Wirkungsvariable für die Wahrnehmung des Klimawandels als Risiko, vor allem in Lateinamerika und Europa, während die Wahrnehmung der lokalen Temperaturänderungen die stärkste Wirkungsvariable in vielen afrikanischen und asiatischen Ländern ist. Aber auch andere mit der Öffentlichkeit und Risikowahrnehmung assoziierte wichtige Faktoren unterstreichen die Notwendigkeit, maßgeschneiderte Klima-Kommunikationsstrategien für einzelne Länder zu entwickeln. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Verbesserung der Grundbildung, des Klima-Wissens und das öffentliche Verständnis der lokalen Dimensionen des Klimawandels entscheidend für das öffentliche Engagement und die Unterstützung für den Klimaschutz sind.

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